Lösen sich die Toten Hosen bald auf? Campino-Aussage lässt aufhorchen

Seit fast 40 Jahren stehen die Toten Hosen mittlerweile auf der Bühne. Wann ist damit Schluss? Womöglich schon bald, wie Campino nun verriet.
Foto: dpa/Sven Hoppe
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Das Ende seiner Band Die Toten Hosen ist laut Sänger Campino womöglich absehbar.

„Der Begriff ‚Bis zum bitteren Ende‘ wird natürlich mit der Zeit immer gruseliger. Aber wir sind Realisten. Das Ende muss jetzt nicht mehr in unendlicher Ferne sein“, sagte der 57-Jährige der „Augsburger Allgemeinen“ vom Mittwoch. „Verglichen mit einem Fußballspiel befinden wir uns jetzt vielleicht schon in der 82. Minute“, erklärte der bekennende Fan von Fortuna Düsseldorf und dem FC Liverpool.

„Wir führen aber 3:1 – wir können uns also ganz ruhig den Ball hin und her schieben“, fügte Campino hinzu. „Aber wir fänden es schön, wenn uns unsere Freunde darauf aufmerksam machen, ab wann es langsam peinlich wird.“

Der Sänger betonte allerdings im selben Atemzug: „Noch können wir jedenfalls mithalten. Wir sehen das an den Festivals, wo wir uns ja auch mit anderen, auch jüngeren Gruppen messen müssen – solange wir da noch so beliebt sind, haben wir das Gefühl, noch richtig zu liegen. Es gibt also keine Ermüdungserscheinungen.“ Die Toten Hosen gaben 1982 ihr erstes Konzert.

Im Jahr 2020 geht es für die Hosen ohnehin erst einmal auf Tour – und zwar unplugged und mit einer Bigband.

Um den Strom und die fehlenden Verstärker zu ersetzen, hat die Combo um Campino diesmal reichlich personelle Verstärkung zu sich gebeten: Bläser, Streicher, eine Pianistin, ein zusätzlicher Percussionist. Bei der nächsten Tournee wird der Hosen-Tross daher auf Rekordgröße anwachsen: 17 Musiker sollen auf der Bühne stehen. „Die Toten Hosen wollten eigentlich immer eine Bigband sein – außer uns wollte nur keiner mitmachen“, sagt Campino.

Die erste Auskopplung des Akustik-Albums war das inzwischen 30 Jahre alte Stück „1000 Gute Gründe“ – als Ska-Variante. „Paradies“ kommt als Polka daher, „Hier kommt Alex“ in einer Version irgendwo zwischen ZZ Top und John Lee Hooker.

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„Wir haben in anderen musikalischen Gärten gewildert und einfach vom Baum gerupft, was uns gefallen hat“, sagt Campino im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Diese fetten Bläsersätze bringen sofort einen anderen Charakter in die Musik. Das war ein großer Spaß. Ganz puristisch geht das aber nicht“, räumt er ein. „Der Gesang muss schon verstärkt werden, und man muss den Klang auch mischen, sonst würde man nur Trompeten hören.“

Dann ist da eine Hommage an Rammstein – die Coverversion „Ohne Dich“: „Ein wunderschönes Lied – das ist Lyrik“, sagt Campino – und über die Berliner Band: „Wir haben uns über die Jahre zu schätzen gelernt.“ Das war nicht immer so. „Ursprünglich gab es starke Differenzen, und wir haben uns das auch gegenseitig vor den Bug gehauen, aber irgendwann war das alles geklärt.“

Eines der vier neuen Stücke ist „Schwere(-los)“, ein Lied über eine Auschwitz-Überlebende. Campino erzählt: „Wir waren vor etwa einem halben Jahr in Auschwitz und haben dort das ehemalige Konzentrationslager besucht. Von diesen Eindrücken beeinflusst habe ich mir den Text, den ich vor längerer Zeit in groben Zügen geschrieben hatte, noch mal neu vorgenommen.“

Einen Eindruck von den neuen Tönen aus dem Hosen-Klanglabor bekamen bereits einige Fans in Düsseldorf: Die Toten Hosen hatten für die Live-Aufnahmen des Albums im Sommer die dortige Tonhalle gekapert, jenen altehrwürdigen Konzerttempel klassischer Musik. „Mit Pauken und Trompeten“ hießen die Abende, bei denen akustische Versionen von Hosen-Klassikern und vier neue Stücke („Kamikaze“, „Schwere(-los)“, „Sorgenbrecher (Auf Euch)“, „Feiern im Regen“) präsentiert wurden.

Der englische Regisseur Paul Dugdale hat die Hosen für die DVD filmisch in Szene gesetzt wie zuvor schon die Rolling Stones und Paul McCartney. Die DVD enthält nochmal zehn Stücke mehr, sie erscheint aber erst im November.

dpa