Besser als nichts: Götze wenigstens im Panini-Album mit zur WM

Wenn ihn plötzlich die Sehnsucht überkommt, sollte sich Mario Götze einfach ein Panini-Album zulegen. Dann ist er irgendwie doch dabei bei der WM.
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Wenn ihn plötzlich die Sehnsucht überkommt, sollte sich Mario Götze einfach ein Panini-Album zulegen. Das ist natürlich auch vor der Weltmeisterschaft in Russland erschienen – und zumindest der Klebebildchen-Hersteller hat den Dortmunder Profi in den deutschen Kader berufen.

Blöd ist nur: Die endgültige Entscheidung trifft leider Bundestrainer Joachim Löw. Und der hat den Helden von Brasilien bekanntlich nicht nominiert. Im Fall von Angreifer Mario Gomez war das anders. Der Stuttgarter Stürmer steht im Aufgebot, erscheint aber nicht im Panini-Album.

Generell gilt jedoch: WM-Jahre sind Panini-Jahre. Auch vor der Fußballweltmeisterschaft in Russland sind beträchtliche Teile der deutschen Bevölkerung vom Sammelfieber ergriffen. Panini nennt keine Zahlen. Aber in Buch- und Zeitschriftenläden, an Kiosken und Tankstellen werden allein in Deutschland Abermillionen von Papieraufklebern mit den Fotos der WM-Spieler für die Sammelalben des italienischen Unternehmens verkauft.

Forscher fragen sich: Warum sind Menschen bereit, Geld für ein eigentlich viel zu teures Produkt auszugeben? Denn die Fans investieren in ihre Panini-Alben oft ein Vielfaches der Summe, die sie für ein vergleichbares Buch mit Spielerfotos ausgeben würden. Eine Beispielrechnung: Neunzig Cent kostet jede Tüte mit fünf Bildern, in jedes Album passen 682 Aufkleber, das ergibt Mindestkosten von 122 Euro für ein vollständig gefülltes Panini-Album. Tatsächlich sind die Kosten noch ungleich höher, weil sich mit fortschreitender Vervollständigung des Albums die doppelten Aufkleber häufen.

Füllen eine Million Fans ihre Alben, brauchen sie dafür 682 Millionen Bilder – entspricht einem Mindestumsatz von gut 122 Millionen Euro. In den Hochzeiten produziert Panini in der Firmenzentrale in Modena für den weltweiten Vertrieb täglich sieben bis acht Millionen Tüten. Umsatz und Auflage in Deutschland nennt die Firma nicht. „Man lernt alle Spieler kennen, und es macht Spaß zu sammeln“, erklärt der zwölf Jahre alte Münchner Schüler Felix, der mit Hilfe der Aufkleber die Körpergröße prominenter Fußballstars auswendig gelernt hat – Cristiano Ronaldo 1,87 Meter, Manuel Neuer 1,93.

Verena Hüttl-Maack, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim, nennt vier mögliche Gründe, warum die Fans so viel Geld ausgeben. „Ein Faktor könnte die Nostalgie und die Erinnerung an die eigene Kindheit sein. Ein zweiter der sogenannte Ikea-Effekt: Die Leute halten einen Tisch für wertvoller, den sie selbst zusammengebaut haben, als wenn er ihnen fertig zusammengesetzt vor die Nase gesetzt wird“, sagt die Wissenschaftlerin. „Die eigene Leistung lässt die Sache wertvoller erscheinen.“ Der dritte Effekt sei der reine Spieltrieb, die Neugierde beim Öffnen einer Tüte. „Es ist nachgewiesen, dass die Auflösung der Neugierde positive Emotionen erzeugt, auch wenn das Resultat am Ende gar nicht so großartig ist. Man empfindet eine Art Belohnungseffekt.“

Und das Geschäftsmodell funktioniert offensichtlich prächtig. „Seit den Werksanfängen in den Siebzigern hat Panini in Modena schätzungsweise 25 Milliarden Tütchen produziert“, berichtet ein Sprecher der deutschen Panini-Zentrale. Mittlerweile ist Panini zu einer WM in mehr als 130 Ländern präsent. Größter Einzelmarkt ist das fußballverrückte Brasilien. Und die Preise steigen von WM zu WM kräftig. 2014 kostete eine Tüte noch 60 Cent. „Sobald der Beutel Sticker über einen Euro kostet, höre ich auf“, meint Panini-Sammler Franke. (dpa)