Spion mit Kamera: Haben Norweger einen russischen „Kampfwal“ entdeckt?

Vor der norwegischen Küste auf einen Wal zu treffen ist nichts Ungewöhnliches. Doch nun finden Marine-Experten einen Wal mit Riemen und Kamera um den Körper.
Foto: dpa/Joergen Ree Wiig
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Norwegische Fischer haben am Wochenende einem Wal möglicherweise das Leben gerettet. Vor der Küste von Finnmark im Norden des Landes hatte der Weißwal (Beluga) mehrere Tage lang die Nähe ihres Bootes gesucht. Bei näherer Betrachtung sahen die Männer, dass der Wal Riemen umgebunden hatte. Nach mehreren Versuchen gelang es ihnen, das Tier davon zu befreien.

Walforscher vermuten, dass sich das Säugetier aus russischer Gefangenschaft befreit hat. Audun Rikardsen von der Arktischen Universität in Tromsø sagte der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“, seine russischen Kollegen glaubten, der Wal sei vom russischen Militär gefangen gehalten worden. An der Innenseite der Riemen befand sich der Aufdruck: Equipment of St. Petersburg (Ausrüstung St. Petersburgs). Außerdem war dort eine Kamera befestigt.

Möglicherweise habe jemand versucht, den Wal zu dressieren, meint der Norweger Rikardsen. „Dies ist ein zahmes Tier, das daran gewöhnt ist, Nahrung zu bekommen, deshalb hat es wahrscheinlich die Fischer aufgesucht.“ Die Frage sei nun, ob der Wal nun allein im Meer klarkomme.

Russische Experten betonten dagegen, dass der Wal wohl kaum vom russischen Militär genutzt worden sei. Es sei auch möglich, dass das Tier zu wissenschaftlichen Zwecken in der Ostsee eingesetzt worden war oder Schmugglern entkommen sei, sagte der Militärhistoriker Juri Knutow dem russischen Fernsehsender 360 Grad. „Wäre es wirklich vom Militär eingesetzt worden, wüssten die westliche Presse und die Nato sicherlich schon davon“, sagte der Experte. Die Spionage-Vorwürfe seien eher eine gezielte Provokation Richtung Moskau.

Russland nutze zwar Delfine für Kriegszwecke, sagte der Militärvertreter Wiktor Baranez dem Moskauer Radiosender „Goworit Moskwa“. Wale wie der nun gezeigte im Dienste der russischen Marine halte er aber für Unsinn. Die „Kampfdelfine“ befinden in sich in einem Militärzentrum auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim. „Daraus machen wir aber auch kein Geheimnis“, sagte der Experte. Sie seien trainiert, den Meeresboden zu untersuchen oder Minen an Kriegsschiffen aufzuspüren. Auch andere Länder nutzten Delfine auf diese Weise. „Das ist absolut nichts Ungewöhnliches.“

Dass der illegale Handel mit Walen wieder zunehmen könnte, sei nicht unwahrscheinlich, sagte der Historiker Knutow. In Russland sorgte in den vergangenen Wochen ein sogenanntes Wal-Gefängnis im Fernen Osten des Landes für weltweite Schlagzeilen. Nahe Wladiwostok an der Pazifik-Küste waren rund 100 Belugas und Orcas in einem winzigen Tierbecken eingesperrt. Tierschützer befürchteten, dass sie an chinesische Aquarien verkauft werden könnten. Selbst Kremlchef Wladimir Putin schaltete sich ein. Die Wale sollen in naher Zukunft unter Beobachtung von internationalen Tierexperten in die Freiheit entlassen werden.

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(dpa)