Küken-Killer gibt Rätsel auf: Der Problem-Wels „Walli“ ist futsch

Das Spektakel um einen vermeintlichen Problem-Wels im hessischen Offenbach könnte im Sande verlaufen. Vor wenigen Tagen hatte ein Fischer einen Teich abgesucht.
Foto: dpa
Foto: dpa
Foto: dpa

Das Spektakel um einen vermeintlichen Problem-Wels im hessischen Offenbach könnte im Sande verlaufen. Vor wenigen Tagen hatte ein Fischer einen Teich abgesucht. Dort wollen Passanten einen großen Fisch gesehen haben, der Küken fresse. Gefangen hat er nichts.

„Wir wissen nun dank der Aktion durch einen sehr erfahrenen Berufsfischer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass es den erwarteten großen Wels in dem Gewässer nicht oder nicht mehr gibt“, sagte ein Stadtsprecher. Statt eines erwarteten anderthalb Meter langen Raubfischs war nur ein wesentlich kleineres Exemplar ausgemacht worden. Das Tier war buchstäblich durch die Maschen geschlüpft.

Anlieger und Besucher des Parks hatten berichtet, ein sehr großer Fisch habe Küken von Stockenten gefressen. Diese Küken gehören einer gefährdeten Art an, so dass sich die Umweltbehörden zum Handeln gezwungen sahen.

„Dank der jüngsten Erkenntnisse haben die zuständigen Fachstellen nun etwas mehr Gewissheit und werden in aller Ruhe darüber beraten, ob aus Artenschutzgründen ein weiteres Handeln notwendig ist oder nicht“, sagte der Stadtsprecher. Mit einer Entscheidung sei in den kommenden Tagen zu rechnen.

Sammy, Skippy, Walli – das Sommerloch und seine tierischen Stars

Walli, der angeblich kükenfressende Wels aus Offenbach, gibt also weiter Rätsel auf. Dass er so viel Interesse weckt, könnte an einem bekannten Phänomen liegen: der nachrichtenarmen Zeit. Sie heißen Sammy, Skippy oder Bruno und ihr Schicksal bewegt die ganze Nation – mitunter wochenlang:

FLECKI, der Hund: Muss Tierliebe schön sein! Tagelang harren die Besitzer des schwarzen Mischlingsrüden mit den weißen Flecken auf einem Autobahnrastplatz bei Ulm aus – 2015 büxt er dort bei einer Gassipause aus. Eine Frau findet Flecki dann in ihrem Garten.

SKIPPY, das Känguru: Das exotische Beuteltier hüpft im Sommer 2015 kreuz und quer durchs Sauerland – bis es schließlich von einem Weidezaun am Diemelsee in Nordhessen gestoppt wird. Bei einer Züchterfamilie findet Skippy schließlich ein neues Zuhause.

LOTTI, die Schildkröte: Die monatelange Suche bleibt vergeblich – hat Lotti überhaupt existiert? Aber wer hat den kleinen Jungen an einem Allgäuer Badesee 2013 denn dann in die Ferse gebissen? Das Rätsel um die vermeintliche Alligator-Schildkröte ist bis heute ungelöst.

BODO, der Ochse: Das Rindvieh aus dem Norden Thüringens will von seinesgleichen nichts wissen – und trottet 2012 lieber mit einer Herde Ziegen über die Weide. Gar nicht so ungewöhnlich, meinen Experten: Denn „Waise“ Bodo war mit der Flasche aufgezogen worden und zusammen mit Ziegen aufgewachsen.

YVONNE, die Kuh: Ihre Flucht vor dem Schlachter macht sie 2011 zum internationalen Medienstar. Das Rind türmt in den oberbayerischen Wald und widersetzt sich allen Fangversuchen monatelang. Erst nach einem Schuss aus dem Betäubungsgewehr kann Yvonne auf einen Tiergnadenhof gebracht werden.

PETRA, der Schwan: Was für ein schräger Vogel! Auf dem Aasee in Münster erregt eine schwarze Schwanenlady 2006 mit einer ganz besonderen Lovestory Aufsehen. Petras Auserwählter: ein Tretboot in Schwanengestalt, dem sie wochenlang nicht von der Seite weicht. Ein Happy End gibt’s dann aber doch noch: In einer Pflegestation findet Petra schließlich einen Partner, der besser zu ihr passt.

BRUNO, der Bär: Zugewandert aus Tirol, stapft er 2006 durch die bayerischen Wälder – bis ihm sein Appetit auf Schafe zum Verhängnis wird. Um sie zu erbeuten, kommt er Siedlungen zu nahe – und wird zum Abschuss freigegeben. Tierschützer laufen Sturm, das Schicksal des Braunbären schafft es bis in die „New York Times“.

HUGO, der Wels: Zwar hat niemand gesehen, wie der Räuber aus einem gefluteten Steinbruch bei Kamenz in Sachsen einen Dackel in die Tiefe gerissen haben soll. Dennoch verunglimpft man ihn als „Killerwels“: Ein Angler zieht den 1,60 Meter langen Fisch 2005 an Land, und Hugo steht ein letztes Mal im Fokus: als Mahlzeit auf einer Party am See.

KUNO, noch ein Wels: Auch er soll einen arglos am Ufer schnüffelnden Welpen verschlungen haben – in einem Weiher in Mönchengladbach 2001. Ob Fakt oder Fiktion, wird nie geklärt. Monate später treibt ein riesiger Wels tot auf dem Wasser. Er landet ausgestopft im Museum. Ob es wirklich Kuno ist? Wer weiß.

SAMMY, der Kaiman: Es ist das Sommer-Spektakel des Jahres 1994, und Sammy wird zu Deutschlands damals wohl populärstem Reptil. Der Brillenkaiman taucht bei einem Badeausflug mit seinem Besitzer in der Nähe von Düsseldorf ab, der Baggersee ist darauf tagelang gesperrt. Endlich wird das ausgehungerte Tier gefangen – und landet im Zoo.

  (dpa)