Riesenskandal? EA Sports schwächt starke FIFA-Zocker angeblich ab

Seit Jahren wird unter FIFA-Zockern über das "Momentum" diskutiert. Ein aufgetauchtes Dokument legt nun nahe, dass es wirklich existiert.
Foto: charnsitr/shutterstock
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Seit Jahren ist die Diskussion um das „Momentum“ bei der Spieleserie FIFA in aller Munde. Nun ist ein Dokument aufgetaucht, das Personen, welche behaupten, Spielehersteller Electronic Arts greife wissentlich in das Spiel ein, neue Nahrung gibt.

Wer kennt das nicht? Ihr beherrscht bei einem FIFA-Spiel euren Gegner zunächst nach Belieben, doch der Ball will einfach nicht ins Tor. Stattdessen reicht eurem Kontrahenten eine einzige Torchance, bei der eure Abwehr wie von Geisterhand völlig indisponiert aussieht, um euch zu bezwingen.

Der Vorwurf, den sich EA Sports seit Jahren gefallen lassen muss: EA wertet die Künstliche Intelligenz von vermeintlich schwächeren FIFA-Zockern auf und sorgt dafür, dass beispielsweise deren Verteidiger Pässe häufiger abfangen oder Schüsse eher den Weg ins Ziel finden.

Der Verdacht lässt sich auch andersherum formulieren: Geht ein Spieler beispielsweise früh mit 3:0 in Führung, sorgt der Algorithmus dafür, dass die KI des Gegners aufgewertet wird. Abgeschwächt werden sollen zudem Spieler, die früh im Spiel viel Ballbesitz haben und daher dem Anschein nach die besseren Zocker sind.

Hält EA Sports schwächere Spieler mit der „DDA“ bei Laune?

„Momentum“ wird dieser vermutete Eingriff in die Spielmechanik genannt, der seit jeher unter FIFA-Zockern heftig diskutiert wird. Aber sorgt EA Sports wirklich dafür, dass schwächere Zocker bei Laune gehalten werden, indem die Künstliche Intelligenz von eben jenen Spielern aufgewertet wird? Genau das legt ein Dokument nahe, das zurzeit durch das Netz geistert und für reichlich Empörung sorgt.

Demnach hat sich Electronic Arts im März ein Patent auf das sogenannte „Dynamic Difficulty Adjustment“ (DDA) sichern lassen. Diese „Dynamische Schwierigkeitsanpassung“ soll messen, wie gut ein Spieler performt und angeblich für die oben beschriebenen Auffälligkeiten sorgen.

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Aber warum sollte EA so etwas tun? Zunächst einmal ermöglicht ein solcher Algorithmus dem Spielehersteller, seine Zocker bei Laune zu halten. Im Patent heißt es etwas verklausuliert:

„Oftmals führen zu schwierige oder zu einfache Spiele zu weniger Spaß beim User. Infolgedessen ist es wahrscheinlich, dass der User das Spiel weniger spielt. Daher ist es eine der Herausforderungen der Spieleentwicklung, ein Game zu designen, das ein Schwierigkeitslevel bietet, das am ehesten sicherstellt, einen Spieler für einen größeren Zeitraum im Game zu halten.“

Anders formuliert: Ist der Unterschied zwischen zwei Zockern zu groß, fühlt sich der Überlegene gelangweilt, während der Unterlegene frustriert ist – und genau das will EA Sports vermeiden. Und natürlich geht es auch ums Geld: Ein User, der mehr Spielspaß empfindet, bleibt länger vor der Konsole und gibt womöglich auch mehr Geld für die umstrittenen FIFA-Points aus, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Der Vorwurf lässt sich noch weiter stricken: Mithilfe der DDA könnten schwächere Spieler beim Öffnen von Packs bevorzugt werden und eher die Chance auf einen echten Kracher haben.

Steht EA Sports nun vor einem Riesenskandal?

Ist das Ganze jetzt ein Riesenskandal? In der Tat sorgt das Dokument zurzeit in der FIFA-Welt für ordentlich Aufruhr. Zwar wurde ein solches „Momentum“ schon lange Zeit vermutet, EA dementierte aber bisher stets, dass so etwas in Online-Spielen Anwendung findet.

Dazu muss man sagen, dass das beschriebene Patent transparent im Internet zugänglich ist, nur eben nie von EA Sports kommuniziert wurde und die breite Masse erst jetzt Wind davon bekam.

Die Gründe, warum EA ein Interesse daran hat, ein solches „Momentum“ ins Spiel einbauen, liegen auf der Hand. Dass das Ganze öffentlich wird, dürfte dem Spielehersteller logischerweise weniger gefallen. Schließlich wird vor allem bei kompetitiven Wettbewerben wie der Weekend League seitens der Zocker erwartet, dass wirklich der bessere Spieler gewinnt und nicht „herumgepfuscht“ wird.

Wenn Spielern bewusst wird, dass im Spiel nicht alles mit rechten Dingen zugeht und keine wirkliche Chancengleichheit gewährt wird, könnte das Dokument also tatsächlich noch zum Bumerang für Electronic Arts werden.