Keiner isst schneller als Joey Chestnut: 74 Hotdogs in zehn Minuten – Weltrekord!

Beim Hotdog-Wettessen im New Yorker Vergnügungspark Coney Island hat der Serien-Champion Joey Chestnut mit 74 Würstchen seinen eigenen Rekord gebrochen.
Foto: AFP
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Gar nicht mal so appetitlich: Beim Hotdog-Wettessen im New Yorker Vergnügungspark Coney Island hat der Serien-Champion Joey Chestnut seinen eigenen Rekord gebrochen. Der 34-jährige Kalifornier verdrückte am Mittwoch 74 Würstchenbrote in zehn Minuten und verbesserte seinen Rekord vom Vorjahr damit um zwei Hotdogs.

Nach Angaben der Veranstalter ist dies ein neuer Weltrekord. Deutlich hinter Chestnut platzierte sich Carmen Cincotti (26), der in derselben Zeit immerhin 63 Hotdogs verschlang. Nicht schlecht: Chestnut verputzte bei seinem Rekord sage und schreibe 22.200 Kalorien, wie ESPN-Reporter Darren Rovell via Twitter berichtete.

Zuvor hatte sich in der Frauenriege die Titelverteidigerin Miki Sudo mit 37 Hotdogs gegen ihre Konkurrentinnen durchgesetzt. Es war ihr fünfter Sieg in dem Wettbewerb. Allerdings blieb die Schnellesserin hinter ihrem persönlichen Rekord von 2017 mit 41 Würstchenbroten zurück.

Es ist kein schöner Anblick: Die Teilnehmer stehen nebeneinander an einem langen Tisch und stopfen vor einem johlendem Publikum die Würste samt Brötchen mit beiden Händen in sich hinein. Das Wettessen im Strandbezirk Coney Island geht auf eine Marketing-Aktion im Jahr 1972 zurück und wird seitdem jährlich zum Unabhängigkeitstag der USA am 4. Juli abgehalten. Ausrichter ist das 1916 eröffnete Schnellrestaurant Nathan’s Famous.

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Im Land der großen Portionen haben sich Essens-Wettkämpfe zu einer eigenen Disziplin entwickelt. Zu verdanken ist das auch George Shea, der Wettesser mit dem Verband Major League Eating (MLE) landesweit zu Tisch bittet. Auf der Speisekarte steht so ziemlich alles, was man gut mit der Hand essen kann: Pizza, Burger und Tacos, Sandwiches und Hähnchenteile, Maiskolben und hartgekochte Eier, aber auch Eiscreme, Donuts und Kürbiskuchen. Regional passend könne es im Staat Maine auch mal Hummer, in Idaho Kartoffeln und in New Orleans Austern geben, sagt Shea der Deutschen Presse-Agentur. Hinter den Aktionen stehen Lebensmittel-Hersteller, die ihre Produkte bewerben.

„Es ist wie ein Extremsport“

„Es ist wie ein Extremsport“, sagt Drew Cerza, der in Buffalo im Staat New York ein beliebtes Wettessen für Chicken Wings organisiert. „Die Leute sind einfach besessen vom Essen und der Kultur des Essens.“ Wie beim Wrestling gehe es aber auch um die Charaktere, um ihre Namen und ihre Vorgeschichte. Chestnut sei zum Beispiel ein guter „Volumen-Esser“. Seiner Wikipedia-Seite zufolge verschluckte der Mann (1,85 Meter, 104 Kilogramm) in kürzester Zeit unter anderem eine unfassbare Menge an Bratwürsten, Hamburgern, Pizza, Corned-Beef-Sandwiches, Shrimp-Teigtaschen, Ribeye-Steaks und Makkaroni mit Käsesoße. Er wirkt stämmig, aber nicht übergewichtig.

Ein guter „Speed Eater“ muss strategisch vorgehen – „wie viele Bisse er nimmt, wie oft er kaut und wann er zwischen Schlucken und mehr Essen manövriert“, erklärt Profi-Esser Bill Myers dem Magazin „Atlantic“. Auch Fasten, Hypnose oder Übungen zur Koordination von Händen und Augen gehören für einige zum Training, andere trinken literweise Wasser und erweitern ihre Mägen, bis sie brechen müssen. Nachgewiesen sind mögliche Gesundheitsrisiken nicht. Doch das Massen-Mampfen lebt den Fans immerhin vor, dass Völlerei dann und wann vertretbar ist.

40 Prozent aller Amerikaner gelten der Gesundheitsbehörde CDC zufolge als fettleibig. Und hatte die frühere First Lady Michelle Obama mit ihrem Gemüsegarten noch gesunde Ernährung gepredigt, lebt der Präsident und Fastfood-Freund Donald Trump der Bevölkerung nun das Gegenteil vor. Laut dem Fitness-Branchenverband IHRSA steigt die Zahl der Fitnessklubs und deren Mitglieder stetig und lag 2017 bei 38.000 Klubs beziehungsweise 61 Millionen Kunden. Zumindest in der Liga der Vielesser scheint das große Fressen bis an die körperlichen Grenzen aber salonfähig.

MLE-Präsident Shea beharrt darauf, dass man die Wettkämpfe vom Ernährungsverhalten der Amerikaner trennen müsse. „Dies hat nichts mit Fettleibigkeit zu tun. Wir reden von 200 Teilnehmern pro Jahr.“ Und der Überfluss an Essen in den USA und anderen Wohlstandsländern sei traurige Realität. „Millionen Tonnen brauchbaren Essens werden weggeworfen. Ich wünschte, es wäre nicht so“, sagt Shea. Die Kette Nathan’s, die das Hotdog-Wettessen veranstaltet, spendet jährlich 100.000 Hotdogs an die städtische Essensausgabe. (dpa)