Hauseinsturz im Sauerland: Todesopfer geborgen – weitere Menschen in Lebensgefahr

Nach einer Gasexplosion ist ein Haus im Sauerland zerstört worden – nun wurde eine Leiche geborgen.
Verletzte bei Explosion in Hemer
Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß des Hauseinsturzes im Sauerland. Foto: Christoph Reichwein/dpa-TNN/dpa
Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß des Hauseinsturzes im Sauerland. Foto: Christoph Reichwein/dpa-TNN/dpa

Tiefe Trauer im Sauerland nach dem Hauseinsturz! Gasgeruch liegt in der Luft, ein großer Schutthaufen und zahlreiche Einsatzkräfte in einem ansonsten ruhigen Wohngebiet im sauerländischen Hemer zeugen noch von dem tragischen Unglück am Freitagabend. Feuerwehrleute gehen umher, um am Trümmerfeld und einem Gastank die Gaskonzentration zu messen. Das durch eine heftige Explosion komplett zerstörte Haus liegt im Süden der 40.000-Einwohnerstadt, auf einer Anhöhe, umgeben von kleinen Wegen.

Während an der rund 100 Meter entfernten Hauptstraße das Leben am Samstagmittag bereits wieder wie gewohnt weitergeht, trifft der nordrhein-westfälische Innenminister am Unglücksort ein. Nach dem Hauseinsturz mit einem Todesopfer zeigt er sich bestürzt und betroffen. „Wir sind alle in Gedanken bei den Angehörigen der toten Frau. Es ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Gestern Abend haben wir noch gehofft, dass es doch gut geht. Aber wenn man diesen Riesenhaufen sieht, weiß man, das war nicht so ganz wahrscheinlich“, sagte Herbert Reul am Samstagmittag vor den Trümmern des durch eine Gasexplosion völlig zerstörten Wohnhauses.

Weitere Geborgene in Lebensgefahr

Neben der am Morgen tot geborgenen 57-jährigen Frau gibt es zwei lebensgefährlich verletzte Personen: Eine 32-jährige Frau und einen 36-jährigen Mann. Das ergänzte die Polizei am Mittag in einer Mitteilung, nachdem die Identitäten aller Opfer zweifelsfrei geklärt waren. Alle wohnten in dem Mehrfamilienhaus. Besucher oder Gäste gab es zum Zeitpunkt der Explosion am Freitagabend gegen 19.00 Uhr nicht.

Nach Angaben der Feuerwehr sind keine weiteren Menschen mehr unter den Trümmern verschüttet. „Nach dem jetzigen Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass keine Personen mehr unter den Trümmern liegen“, sagte Feuerwehrsprecher Andreas Schulte. Am Samstagmorgen gegen 9.00 Uhr hatten die Einsatzkräfte die 57-Jährige nur noch tot bergen können.

Zuvor hatte es zunächst gute Nachrichten gegeben. Gegen 3.00 Uhr und 3.45 Uhr konnten die Einsatzkräfte sich durch das Trümmerfeld zu einem 36-Jährigen und einer 32-Jährigen arbeiten und sie bergen. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht, schweben nach Auskunft von Feuerwehrsprecher Andreas Schulte und Hemers Bürgermeister Christian Schweitzer (CDU) aber in Lebensgefahr. „Es ist ein sehr tragischer Vorfall. Jetzt geht es erstmal darum, dass die beiden schwer verletzten Personen optimal versorgt werden. Meine letzte Information war, dass sie noch um ihr Leben kämpfen“, sagte Schweitzer der Deutschen Presse-Agentur.

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Auch Reul war mit den Gedanken bei den beiden Schwerstverletzten: „Wir alle hoffen und beten, dass die, die im Krankenhaus sind und um ihr Leben kämpfen, dass sie es schaffen und durchkommen“, betonte Reul, der den vielen Einsatzkräfte ausdrücklich dankte. «Vom Baggerführer bis zu Polizei, Feuerwehrleuten, THW oder Rotem Kreuz – wir können schon sehr, sehr froh sein, dass wir in NRW so viele Menschen im Ehrenamt oder Beruf engagieren und so kompetent sind. Sie wissen, was zu tun ist in so einem Moment. Und wenn man die Jungs und Mädels sieht, in deren Gesichtern, dann weiß man, was das für eine Anstrengung war und ist.»

