Nach Schüssen in Gummersbach: Haben sich die Beamten strafbar gemacht?

Gummersbach in Sorge: Am Dienstag kam es nach einem Ladendiebstahl in der Innenstadt zu einer Schießerei. Ein Polizist und mehrere Passanten wurden verletzt. Der Vorfall wird nun von der Polizei Köln ermittelt.
Polizeibeamte untersuchen unter einem Zeltdach den Tatort in der Innenstadt. Nach Schüssen mit mehreren Verletzten hat die Polizei den Tatort weiträumig abgesperrt. Ein Polizist habe mit seiner Dienstwaffe geschossen und damit mindestens einen Menschen verletzt, berichteten Polizeisprecher. Foto: Henning Kaiser/dpa
Polizeibeamte untersuchen unter einem Zeltdach den Tatort in der Innenstadt. Nach Schüssen mit mehreren Verletzten hat die Polizei den Tatort weiträumig abgesperrt. Ein Polizist habe mit seiner Dienstwaffe geschossen und damit mindestens einen Menschen verletzt, berichteten Polizeisprecher. Foto: Henning Kaiser/dpa

In Gummersbach ist es am Dienstagmittag zu einer Schießerei gekommen, bei der mehrere Menschen verletzt wurden. Polizisten haben mitten in einer Einkaufsstraße mehrmals auf einen bewaffneten Mann geschossen und ihn schwer verletzt. Der 30-Jährige habe zuvor einen Beamten mit einem Messer im Gesicht verletzt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Zwei unbeteiligte Passanten durch Schießerei in Gummersbach verletzt

Zudem seien zwei Passanten bei dem Vorfall in der Fußgängerzone durch Kugeln verletzt worden: Ein 43-Jähriger sei am Gesäß getroffen worden und befinde sich im Krankenhaus. Zudem habe ein 74-Jähriger einen Streifschuss am Oberkörper erlitten und sei ambulant versorgt worden. Zunächst war nur von einem verletzten Unbeteiligten die Rede gewesen.

Der „Bild“ berichtete eine Zeugin: „Wir hörten draußen Schreie und sahen, wie Menschen aufgeregt auf der Straße herumliefen. Dann sah ich die Polizei und dann einen Mann mit einem Gegenstand in der Hand, der wie ein Messer aussah.“

Der Einsatzort liegt nicht weit vom Gummersbacher Bahnhof. Im direkten Umfeld liegen Geschäfte und Cafés. Bei vielen Menschen in der Stadt sorgte der Einsatz deshalb für Aufregung. Die Polizei machte aber schnell klar, dass keine Gefahr mehr für Unbeteiligte bestehe.

Am Nachmittag war der Tatort vor einem Backshop abgesperrt, Spezialisten der Spurensicherung waren vor Ort. Patronenhülsen lagen auf den Pflastersteinen. In den Schaufenstern des Backshops waren Einschusslöcher zu erkennen. Ein Zelt sollte mögliche Spuren vor dem starken Regen schützen.

Was ist in Gummersbach passiert?

Die Polizisten seien am Dienstagmittag alarmiert worden, weil der 30-Jährige „nach einem angezeigten räuberischen Diebstahl in einem nahe gelegenen Supermarkt überprüft werden sollte“, schrieben die Ermittler. Er soll mehrere Dosen Bier gestohlen und einer Mitarbeiterin, die dies bemerkte, ins Gesicht geschlagen haben. Als die vier Polizisten den Verdächtigen wenig später stellten, soll er sie mit einem Messer bedroht und einem von ihnen eine Schnittverletzung im Gesicht zugefügt haben. Danach sei der Mann zunächst weggerannt, habe dann aber kehrtgemacht und sei auf die Beamten zugelaufen. Daraufhin hätten mehrere Polizisten Schüsse abgegeben.

Niedergeschossener Mann in Gummersbach „in stabilem Zustand“

Der 30-jährige Mann liege noch im Krankenhaus, sein Zustand sei stabil, teilte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Ulrich Bremer, am Mittwoch mit.

„Wer wann wie oft wohin geschossen hat, ist Gegenstand intensiver Ermittlungen“, erklärte Oberstaatsanwalt Bremer. Der Täter sei mehrfach getroffen worden. Gegen ihn wird wegen räuberischen Diebstahls, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Ob sich die beteiligten Beamten strafbar gemacht haben, untersucht aus Neutralitätsgründen die Polizei in Köln. Dabei geht es laut Staatsanwaltschaft vor allem um die Frage, ob die Beamten aus Notwehr handelten. Die Kölner Polizei befragt dazu Zeugen und wertet Videos von Passanten aus. Mit zeitnahen Ermittlungsergebnissen sei nicht zu rechnen.

Der Vorfall in Gummersbach wird auch Thema im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags. Die SPD-Fraktion hat für die Sitzung am 23. November einen mündlichen Bericht der Landesregierung angefordert.

dpa