Scharf oder Shitstorm: Claudia Neumann – es geht auch anders

ZDF-Reporterin Claudia Neumann wird in sozialen Netzwerken ein ums andere Mal attackiert. Jüngeren Kolleginnen im Ausland ergeht es deutlich besser.
Foto: Combo Instagram/ZDF
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Sie kann eigentlich erzählen, was sie will. Beim Blick in die sozialen Netzwerke entsteht schnell der Eindrück, dass die Fußball-Fans in Deutschland sowieso gegen ZDF-Reporterin Claudia Neumann wüten. Drastisch ist dabei das Ausmaß. Die 54-Jährige wird nicht nur kritisiert wie ihre männlichen Kollegen. Die Schmähungen und Pöbeleien gegen die Fußball-Kommentatorein haben eine besonders unangenehme Qualität.

„Wir akzeptieren natürlich Kritik, auch bei den Kommentatoren – was aber bei Claudia Neumann passiert, sprengt alle Grenzen“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann unlängst. „Hier wird offensichtlich etwas Grundsätzliches berührt: Eine Frau kommentiert ein Spiel der Männer-WM. Manche drehen da im Netz völlig durch, das ist unterste Schublade.“

Demonstrativ stellte er sich hinter seine Mitarbeiterin. „Hass, Häme und Beleidigungen akzeptieren wir nicht“, sagte Fuhrmann. „Die Kollegin hat ein hohes Fachwissen und macht einen guten Job bei der Fußball-WM.“ Dass ihr auch mal Fehler – wie die Verwechslung eines japanischen Spielers – unterlaufen, gehöre wie bei den männlichen Kollegen zum Job.

Bereits während der Europameisterschaft in Frankreich vor zwei Jahren hatte es viel Häme für Neumann gegeben, die als erste Frau im deutschen Fernsehen Partien einer Männer-EM kommentiert hatte. Neumann meint: „Wenn jemand per se die Frauenstimme bei Fußball-Kommentaren ablehnt, ist eine neutrale Beurteilung kaum möglich. Ich sehe das nicht als Kritik, ich sehe das nur als Beschimpfungen.“

Vanessa Huppenkothen, Ines Sainz oder Sara Carbonero ergeht es besser

Das es auch ganz anders geht, zeigt ein Blick ins Ausland. Beispiel Vanessa Huppenkothen. Die 32-Jährige ist allerdings nicht nur Moderatorin für einen mexikanischen TV-Sender, sie ist auch Model und wurde beireits bei der WM in Mexiko als schönste Journalistin gewählt. 2007 wurde sie Miss Mexico City. Sie genießt in ihrer Heimat uneingeschränkte Sympathien. Da geht es ihr dann wie Neumann, sie kann erzählen, was sie will. Übrigens: Huppenkothen ist die Tochter des ehemaligen deutschen Fußballspielers Dieter Huppenkothen.

Landsfrau Ines Sainz gilt als eine der populärsten Journalisten des Landes. Auch sie kam früh über ihr Äußeres ins Rampenlicht. Unter anderem wählte das Männermagazin FHM die 39-Jährige 2009 auf Platz fünf der weiblichen Sportreporter mit Sexappeal.

In Spanien ist Sport im TV ohne Sara Carbonero beinahe undenkbar. Die 34-Jährige sorgte bei der WM 2010 in Südafrika erstmals für internationales Aufsehen, als diverse Medien ihre Beziehung zum spanischen Nationaltorhüter Iker Casillas thematisierten. Sie soll ihn bei einem Gegentreffer zwar abgelenkt haben und auch der spanische Presserverband kritisierte fehlende Objektivität in der Berichterstattung, doch letztlich blieb sie bis heute unangefochten.

Ob gutes Aussehen und Alter von Sportjournalistinnen weniger wichtig eingestuft wird als Fachkompetenz, wird ein Streit-Thema bleiben. Die Frauenquote im Sportjournalismus liegt weiter im niedrigen Prozent-Bereich. Oder welche Namen sind den Fans hierzulande geläufig, wenn Sie an Sportreporterinnen denken? Sabine Töpperwien, Katrin Müller-Hohenstein, vielleicht noch Monica Lierhaus? Ja, und Carmen Thomas, die 1973 mit „Schalke 05“ berühmt wurde.

Hohe Sympathie-Werte gibt es da schon eher für Esther Sedlaczek…

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oder Laura Wontorra.

(mit DPA-Material)