NRW steht bislang heißester Tag des Jahres bevor – 40 Grad möglich

Sonne, kein Regen – eigentlich ja ein guter Sommertag für Freibad oder Biergarten. Nicht bei für Deutschland so außergewöhnlichen Temperaturen, wie sie am Dienstag bevorstehen. Zumindest nicht für Alte, Pflegebedürftige oder Kinder, die von der Hitze gefährdet sind.
Hitze Thermometer
Ein Thermometer an einer Hauswand zeigt Temperaturen in Richtung der 40-Grad-Marke an. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Ein Thermometer an einer Hauswand zeigt Temperaturen in Richtung der 40-Grad-Marke an. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Die Hitzewelle hat Nordrhein-Westfalen erreicht. Es werden sehr hohe Temperaturen erwartet. Am Dienstag kann es am Niederrhein lokal bis zu 40 Grad heiß werden, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Essen am Montag mitteilte. Und in den anderen Landesteilen sollen die Temperaturen nur wenige Grad darunter bleiben.

Die größte Hitze werde im Gebiet zwischen Köln und Kleve an der Grenze zu den Niederlanden erwartet, dazu zählten etwa auch Düsseldorf und Duisburg, sagte der DWD-Meteorologe Malte Witt. Auch südlich von Köln in Richtung Euskirchen könne es ähnlich heiß werden. Im Rest von NRW sind 36 Grad und mehr vorhergesagt.

Der Wind soll dabei nur schwach bis mäßig wehen, regnen soll es nicht. In der Nacht zum Mittwoch kann es zwar vereinzelte Schauer und Gewitter geben. Die Temperaturen bleiben aber verbreitet bei mehr als 18 Grad. Das bevölkerungsreichste Bundesland ist mit Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg am stärksten von der Hitze betroffen. Laut DWD wird der Dienstag voraussichtlich der bislang heißeste Tag des Jahres.

Anstrengungen vermeiden, viel trinken

Diese sei „ein großes Risiko für die menschliche Gesundheit“, sagte Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD, am Montag. „In heißen Sommern steigen die hitzebedingten Todesfälle deutlich an.“ Zu dem Ergebnis war etwa auch ein am Montag in Berlin vorgestelltes Projekt zu den Kosten der Klimawandelfolgen in Deutschland gekommen. Dieser Prognos-Studie zufolge führte die hohe Zahl an heißen Tagen auch zu einer statistisch sichtbaren Übersterblichkeit. Die hohe Hitze in den Jahren 2018 und 2019 habe hierzulande zu insgesamt mindestens 7500 Todesfällen geführt.

In ganz NRW gelten am Dienstag amtliche Warnungen vor Hitze. Gesunde Menschen sind allgemein zwar nicht gefährdet, solange sie genug trinken und anstrengende Aktivitäten vermeiden, wie das NRW-Umweltministerium mitteilte. Zu Risikogruppen gehörten aber etwa ältere und pflegebedürftige Menschen, Kinder sowie Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen oder einem hohen Alkohol- oder Kaffeekonsum.

Man solle mindestens zwei Liter pro Tag trinken, kleine und leichte Mahlzeiten einnehmen, Anstrengungen vermeiden und wenn möglich im Schatten bleiben. In den kühleren Morgen- und Abendstunden solle man ausgiebig lüften, tagsüber die Fenster aber geschlossen lassen und mit Vorhängen oder Rollläden verdecken.

Ozonwerte in Leverkusen überschritten

In Köln will die Stadt stärker als zuvor über Hitze informieren – eine Konsequenz auf das Ende Juni abgeschlossene Projekt „Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter“. Seniorinnen und Senioren beziehen ihre Informationen demnach in erster Linie von lokalen Radiosendern und aus dem Fernsehen. Informiert werden soll über Infotafeln im Nahverkehr und weiter über ein Online-Hitzeportal. Zwar sind alte Menschen nicht so viel im Internet unterwegs. Die Stadt setzt aber auf Multiplikatoren wie Heimleitungen. Köln hat außerdem 13 Trinkwasserspender aufgestellt.

