Karneval in NRW: Folgt jetzt die neue Corona-Welle?

Zum Höhepunkt der fünften Jahreszeit wird in ganz NRW wieder getanzt, gefeiert und geschunkelt. Hat das zur Folge, dass nach dem Feierlichkeiten die Corona-Zahlen wieder zunehmen?
Karneval Köln Corona
Foto: Marius Becker/dpa
Foto: Marius Becker/dpa

Nachdem Karnevalsveranstaltungen in NRW und Deutschland die vergangenen zwei Jahre Corona-bedingt nicht stattgefunden haben, kann jetzt endlich wieder ohne Beschränkungen gefeiert werden.

Angst vor möglichen Ansteckungen scheinen die meisten Karnevalisten dabei nicht zu haben. Zur Weiberfastnacht versammelten sich Tausende Menschen in den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf, um mit Gleichgesinnten ausgelassen zu schunkeln. Doch wie schätzen Experten die Corona-Lage zu Karneval ein?

Karneval in NRW: Zahl der Infektionen wird zunehmen

Für Axel Gerschlauer, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, spiele Corona keine Rolle mehr: „Die Sache ist einsortiert, das Virus hat keinerlei Sonderstellung mehr verdient“, sagt er dem Kölner Stadtanzeiger.

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Die Zahl der Infektionen werde nach den Karnevalsveranstaltungen aber dennoch steigen. Volle Kneipen und zahlreicher Körperkontakt sind ideal für eine Verbreitung des Virus. Doch nicht nur bei Corona sei dies der Fall. „Die Woche nach Karneval ist für uns die Hauptarbeitswoche im Jahr, denn dann gehen erfahrungsgemäß alle Atemwegserkrankungen hoch“, so Gerschlauer.

Corona-Zahlen in NRW: Verkäufe von Selbsttests steigen

Auch der Sprecher des Apothekerverbandes, Thomas Preis, ist sich sicher, dass die Infektionszahlen nach den Karnevalsfeiern in NRW wieder steigen werden. „Die Zahl der positiv auf Corona Getesteten geht in unseren Teststellen steil nach oben. In den letzten vier Wochen hat sich die Positivrate verdoppelt. Wir sind im Austausch mit den Hausärzten und sehen auch an den Nachfragen in unseren Apotheken, die Infektionswelle nimmt jetzt wieder erheblich an Fahrt auf. Wir werden in der kommenden Woche sicherlich sehr viel mehr Infektionen haben“, sagt er im Gespräch mit dem Kölner Stadtanzeiger. Der Verkauf von Corona-Selbsttest nehme in den Apotheken ebenfalls wieder zu.

Trotz alledem will der Apotheker den Karnevalisten nicht den Spaß nehmen. Impfungen, mehrfache Infektionen und das Ausbleiben weiterer Mutationen haben die Pandemie unter Kontrolle gebracht. Nach den Jahren der Isolation seien dem Apotheker Freude und Ausgelassenheit sehr wichtig. Wer Karneval in den Kneipen feiert, könne ohnehin keinen Abstand halten, so Preis.

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Gleichzeitig betont er aber auch: „Wer eine Erkältung hat, sollte eine Maske tragen und wer Corona-positiv ist, sollte auf Feiern verzichten.“ Auch wer gerade eine Infektion hinter sich hat, solle Vorsicht walten lassen. „Genesene sind für viele Tage sehr leicht empfänglich, neue Infektionen zu bekommen, das stellen wir fest. Sie haben für einige Zeit keinen gut funktionierenden Immunschutz.“

Karneval in NRW: Virologe will „einen Schlussstrich ziehen“

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck wird dieses Jahr ebenfalls wieder am Höhepunkt der fünften Jahreszeit teilnehmen. Doch haben wir nichts aus dem Corona-Jahr 2020 gelernt? Die Große Kappensitzung des Karnevalvereins „Langbröker Dicke Flaa“ im Bürgertreff Gangelt-Langbroich stellte sich als erstes Corona-Superspreader-Event in Deutschland heraus und infizierte fast die Hälfte der etwa 450 Teilnehmer mit dem damals noch neuartigen Virus.

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„Da hätte es gar keine Karnevalsfeier geben müssen. Natürlich sind die eher schon auch prädestiniert für so ein Superspreading-Event, aber das hätte überall sein können.“, blickt der Virologe zurück. Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, sei es für den Bonner wichtig, an diesen „Ort mit Geschichte“ zurückzukehren. „Für mich ist es ein bisschen ein Abschluss der Pandemie. Es ist nicht komplett unbeschwert, aber es ist in meinen Augen auch wichtig, einen Schlussstrich zu ziehen.“