NRW: Menschen fürchten sich vor Internetbetrug und Einbrüchen

Bei der Kriminalität gehen Sorgen und reale Risiken zum Teil stark auseinander. Das ist ein Ergebnis einer großen Studie mit allein 37.000 Befragten in NRW. Ein anderes: Nicht einmal jede dritte Straftat wird angezeigt und erfasst.
Foto: dpa/Silas Stein
Ein Einbrecher versucht, in ein Gebäude einzusteigen (Symbolbild). Foto: dpa/Silas Stein
Ein Einbrecher versucht, in ein Gebäude einzusteigen (Symbolbild). Foto: dpa/Silas Stein

Eine Studie hat nun festgestellt, wovor die Menschen in Nordrhein-Westfalen am meisten Angst haben. In Sachen Kriminalität fürchten sich die Menschen in NRW am meisten, Opfer von Wohnungseinbrüchen und Internetbetrug zu werden. Das hat die bislang größte deutsche Studie zu Kriminalität und Sicherheitsgefühl der Menschen ergeben. Allein in Nordrhein-Westfalen waren dafür 37.000 Menschen befragt worden. NRW-Ergebnisse wurden am Mittwoch vom Landeskriminalamt veröffentlicht.

Die Sorge, im Internet betrogen zu werden (42,2 Prozent), lag dabei noch vor der Sorge vor einem Wohnungseinbruch (31,9 Prozent). Befragt nach realen Erfahrungen mit Kriminalität lagen Straftaten im Internet (13,9 Prozent) vor Betrug (12,4), Sachbeschädigung (11,7) und Fahrraddiebstahl (7,0). Erfahrungen mit versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüchen gaben 5,2 Prozent an.

Wenig vorurteilsgeleitete Gewalt in NRW

Erfahrungen mit Gewaltkriminalität im abgefragten Zeitraum (November 2019 bis Oktober 2020) machten laut Befragung 12,8 Prozent, zumeist habe es sich dabei um verbale Gewalt im Internet (5,6 Prozent) gehandelt. 0,57 Prozent berichteten von Gewaltandrohungen, 0,08 Prozent von Körperverletzungen mit Waffe, 0,39 Prozent von Körperverletzungen ohne Waffe und 0,14 Prozent von sexueller Gewalt.

Selten seien Erfahrungen mit vorurteilsgeleiteter Gewalt. Zwischen 0,05 und 0,30 Prozent der Befragten führten Körperverletzungen auf Vorurteile gegenüber ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer Herkunft, ihrem sozialen Status, ihrem Alter, ihrer Behinderung oder ihrer politischen Einstellung zurück.

Internetkriminalität wird kaum angezeigt

Das Anzeigeverhalten der Bevölkerung variiert der Studie zufolge sehr stark abhängig vom Delikt: Während bei Gewinnspielbetrug nur 5 Prozent der Betroffenen Anzeige erstatteten, waren es beim Diebstahl des Autos fast 100 Prozent. Insgesamt wurde nur knapp jede dritte Straftat angezeigt.

Besonders Formen psychischer Gewalt und Beleidigungen im Internet finden deshalb selten Eingang in die Kriminalitätsstatistik – weil sie nicht angezeigt werden. So lag die Anzeigequote bei Beleidigungen im Internet bei nur 0,8 Prozent. Erstaunlich: Selbst bei Körperverletzungen mit Waffen wurde nicht einmal die Hälfte (48 Prozent) der Gewalttaten angezeigt.

Migranten trauen Polizei deutlich weniger

Die Erfahrungen mit der Polizei waren laut Studie ganz überwiegend positiv. Die Polizei wurde als bürgerfreundlich (93 Prozent), rücksichtsvoll (89,7 Prozent), professionell (92 Prozent) und mitfühlend (74,2 Prozent) eingestuft. Menschen mit Migrationshintergrund vertrauten der Polizei allerdings signifikant weniger als Befragte ohne Migrationshintergrund.

Für die Studie waren in Nordrhein-Westfalen über 37.000 Menschen ab 16 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Kriminalität, ihrem Anzeigeverhalten und ihrem Sicherheitsgefühl befragt worden. Ebenso wurden sie um Angeben zu ihrer Einstellung gegenüber der Polizei und zur Bewertung der polizeilichen Arbeit gebeten.

dpa