Ballern mit Beifall: Counter-Strike-WM: Terroristen, Waffen und 300.000 Dollar

Das WM-Aus kann ganz schön die Lust auf Fußball verhageln. Warum also nicht mal ein anderer Sport? In Köln treten Profi-Computerspieler gegeneinander an.
Foto: dpa
Foto: dpa
Foto: dpa

In Köln treten am Wochenende Profi-Computerspieler gegeneinander an – vor rund 15.000 Zuschauern. Es geht um Terroristen, Waffen und 300.000 Dollar.

Dass Computerspiele erfunden wurden, um sie selbst zu spielen, ist ein Irrtum – man kann auch ganz hervorragend zugucken. Am Wochenende werden rund 15.000 Menschen in der Kölner Lanxess Arena erwartet. Sie kommen, weil eines der wichtigsten Turniere im Taktik-Shooter „Counter-Strike“ ansteht, die ESL One Cologne. Profi-Teams bekriegen sich darin virtuell – und die Masse jubelt. Der Veranstalter spricht selbstbewusst von einer Art Weltmeisterschaft für den Baller-Klassiker. Das Preisgeld kann sich dementsprechend sehen lassen: 300.000 Dollar werden ausgeschüttet.

Wer in der Computer- und Videospielszene nicht ganz so zu Hause ist, kann sich da schonmal die Augen reiben. In vielen Köpfen gilt der E-Sport, das wettbewerbsmäßige Zocken, immer noch als Nische. Aus dieser drängt er aber längst mit Macht heraus. Eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte sagt rasantes Wachstum voraus. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung heißt es, man wolle ihn „vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht“ anerkennen. Im etablierten Sport rumort es daher bereits. Es entsteht Konkurrenz um Aufmerksamkeit und Werbeeinnahmen.

Beispiel Köln: Die ESL One Cologne gilt als eines der bekanntesten Turniere der Szene. Für die besten Tickets – unter anderem mit Getränke-Flatrate – legen Fans mehr als 200 Euro hin. Gespielt wird „Counter-Strike“. Zwei Gruppen – Terroristen und Counter-Terroristen – liefern sich dabei Gefechte. Die einen wollen eine Bombe platzieren, die anderen das verhindern. Es wird ordentlich geballert.

Die Anfänge von „Counter-Strike“ gehen bis in das Jahr 1999 zurück. Zeitweise war es als Sinnbild sogenannter Killerspiele auch Gegenstand großer Diskussionen. Fans verteidigen es als strategisch geprägtes Spiel, bei dem blitzschnelle Reflexe gefragt sind. Die Debatte hat sich mittlerweile nicht nur beruhigt, sondern ist beinahe vollkommen von der medialen Bildfläche verschwunden.

Die Spieler sind Profis – sie verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit „Counter-Strike“. Jeweils fünf treten gegeneinander an, betreut von einem Trainer. Am Freitag (6. Juli) stehen die Viertelfinals auf dem Programm, das Endspiel ist am Sonntag.

25 bis 30 Prozent der Besucher reisen nach Angaben des Veranstalters aus dem Ausland an. Die ESL One Cologne – mittlerweile um fünften Mal in Köln – ist damit auch ein Wirtschaftsfaktor für Stadt und Region. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) will das Turnier besuchen. „Ich glaube, es hat noch nicht den gleichen Stellenwert wie eine Handball-WM“, sagt Ulrich Schulze von der ESL. „Aber zumindest ist es bei allen schon auf dem Radar.“

Auch im Internet oder im Fernsehen werden viele Menschen weltweit das Turnier verfolgen. „An die Zuschauerzahlen einer Fußballweltmeisterschaft kommt der digitale Sport zwar noch nicht ran“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer von game, dem Verband der deutschen Spiele-Branche. Aber Sportarten wie Handball oder Eishockey habe er bereits überholt.

Der renommierte Kölner Sportwissenschaftler Ingo Froböse will das Turnier selbst besuchen – beruflich. Er plädiert dafür, dem E-Sport ohne Vorbehalte zu begegnen. „Mich nervt, dass man mit einem erhobenen Zeigefinger und mit Vorurteilen drangeht“, sagt er. Der „traditionelle Sport“ habe an der Basis vielfach noch diese Vorbehalte. Neu sei das aber nicht – auch gegen Windsurfen oder gegen Snowboarden sei einst agitiert worden. Das Ergebnis sehe man heute.

(dpa)