Das extreme Winterwetter hat der Polizei in Nordrhein-Westfalen innerhalb von 24 Stunden insgesamt 720 Einsätze beschert. Das berichtete ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei am Montagmorgen. Von Sonntagmorgen 6.00 Uhr bis Montagmorgen 6.00 Uhr seien die Beamten zu 507 witterungsbedingten Unfällen gerufen worden.
Bei den Unfällen habe es einen Toten und 37 leicht verletzte Personen gegeben. In Duisburg war am Sonntag ein Wagen von der Straße abgekommen und in einem Bach gelandet. Dabei starb der Fahrer.
Die Polizei habe zwar eine erhöhte Zahl von Einsätzen gehabt, sagte der Sprecher. „Für das, was vorher angekündigt war, ist es aber noch im Rahmen geblieben.“ Der Gesamtschaden wird auf 1,7 Millionen Euro geschätzt.
Schneemassen sorgen für schwierigen Wochenstart in Teilen NRWs
Die Schneemassen vom Wochenende werden in den nördlichen Landesteilen Nordrhein-Westfalens auch am Montag für erhebliche Verkehrsbehinderungen sorgen. Polizeibehörden rieten Autofahrern, deutlich mehr Zeit für die Fahrt zur Arbeit einzuplanen. Im öffentlichen Nahverkehr wollen die Verkehrsbetriebe ihren am Sonntag eingestellten Betrieb am Montagmorgen wieder aufnehmen und hoffen auf bis dahin freigeräumte Straßen. Die Deutsche Bahn rechnet auch am Montag mit Verspätungen und Zugausfällen und rät Reisenden, sich eine Stunde vor Abfahrt über die geplante Fahrt zu informieren. Am Sonntag hatte der Bahnverkehr in Westfalen und im Ruhrgebiet wetterbedingt fast völlig eingestellt werden müssen.
Die Uniklinik Münster behandelt am Montag nur Notfälle. Patienten, die am Montag für einen stationären Eingriff oder eine ambulante Behandlung kommen wollten, werden gebeten, zuhause zu bleiben. „Sie werden in den kommenden Tagen zur Vereinbarung eines neuen Termins kontaktiert“, teilte die Klinik mit. Das Klinikum gab als Grund an, dass viele Mitarbeiter im Umland wohnen und nur eingeschränkt zur Arbeit kommen können.
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Heftiger Schneefall in Verbindung mit starkem Wind hatte am Sonntag vor allem im Münsterland und Ostwestfalen für teilweise chaotische Straßenverhältnisse gesorgt. Die Stadt Detmold berichtete von bis zu zwei Meter hohen Schneeverwehungen. Auf den Autobahnen gab es massive Behinderungen durch liegengebliebene Lastwagen, auf den Straßen wurden Hunderte Unfälle gezählt – die meisten gingen zum Glück glimpflich aus. Räumfahrzeuge waren seit Samstagabend pausenlos im Einsatz – ein starker Ostwind hatte dafür gesorgt, dass geräumte Straßen in kürzester Zeit wieder mit verwehtem Schnee bedeckt wurden.
In Wuppertal mussten Einsatzkräfte sechs Menschen aus einer Schwebebahn befreien. Die Fahrgäste wurden mit Drehleitern aus luftiger Höhe befreit. Alle blieben unverletzt. In Hagen brach ein Zirkuszelt unter der Schneelast zusammen. Alle darin befindlichen Tiere bleiben unversehrt. In Duisburg musste die Feuerwehr anrücken, weil fünf Häuser im Ortsteil Baerl direkt am Rhein von der Außenwelt abgeschnitten waren. Räumfahrzeuge waren in den zum Teil 1,50 Meter hohen Schneewehen stecken geblieben, wie die Polizei in der Nacht bestätigte.
In Bielefeld sperrte die Polizei rund zwei Stunden lang die Autobahn 2 am Bielefelder Berg, weil die Räumfahrzeuge nicht hinterherkamen. In Münster blieben sogar große Räumfahrzeuge im Schnee stecken und mussten von Traktoren und Feuerwehrfahrzeugen freigeschleppt werden.
Im Ruhrgebiet, in Südwestfalen und am Niederrhein sorgte am Morgen hingegen Eisregen für spiegelglatte Straßen. Auf den Autobahnen ging es vielerorts nur im Schneckentempo voran.
