ADAC: Hohes Unfallrisiko wegen Lkw-Falschparkern an Raststätten

Einige Zehntausend Parkplätze für Lastwagen fehlen im Moment in Deutschland. Das führt mitunter zu lebensgefährlichen Situationen. Nun hat sich der ADAC die Lage in NRW genauer angeschaut.
Parkende LKW Rastplatz
Foto: Uli Deck/dpa
Foto: Uli Deck/dpa

Falsch parkende Lastwagen sind ein großes Sicherheitsrisiko auf vielen Rastplätzen an Autobahnen in NRW. Der ADAC hat dies nun analysiert und dabei erschreckende Ergebnisse zu Tage gefördert. Teils entstünden so hochriskante Situationen, teilte der Autoclub am Dienstag in Köln mit. Etwa wenn Laster im Ein- und Ausfahrtbereich der Anlagen abgestellt seien oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Zu Unmut bei Autofahrern führen immer wieder auch Lastwagen, die auf nicht für sie freigegebenen Parkflächen wie Pkw- oder Wohnmobil-Stellplätzen stehen.

„Überall sind Rastanlagen verstopft“, kritisierte Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC in NRW. Doch wenn Lkw etwa an Ein- und Ausfahrten stünden, gebe es immer wieder schreckliche Unfälle. „Warum machen manche Fahrer das trotzdem? Dahinter steckt oft die pure Verzweiflung, weil einfach kein Parkplatz gefunden wurde“, so Suthold. Die Suche nach einer Stellfläche, um vorgeschriebene Ruhezeiten einzuhalten, setze die Fahrer unter Druck.

„Die Stellplätze reichen hinten und vorne nicht und das, obwohl das Problem seit Jahrzehnten bekannt ist und sich zunehmend verschärft“, monierte der ADAC-Verkehrsexperte. Zwei Anlagen, die überprüft werden sollten, hätten die Tester nicht mal unter die Lupe nehmen können, weil es für sie selbst keine Parkmöglichkeit gab.

Viele Verstöße in kurzer Zeit

Bei 13 von 18 in NRW untersuchten Rastplätzen an der A1, A2, A3, A4, A45 und A61 stellte der ADAC den Angaben nach schwerwiegende Parkverstöße fest. Auf der Anlage „Hasbacher Höhe“ bei Bergneustadt an der A4 etwa hätten bis zu vier Lkw gleichzeitig in der Ein- und Ausfahrt oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn geparkt. Auf der A3 an den Rastplätzen „Ohligser Heide West“ bei Hilden, „Siegburg West“ und „Logebachtal West“ im Siebengebirge seien es bis zu drei gewesen.

Auf 16 Anlagen standen Fahrzeuge auf nicht für sie zugelassenen Parkflächen oder im absoluten Halteverbot, wie der Autoclub weiter berichtete. Mehr als 30 Verstöße zur gleichen Zeit hätten die Kontrolleure auf den Rastplätzen „Lichtendorf Nord“ bei Schwerte, „Rhynern Süd“ bei Hamm und „Frechen Süd“ beobachtet.

Das illegale Abstellen in den Zu- und Abfahrten von Rastplätzen und auf Seitenstreifen müsse stärker kontrolliert und geahndet werden, verlangte Suthold. Dazu brauche die Polizei mehr Personal. Außerdem forderte der ADAC von der Politik einen zügigeren Aus- und Neubau von Lkw-Stellplätzen.

Zu wenig Parkplätze für Lkw

Laut Bundesverkehrsministerium gab es 2018 rund 70.800 Lkw-Abstellmöglichkeiten auf und an den Autobahnen. Der Bund stellt in den kommenden Jahren 90 Millionen Euro zur Verfügung, um zusätzliche Lkw-Stellplätze im Umkreis von drei Kilometern von Autobahn-Anschlussstellen zu schaffen.

„Das ist leider kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, bemängelte Suthold. Laut einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen aus dem Jahr 2018 fehlen entlang der Autobahnen in Deutschland mehr als 23.000 Lkw-Stellplätze, 3800 davon in Nordrhein-Westfalen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) geht sogar von noch höheren Zahlen aus.

Ausreichende Parkplätze mit adäquater Infrastruktur wie Sanitäranlagen sind aus Sicht des Verbands auch wichtig, um den Fernfahrer-Job wieder attraktiver zu machen und die große Lücke dort etwas zu schließen. Es gibt verschiedene Pläne, Abhilfe zu schaffen. So sollen beispielsweise nachts nicht genutzte Firmengelände entsprechend ausgebaut werden. Mit Apps sollen Lkw-Fahrer zudem leichter einen freien Stellplatz finden können.

dpa