Am heißesten werde es „entgegen dem Klischee der Mittagshitze“ in den frühen Abendstunden, sagte DWD-Meteorologe Witt. Dass am Dienstag Allzeit-Hitzerekorde fallen, halte er zwar für unwahrscheinlich “ er wolle es aber auch nicht komplett ausschließen. Am 25. Juli 2019 hatte der DWD mit 41,2 Grad in Duisburg-Baerl und Tönisvorst (Kreis Viersen) die höchsten Temperaturen in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn gemessen.

In Leverkusen wurden am Montag 194 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen und damit die Informationsschwelle überschritten, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz mitteilte. Rund 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung reagieren demnach besonders empfindlich auf Ozon. Mögliche Symptome sind Schleimhautreizungen, Atemwegsbeschwerden sowie Kopfschmerzen bis zur Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Am Dienstag werden laut Prognose vor allem in Norden von NRW noch höhere Ozonwerte erwartet.

Brandgefahr in ganz NRW sehr hoch

Neben der Hitze haben Natur und Menschen in NRW weiter mit Trockenheit zu kämpfen. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung meldet für weite Teile des Bundeslands moderate, schwere, extreme und teils sogar außergewöhnliche Dürre. Der DWD-Waldbrandgefahrenindex – in den zum Beispiel Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmenge einfließen – steht in ganz NRW mindestens auf der zweithöchsten Stufe 4: „Hohe Gefahr“. Westlich von Köln gilt um drei DWD-Stationen in den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg sogar die höchste Warnstufe.

In Ostwestfalen-Lippe werden die Wälder laut der Bezirksregierung Detmold am Dienstag und Mittwoch per Flugzeug auf mögliche Brände hin kontrolliert. Das NRW-Innenministerium hatte am Montag alle Regierungsbezirke zu solchen Überwachungsflügen aufgefordert. Neben dem Waldbrandgefahrenindex ist vielerorts auch der sogenannte Graslandfeuerindex hoch. Die Bezirksregierung Detmold mahnte, man solle mit dem Auto nur auf befestigten Flächen parken.

Wie schnell es gefährlich werden kann, zeigte ein Fall auf einem Feld bei Essen: Dort lief am Montagmittag die Bremse eines Mähdreschers heiß und entzündete das staubtrockene Feld darunter, wie die Polizei mitteilte. Der Brand habe rasend schnell um sich gegriffen – obwohl wenig Wind wehte. Bald brannte eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld. Ein noch größeres Feuer wurde demnach unter anderem verhindert, weil Landarbeiter mit Radladern Furchen ums Feuer gruben.

Keine Zigaretten achtlos wegwerfen

Angesichts der Brandgefahr werden in Mönchengladbach und Bielefeld die öffentlichen Grillzonen gesperrt. Schon eine achtlos weggeworfene Zigarette könne derzeit Gräser rasch entzünden, warnte die Stadt Mönchengladbach am Montag.

In Münster werden Bäume mit Hunderttausenden Litern Wasser aus Hallenbädern bewässert. Die Chlorung sei rechtzeitig abgestellt worden, das filtrierte Wasser könne man ohne Bedenken zum Gießen nutzen, hieß es. Die Bäder werden laut der Stadt aber sowieso für Wartungsarbeiten und zur Reinigung trockengelegt. Es handelt sich also nicht etwa um eine direkte Reaktion auf die aktuelle Trockenheit.

In NRW war es bereits am Montag mit Temperaturen von teils weit über 30 Grad sehr heiß geworden. Nach dem Dienstag kühlt es laut DWD zwar etwas ab, es werden aber noch immer Temperaturen von 28 bis 35 Grad am Mittwoch und 24 bis 27 Grad am Donnerstag erwartet.

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dpa