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Die schwierigen Verkehrsbedingungen könnten auch Auswirkungen auf den Start der Corona-Impfzentren haben, in denen am Montag landesweit erstmals Menschen ab 80 Jahren geimpft werden sollen, die zu Hause leben. Das NRW-Gesundheitsministerium hatte am Sonntagabend betont, dass wegen des Wintereinbruchs kein Impftermin verloren geht. Die Impfzentren in Nordrhein-Westfalen würden wie geplant am Montag öffnen. Impftermine sollten nach Möglichkeit eingehalten werden.
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Wer sich wetterbedingt nicht in der Lage sieht, den Termin wahrzunehmen, kann auch am Dienstag kommen – zur gleichen Uhrzeit wie zum ursprünglichen Termin am Montag und ausdrücklich ohne vorherige telefonische Anmeldung.
Der Kreis Steinfurt bietet allen Bürgern einen Abholservice an. Wer diesen Service in Anspruch nehmen möchte, soll am Montag ab 9.00 Uhr eine Hotline anrufen. Große Unternehmen aus der Region würden diesen Abholservice möglich machen, teilte der Kreis mit.
Lkw-Fahrverbot auf Autobahnen in Westfalen
Auf den Autobahnen in Westfalen gilt noch bis Montagmittag um 12 Uhr ein Fahrverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen. Grund dafür sind laut Autobahn Westfalen der anhaltende Schneefall. Zudem seien einige Autobahnen so stark vereist, dass es derzeit unmöglich sei, die Fahrbahnen komplett eis- und schneefrei zu bekommen. Die Polizei Bielefeld berichtete von überfüllten Parkplätzen für Lastwagenfahrer an den Autobahnen.
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Das Fahrverbot war in der Nacht von Samstag auf Sonntag zunächst in den Regierungsbezirken Detmold und Münster, später auch im Regierungsbezirk Arnsberg angeordnet worden.
Weitere Einschränkungen für Bahnreisende
Bahnreisende müssen sich nach dem heftigen Wintereinbruch in Nordrhein-Westfalen weiterhin auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Im Fernverkehr sei besonders der Knotenpunkt Dortmund betroffen, wie die Deutsche Bahn am Montagmorgen mitteilte. Es werde mit Verzögerungen bis zum Vormittag gerechnet.
Auch der Nahverkehr bleibt in weiten Teilen Westfalens vorerst bis 9.00 Uhr eingestellt. Folgende Linien fallen demnach aus: RE2, RE17, RE18, RE42 sowie zahlreiche Regionalbahn- und S-Bahn-Linien. Die Deutsche Bahn rät allen Reisenden und Pendlern, die ihre Fahrt nicht verschieben können, ihre Verbindung rechtzeitig vor dem geplanten Fahrtantritt zu überprüfen.
Weiterhin Schneefälle und Frost in NRW – „Es wird eiskalt“
Besserung ist nicht in Sicht. So soll es in NRW auch am Montag wieder zu heftigen Schneefällen und frostigen Temperaturen kommen. Spitzenreiter beim Neuschnee sei Ostwestfalen-Lippe mit bis zu zehn Zentimetern, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen. Bis zum Nachmittag würden im restlichen Bundesland vielerorts ein bis fünf Zentimeter Neuschnee fallen. Vor allem in der Nordhälfte des Bundeslandes rechnet die Expertin bei frischem bis starkem Ostwind mit Schneeverwehungen.
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Dazu bleibt es frostig, denn es strömt arktische Polarluft nach Nordrhein-Westfalen. „Es wird eiskalt“, sagte die Meteorologin. „So etwas habe ich in den vergangen acht Jahren nicht gesehen.“ In Ostwestfalen liegen die Temperaturen bei minus zehn Grad. Im Südwesten bleibt es ein wenig wärmer mit minus vier Grad. In der Nacht zum Dienstag sinken die Temperaturen dann sogar auf strengen Frost zwischen minus 10 und minus 15 Grad.
Laut der Wetterexpertin wird der Frost noch eine Weile andauern, wahrscheinlich bis Sonntag. Im Wochenverlauf komme jedoch die Sonne dazu: „Schnee mit Sonne, das sollte doch die meisten Leute freuen.“
dpa