Moderatorin feiert Premiere: Keiner will zu Dunja Hayali ins ZDF-Sportstudio

Dunja Hayali ist inzwischen eines der bekanntesten Gesichter des ZDF. Jetzt moderiert sie "Das Aktuelle Sportstudio" - und es gibt Probleme.
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Dunja Hayali ist inzwischen eines der bekanntesten Gesichter des ZDF. Jetzt arbeitet sie auch für den Sport im Zweiten. Nicht nur deshalb steht sie derzeit besonders im Blickpunkt.

Die Woche vor dem Debüt begann mit einer ungewöhnlichen Entschuldigung und mehreren Absagen. Dunja Hayalis Premiere als Moderatorin des ZDF-Klassikers „Aktuelles Sportstudio“ rückte damit noch mehr in den Fokus: Am Samstagabend tritt die 44 Jahre alte Journalistin ihren Dienst bei einer der traditionsreichsten TV-Sendungen Deutschlands an.

Dass Frauen im Sportjournalismus – speziell im Fußball – für manche Männer immer noch keine Selbstverständlichkeit sind, zeigte zuletzt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Hayalis ZDF-Kollegin Claudia Neumann kommentierte als erste Frau im deutschen Fernsehen bei einer Männer-WM – und wurde teilweise wüst beschimpft und frauenfeindlich angegriffen. Frauen scheinen „in diesem Genre immer noch als Fremdkörper wahrgenommen zu werden“, sagte Hayali der Zeitschrift „Der Journalist“.

Der legendäre Versprecher: „Schalke 05“

Hayalis Erkenntnis: „Ein Fehler – und die Nation dreht hohl.“ Das hat sich offensichtlich kaum geändert, seitdem Carmen Thomas von 1973 bis 1974 die erste Moderatorin des „Sportstudios“ war und ihr ein legendärer Versprecher unterlief: Schalke 05 statt Schalke 04. Seitdem gab es mehrere Frauen, die den ZDF-Klassiker präsentierten: Joan Haanappel, Sissy de Mas, Doris Papperitz und Christine Reinhart. Seit 2006 gehört Katrin Müller-Hohenstein zum Team und moderiert abwechselnd mit Jochen Breyer, Sven Voss und nun auch mit Hayali.

Wie der ZDF-Sport auf Hayali kam? „Ich habe mit ihr sechs Jahre beim Morgenmagazin zusammengearbeitet und kenne ihre Qualitäten und ihre Sport-Affinität“, sagte Sportchef Thomas Fuhrmann der dpa. „Sie ist eine der besten Interviewerinnen des deutschen Fernsehens. Sie kann herausragend Gespräche führen.“

Hayali gehört für die Zuschauer inzwischen zu einem der bekannteren Gesichter des ZDF. Seit 2007 als Moderatorin des „Morgenmagazins“ und seit 2017 auch mit einer Sendung, die ihren Namen trägt. Bekannt geworden ist sie aber auch, weil sie sich gegen Rassismus engagiert und sich über die sozialen Netzwerke gegen Hetze wehrt.

Dass die 44-Jährige eine sportliche Vergangenheit besitzt, wussten hingegen bisher nicht viele. Hayali studierte an der Deutschen Sporthochschule und war neun Jahre lang Sportmoderatorin der Deutschen Welle. Von daher klingt es glaubhaft, wenn sie zu ihrem neuen Job sagte: „Da wird ein Traum wahr.“

Wie sehr sie inzwischen im Blickpunkt steht, merkte Hayali, als das NDR-Magazin „Zapp!“ kritisch über ihre Nebentätigkeiten bei Verbänden und Firmen berichtete. Die beim ZDF nicht fest angestellte Hayali schrieb dazu ungewohnt kleinlaut: „Die entstandene Diskussion hat mir deutlich vor Augen geführt, dass durch die Auftritte jenseits meiner Sendungen der Eindruck von Befangenheit oder Abhängigkeit entstehen kann. (…) Die Wirkung habe ich selbst unterschätzt. Das bedaure ich sehr.“

Özil, Grindel, Bierhoff, Löw – alle sagen ab

Auf prominente Gäste muss Hayali bei ihrer Premiere verzichten. Nach ihren Angaben hat der ehemalige Fußball-Nationalspieler Mesut Özil ebenso eine Einladung ausgeschlagen wie Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel. „Leider möchte sich keiner bei uns äußern“, sagte sie der „Sport Bild“: „Alle haben abgesagt.“

Möglicherweise hatten Özil und die Funktionäre Befürchtungen. Denn Hayali sieht ihre Aufgabe auch darin, „die politische Einordnung sportlicher Themen“ in der Sendung voranzutreiben. Es wird interessant zu beobachten sein, wie das am Samstag mit dem Düsseldorfer Trainer Friedhelm Funkel als Studiogast gelingt.

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(dpa)