Man sei „froh, dass wir zwei Menschen retten konnten“, erklärte Schulte. Die Unglücksstelle sei jetzt an die Kriminalpolizei für die weiteren Ermittlungen übergeben worden. Vor allem die genaue Ursache der Gasexplosion soll herausgefunden werden. „Wir unterstützen die Polizei noch weiter mit unserem Personal“, so der Feuerwehrsprecher.

Am Freitagabend waren bereits kurz nach der Explosion zwei Personen gerettet worden. Beide seien nach Auskunft von Bürgermeister Schweitzer nur leicht verletzt worden. Drei der insgesamt acht Bewohner des Sechs-Parteien-Hauses waren den Angaben zufolge zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht zu Hause gewesen.

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Gebäude ist komplett eingestürzt

Laut Schweitzer sind angrenzende Wohnhäuser ebenfalls durch die Detonation leicht beschädigt worden. Dabei handele es sich aber nur um „zerstörte Fensterscheiben“. Zwei weitere Menschen, die sich in der Nähe aufhielten, hätten durch herumfliegende Trümmerteile leichte Verletzungen erlitten. Ihnen gehe es aber gut. „Ich bin froh, dass den Nachbarn nichts passiert ist. Fenster kann man neu kaufen. Aber das ist nur ein kleines Problem. Die sind alle gesund und ich hoffe, dass die in der nächsten Nacht wieder ruhig schlafen können“, sagte Reul.

Neben dem Innenminister und Schweitzer war auch der Landrat des Märkischen Kreises, Marco Voge (CDU), an der Unglücksstelle, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Wie er dankte auch Schweitzer den Rettungskräften, darunter auch Polizei-Hundestaffeln. „Sie alle haben alles gegeben und unsere größte Anerkennung verdient.“

Nachdem am Vormittag feststand, dass keine Person mehr vermisst wurde, begann die Kriminalpolizei mit weitergehenden Ermittlungen, vor allem zur genauen Ursache der Explosion. „Den Rest müssen jetzt die Ermittler machen. Da muss jetzt in Ruhe abgewartet werden, denen müssen wir auch Zeit geben“, sagte Reul.

Bereits am Freitagabend waren zwei Verletzte geborgen worden. Eines der Opfer befand sich mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, sei aber nicht in Lebensgefahr. Der Mann habe weit oben auf dem Trümmerberg gelegen, berichtete Feuerwehrsprecher Schulte. Die andere Person war den Angaben zufolge nur leicht verletzt worden.

Bei dem Haus soll es sich um ein Sechs-Parteien-Haus mit acht Bewohnern gehandelt haben. Drei der insgesamt acht Hausbewohner seien zum Zeitpunkt des Einsturzes wohl nicht zu Hause gewesen, hieß es von der Polizei. Das Gebäude sei komplett eingestürzt. „Es steht kein Stein mehr auf dem anderen“, sagte Feuerwehrsprecher Schulte. „Ich habe schon einige Gebäude nach einer Gasexplosion erlebt, aber eine komplette Zerstörung in einem solchen Ausmaß habe ich selbst noch nicht vorgefunden“, fügte er später hinzu.

Ein Statiker musste derweil klären, ob und wie viel die Nachbarhäuser abbekommen hatten. Für den Fall einer Evakuierung stand ein Bus bereit. Der Bereich um den Unglücksort wurde weiträumig abgesperrt. Wie viele Menschen zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Haus waren, war noch unklar. Hemer ist eine 34.000-Einwohner-Stadt im Märkischen Kreis im Sauerland. Es ist die östliche Nachbarstadt von Iserlohn.

dpa