Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof: Täter schwer verletzt – Papiere eines Syrers gefunden

Die Polizei hat nach der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof einen terroristischen Hintergrund nicht ausgeschlossen. Ermittelt werde aber "in alle Richtungen".
Foto: Marius Becker/dpa
Foto: Marius Becker/dpa
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Blutiges Ende einer Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof: Nach rund zweistündigem Nervenkrieg hat ein Spezialeinsatzkommando am Montag einen Angreifer in einer Apotheke des Bahnhofsgebäudes festgenommen. Bei dem Zugriff mit Blendgranaten um 14.54 Uhr trug der Geiselnehmer nach Polizeiangaben schwerste Verletzungen davon und musste notoperiert werden. Das Motiv blieb zunächst ungeklärt. Der Kölner Hauptbahnhof blieb stundenlang gesperrt.

Bei dem Zugriff wurde auch die Geisel verletzt, die der Mann am Mittag in der Apotheke in seine Gewalt gebracht hatte. „Die Motivlage des Angreifers ist noch unklar“, sagte ein Polizeisprecher kurz nach dem Zugriff.

Zuvor hatte der Mann nach ersten Erkenntnissen der Polizei einen Molotowcocktail in einem Bahnhofsrestaurant gezündet. Dadurch sei ein 14-Jähriges Mädchen verletzt worden. Sie habe Brandverletzungen erlitten und befinde sich im Krankenhaus. Das Auslösen der Sprinkleranlage habe den Täter wohl unter anderem dazu veranlasst, das Restaurant zu verlassen und in die Apotheke zu laufen. Dort seien auch blaue Campinggaskartuschen und Brandbeschleuniger gefunden worden, von denen einige mit Klebeband verbunden gewesen seien.

Weiter soll der Mann nach Angaben der Polizei freien Abzug gefordert haben. Er habe außerdem einen Koffer und eine Reisetasche verlangt, sagte der leitende Polizeidirektor Klaus Rüschenschmidt am Montagabend in Köln. Koffer und Tasche habe er zuvor im Café des Schnellrestaurants liegen gelassen, in dem er einen Brandbeschleuniger gezündet hatte. Zudem habe der Mann die Freilassung einer Tunesierin gefordert.

Weitere Details seien nicht bekannt, ein terroristischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte eine Polizeisprecherin. Zeugen wurden zudem darum gebeten, mögliche Fotos und Videos rund um die Geiselnahme auf dem Hinweisportal nrw.hinweisportal.de hochzuladen.

Die Identität des schwer verletzten Täters, der beim Zugriff von mehreren Schüssen getroffen wurde und wiederbelebt werden musste, stand zunächst nicht fest. Man habe am Tatort ein Aufenthaltsdokument der Stadt Köln mit Duldung bis 2021 gefunden und es gebe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass der Geiselnehmer der Passinhaber ist. Laut den gefundenen Papieren handelt es sich um einen 55 Jahre alten Syrer, der bereits wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Drogen polizeibekannt ist.

Mehrere Augenzeugen hatten Polizei und Feuerwehr am Mittag alarmiert. Die Einsatzkräfte rückten daraufhin gegen 12.45 Uhr mit einem Großaufgebot zum Breslauer Platz auf der Bahnhofsrückseite aus und sperrten das Bahnhofsgebäude komplett ab. Besucher wurden über Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, den Hauptbahnhof schnellstmöglich zu verlassen.

Mehrere Stunden nach dem Ende der Geiselnahme wurde der gesperrte Kölner Hauptbahnhof wieder freigegeben. Das twitterte die Deutsche Bahn am Montagabend. „Gleise 1 bis 9 wieder befahrbar“, hieß es weiter. Es komme aber weiterhin zu Verspätungen rund um den viel befahrenen Schienenknotenpunkt.

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