Kazoos Knacktus: The Swords of Ditto im Test

Ist es ein Flugzeug? Ein Oktopus im Onsen? Ein Kazoo? Nein, es ist der hübscheste Zelda-Verschnitt aller Zeiten! Begleitet uns in ein aufregendes Abenteuer!
Foto: Devolver Digital
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Ist es ein Flugzeug? Ein Oktopus im Onsen? Ein Kazoo? Nein, es ist der hübscheste Zelda-Verschnitt aller Zeiten! Begleitet uns in ein aufregendes Abenteuer – und bringt einen guten Freund mit. Es lohnt sich!

Zelda-Klon die Hundert und Fünf und Achtzigste, Action, Go! Um im Genre der Action-Adventures heute noch punkten zu können, muss ein Spiel wirklich einiges auf den Tisch legen. The Swords of Ditto gelingt dies ganz ohne aufdringlich zu sein – und mit einem audiovisuellen Charme gesegnet, dass sich selbst Link in seinem letzten 2D-Auftritt in “A Link Between Worlds” platt an die Wand drücken und eine Kusshand in Richtung der Entwickler schicken würde.

OneBitBeyond wurde von Jonathan Biddle, kurz “Bidds”, gegründet: Über 10 Jahre war er als Mitbegründer und Design-Director bei Curve Digital unterwegs, nun fliegt der unabhängige Spieleentwickler mit seinem neuen Studio bereits seit drei Jahren im Indie-Modus durch die Branche.

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Die Frucht der Mühen liegt nun vor uns, stilecht von Indie-Publisher-Darling “Devolver Digital” zur Welt gebracht: The Swords of Ditto ist ein in grell buntes Bonbon-Papier verpacktes Dungeon-Geschnetzel mit so vielen tollen Ideen, dass man sie kaum alle aufzählen kann. Zufällig generierte Welten? Check! Extrem einfallsreich gestaltete Gegner? Check! Ein gnadenlos herab tickender Countdown? Check! Ein Kazoo? Check! Unzählige Waffen? Check!

Im Gegensatz zur Beschreibung des Spiels ist die Handlung schnell zusammengefasst: Die böse Hexe Mormo ist böse, ihr seid der Held, also gut. Am Strand angespült werdet ihr vom Mistkäfer “Puku” erweckt, zum namensgebenden “Schwert von Ditto” geführt und natürlich mit der Aufgabe betreut der fiesen Hexe den Garaus zu machen. Gesagt, getan: Nur wenige Minuten später steht ihr der ollen Zauberin erstmals gegenüber, stürzt euch mutig in die Schlacht – und sterbt binnen weniger Sekunden.

Damit macht “The Swords of Ditto” bereits nach kurzer Spielzeit klar: Der Tod gehört dazu wie die Marmelade auf den Toast, das Dark zu Souls und das Joypad an die Wand. Nach jedem Ableben wird die Zeit um 100 Jahre vorgespult – und die Macht der Hexe über das Königreich und seine Bewohner wächst und wächst. Oder anders gesagt: Eure Taten, beziehungsweise eure “Nicht-Taten” hinterlassen ihre Spuren auch in der Spielwelt.

Als wäre das klassische “Beim Tod verliert die Spielfigur alles!”-Spielprinzip nicht schon knifflig genug, kommt The Swords of Ditto zusätzlich mit einem verpflichtenden Zeitlimit um die Ecke: Bis zum großen Showdown mit der Hexe bleiben euch nur wenige Tage, die ihr möglichst damit opfert die dicken Bosse aus den Dungeon der virtuellen Welt zu pusten – nur so wird die Macht von Mormo schwächer und der Endkampf somit leichter.

Das Zeitlimit liest sich auf dem Papier schlimmer, als es im laufenden Spiel tatsächlich ist: In der Stadt und in den Dungeons bleibt die Uhr automatisch stehen, derweil begegnen euch im Laufe des Spiels Möglichkeiten Einfluss auf die Zeit zu nehmen.

In der Stadt wird euer mit jedem Neustart zufällig generierte Held ordentlich für das Abenteuer gepimpt: In “Lik’s Sticker Shack” gönnt ihr euch einige coole Sticker, um neue Fertigkeiten und Talente freizuschalten. Ein Grund zur Freude für Lauffaule Genossen: Wer lange Weg scheut, lässt sich per “Air Kazoo” quer durch die Welt transportieren.

Die Kämpfe gegen die zahlreichen Gegner setzen meist mehr auf clevere Ideen, anstelle hirnloses nach vorne preschen – das gefällt und unterhält selbst nach mehreren Stunden noch ausgezeichnet. Dennoch sei euch ein hartes Fell empfohlen: The Swords of Ditto neigt dazu euch das Leben zur Hölle zu machen – und wer nach langer Spielzeit mal wieder sein gesamtes Inventar samt Sticker verliert, der fällt unweigerlich in ein tiefes Motivationsloch.

Abhilfe schafft eventuell ein guter Kumpel, die Freundin, die Frau, der Mann, der Bofrost-Mann oder der imaginäre Freund Ted: Im Couch-Koop blüht “The Swords of Ditto” nochmal deutlich auf und wird eine Spur einfacher.

Fazit

“The Swords of Ditto” ist ein Spiel, in welches man sich schnell verlieben kann, ihm danach ebenso schnell ewige Treue schwört – und es dann nach dem siebten, achten oder neunten Ableben samt Verlust aller erspielter Gegenstände und Fertigkeiten am liebsten in die Tonne treten würde.

Selbst nach längerer Spielzeit konnte mich dieses teils bemüht wirkende “Feature” einfach nicht so recht überzeugen: Zeitlimit und Zufallselement mögen gerade noch so funktionieren, aber dieser regelrechte “Zwang” zum Tod und Neustart, im Endgame von extrem fiesen Gegnern getragen, nervt mich einfach.

Denn, und das ist die Krux daran: The Swords of Ditto ist audiovisuell ein so überragend hübsches Spiel geworden, vollgepackt mit so vielen liebevollen Details, Anspielungen, Parodien und Zitaten, dass man halt doch immer mal wieder reinschauen will. Mittlerweile bin ich mir aber sicher: Ohne den forschen Schwierigkeitsgrad, mitsamt einer “klassischen” Welten- und Dungeon-Struktur, hätte dieser Titel noch viel besser werden können. Schade drum.

The Swords of Ditto erhält von uns 74 von 100 trendigen Stickern, 7 von 10 Reisen im Air-Kazoo-Bus und 3 von 5 heißen Besuchen im Onsen.

The Swords of Ditto erschien am 24. April 2018 per Download für PC und PlayStation 4.