Höhlen-Drama in Thailand: Vier Jungen sind gerettet!

Bei der Rettungsaktion für die in einer thailändischen Höhle eingeschlossene Fußballmannschaft haben die ersten sechs Jungen die Höhle verlassen.
Foto: AFP
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In der thailändischen Höhle überschlagen sich die Ereignisse: Die ersten vier Jugendlichen sind gerettet. Damit läuft die Rettungsaktion weitaus schneller als zunächst angenommen.

Vier der thailändischen Jugend-Fußballer sind nach wochenlanger Höhlen-Gefangenschaft gerettet. Spezialtaucher holten die ersten der dreizehn Mitglieder einer Jungen-Fußballmannschaft am Sonntagabend (Ortszeit) ins Freie – das teilten die Thai Navy Seals und thailändische Behörden mit. Die übrigen Mitglieder der Jugend-Fußballmannschaft sollten am Montag (Ortszeit) aus der Höhle befreit werden, erklärte das Amt für Katastrophenschutz.

Mehrere befreite Jungen wurden sofort ins nächstgelegene Krankenhaus geflogen, wie die thailändische Zeitung „Bangkok Post“ berichtete. Provinz-Gouverneur Narongsak Osotthanakorn kündigte eine Pressekonferenz an.

Die zügige Befreiung der Jungen spricht dafür, dass die am Sonntagmorgen gestartete Rettungsaktion besser und schneller als erwartet lief. In einer offiziellen Mitteilung der thailändischen Behörden kurz vor Bekanntwerden der ersten Rettungsberichte hatte es noch geheißen, es sei nicht absehbar, wann die ersten Jungen die Höhle verlassen könnten.

Sinkende Wasserstände in der teilweise überfluteten Höhle könnten die Rettungsmission beschleunigt haben. Taucher hatten sich am Sonntagmorgen auf den Weg zu den eingeschlossenen Jugendlichen gemacht. Ursprünglich geplant war, dass jeweils zwei Taucher einen der Jungen nach draußen bringen sollten.

Das Drama um die jungen Fußballer im Alter von 11 bis 16 Jahren und ihren Betreuer begann am 23. Juni, als Wassermassen die Gruppe mehrere Kilometer tief in der Höhle einschlossen. Sie saß daraufhin an einer trockenen Stelle etwa vier Kilometer im Höhleninneren fest.

Insgesamt sind an der Aktion 18 Taucher beteiligt, auch Experten aus Großbritannien und Australien. Darunter ist auch ein australischer Mediziner, der Erste Hilfe leisten könnte. Plan war es, die Jungen und ihren Trainer die etwa vier Kilometer von ihrem Zufluchtsort im Inneren der Höhle sicher nach draußen zu bringen. Jeder Einzelne sollte dabei von mindestens einem Taucher begleitet werden.

Die Rettungsaktion ist äußerst gefährlich: Ein Taucher kam am Freitag bereits ums Leben. Selbst die professionellen Taucher benötigten fünf bis sechs Stunden, um von der Gruppe zum Ausgang zu gelangen.

Die Retter hatten sich nach langen Vorbereitungen erst am Sonntagmorgen endgültig zu dem Einsatz entschlossen. Aus ihrer Sicht wäre es nur noch gefährlicher geworden, weiter zu warten. Provinz-Gouverneur Narongsak Osotthanakorn, der die Aktion leitet, sagte: „Das Wetter ist gut. Der Wasserstand ist gut. Die Taucher sind bereit. Die Jungen sind körperlich, seelisch und psychisch bereit, herauszukommen.“

Damit der Einsatz nicht durch das Großaufgebot an Medien behindert wird, sperrten die Behörden den Eingang zur Höhle weiträumig ab. Mehr als 1000 Journalisten aus aller Welt, die das Drama zum Teil schon seit Beginn verfolgen, mussten die Gegend verlassen.

Sauerstoffmangel und schlechte Wetteraussichten hatten zuletzt den Druck auf die Retter erhöht. In den nächsten Tagen soll es wieder heftige Regenfälle geben. In Südostasien ist gerade Monsunzeit. Zudem sank am bisherigen Aufenthaltsort der Gruppe in der Höhle der Sauerstoffgehalt in der Luft. Auch das sprach dafür, die Rettungsaktion nicht länger hinauszuschieben.

Die Rettungsaktion läuft. Die größten Herausforderungen während der Rettung:

Die Rettung der in einer thailändischen Höhle eingeschlossenen Jungen ist ein extrem riskantes Unterfangen – aber kein unmögliches. Die ersten Kinder erblickten am Sonntag nach mehr als zwei Wochen erstmals wieder das Tageslicht. Damit meisterten sie mit der Hilfe erfahrener Taucher den kilometerlangen Weg durch schlammiges Wasser. Binnen zwei bis drei Tagen sollen alle zwölf Jungen und ihr 25-jähriger Fußballtrainer hinaustauchen. Die größten Herausforderungen dabei:

KEINE TAUCHERFAHRUNG

Die elf- bis 16-jährigen Jungen haben keinerlei Taucherfahren – einige können nicht einmal schwimmen. Experten haben sie in den vergangenen Tagen trainiert und ihnen beigebracht, Tauchmasken und Atemgeräte zu benutzen. Jeder wird außerdem von zwei Tauchern aus der Höhle begleitet – selbst für diese ist der Weg allerdings eine Herausforderung.

ENGE TUNNEL

Besonders die ersten rund zwei Kilometer sind extrem schwierig – die Jungen müssen durch kurvige Tunnel tauchen und Felswände hoch und runter klettern. Provinzgouverneur Narongsak Osottanakorn hält besonders eine enge Stelle an einer Abzweigung für kritisch.

Haben sie es erst einmal dort hindurch geschafft, soll es einfacher werden: In den Tunneln auf dem Rest des Weges haben die Kinder mehr Bewegungsfreiheit. Der Wasserstand ist dort niedriger und sie können teilweise laufen anstatt zu tauchen.

EINE LANGE STRECKE FÜR DIE GESCHWÄCHTEN KINDER

Selbst professionelle Taucher benötigen mehr als fünf Stunden für die gesamte Strecke. Nach neun Tagen in der Höhle waren die Jungen am 2. Juli abgemagert und geschwächt gefunden worden. Zwar erhielten sie seitdem dringend benötigte Nahrung und Medikamente – vollständig zu Kräften sind sie aber noch nicht wieder gekommen.

GRUSELIGER WEG DURCH DIE DUNKLE HÖHLE

Einige Retter verglichen die Sichtverhältnisse in der Höhle wegen des schlammigen Wassers mit kaltem Milchkaffee; sich dort hindurchzubahnen, ist auch für die Experten nicht einfach. Die Taucher haben Seile installiert, um sich daran entlang zu hangeln, die Strecke sollte zudem mit Taschenlampen beleuchtet werden.

Die Kinder sind nach mehr als zwei Wochen in der Höhle ohnehin bereits traumatisiert – es wäre fatal, wenn auch nur einer von ihnen auf dem Weg nach draußen in Panik geraten würde.

WEITERE REGENFÄLLE BEFÜRCHTET

Überschwemmungen nach starkem Regen führten dazu, dass die Fußballmannschaft so weit ins Höhleninnere fliehen musste. Zwar ist das Wetter seit kurzem wieder besser, auch haben die Einsatzkräfte bereits mehr als hundert Millionen Liter Wasser aus der Höhle gepumpt. Meteorologen befürchten aber, dass es in den kommenden Tagen erneut stark regnen könnte – das wiederum könnte die Höhle weiter überfluten und die Rettung der übrigen Jungen erschweren. (dpa)