Schnupfte der ESC-Sieger live im TV Kokain? Um diese Szene geht’s

Willst du Deutschland oben sehn, musst du die Tabelle drehn – der Spruch gilt erneut beim Eurovision Song Contest. Wie schon vor zwei, vier, fünf und sechs Jahren landet der deutsche Beitrag weit hinten. Die Sieger kommen dieses Jahr aus Italien. Für Wirbel sorgte eine Szene, in der der Sänger der Siegerband angeblich Kokain konsumiert haben soll. Der Sänger sorgte jetzt mit einem Drogentest für Klarheit.
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Foto: Screenshot ESC
Foto: Screenshot ESC

Mit dem Anti-Hass-Lied „I don’t feel hate“ ist Deutschland beim Eurovision Song Contest 2021 auf wenig Gegenliebe gestoßen und mal wieder ganz weit hinten gelandet – wie schon vor zwei, vier, fünf und sechs Jahren.

Der 26 Jahre alte Hamburger Sänger Jendrik erreichte nur Rang 25 und damit den vorletzten Platz beim 65. ESC in Rotterdam. Hinter Deutschland landete nur Großbritannien.

Gewonnen hat Italien mit dem rockigen Protestsong „Zitti e buoni“ der Band Måneskin. Die Römer lieben es, sich wild mit schrillen Outfits und halbnackt zu inszenieren. Auf Platz zwei kam Frankreich mit dem Chanson „Voilà“ von Barbara Pravi, auf Rang drei die Schweiz mit der Ballade „Tout l’univers“ des Sängers Gjon’s Tears.

https://www.youtube.com/watch?v=RVH5dn1cxAQ

Drogenskandal? Hier schnupft der Maneskin-Sänger angeblich Kokain

Auf TV-Bildern meinten viele gesehen zu sehen, wie Sänger Damiano David noch im Green-Room sich die Zeit bei der Punktevergabe vertrieb und eine Line Koks schnupfte. Hier gibt es die Szene im Video zu sehen:

https://twitter.com/voodoochopstiks/status/1396225415820283906?s=20

Ein Skandal, wie es sich für einen Rocker gehört? Nein, nein, sagte Damiano David bei der Pressekonferenz. „Ich nehme keine Drogen.“ Allerdings könnte die Aktion ein Nachspiel haben. Gegenüber der „Bild“ sagte der Presseansprechpartner der Europäischen Rundfunkunion (EBU) Dave Goodman: „Wir sind uns über die Spekulationen rundum das Verhalten des Gewinners aus Italien beim Eurovision Song Contest vom letzten Abend im Green Room bewusst und werden in der Sache ermitteln.“

>> UPDATE, 24. MAI 2021: Negativer Drogentest bei ESC-Sieger – Kokain-Affäre ist „erledigt“ <<

Auf Instagram nahm die Band mittlerweile Stellung zu den Vorwürfen: „Wir sind wirklich GEGEN Drogen und haben nie Kokain genommen.“ Zudem seien sie zu einem Drogentest bereit, weil sie nichts zu verbergen hätten. Und genau zu diesem Drogentest soll es tatsächlich kommen. In einer Stellungnahme äußerte sich die EBU wie folgt: „Die Band hat die Anschuldigungen aufgrund von Drogenkonsums vehement widerlegt, der betroffene Sänger wird sich freiwillig einem Drogentest unterziehen, wenn er nach Hause kommt.“

instagram maneskin kokain statement

Foto: Instagram/maneskinofficial

Er nehme überhaupt keine Drogen, erklärte der Sänger auf der PK. Gebückt habe er sich nur, weil ein anderes Bandmitglied zerbrochenes Glas auf den Füßen gehabt habe. Die Eurovision-Organisatoren bestätigten, dass sich unter dem fraglichen Tisch geborstenes Glas befunden habe.

Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen in Rom bot der Sänger dann an, sich einem Drogentest zu unterziehen. „Wir wollen den Gerüchten einen Riegel vorschieben“, sagte der Sänger vor Reportern.

Der Euphorie der Italiener über den Erfolg der Glamrocker von Maneskin taten die Spekulationen keinen Abbruch. Etablierte Stimmen aus Unterhaltung und Gesellschaft waren voll des Lobes über die Anti-Mainstream-Band, die ihre ersten musikalischen Gehversuche auf der Via del Corso – der Haupteinkaufsmeile von Rom – unternommen hatte.

Deutschland erneut blamabel

Willst du Deutschland oben sehn, musst du die Tabelle drehn – der zuletzt im Fußball gängige Spruch galt erneut bei dem internationalen Musikwettbewerb. Die deutsche ESC-Pleiteserie in den vergangenen Jahren wurde nur 2018 kurz unterbrochen, als Michael Schulte überraschend auf den vierten Platz kam. Deutschland bekam diesmal null Punkte von den Zuschauern in 39 Ländern und nur drei Punkte von Jurys – 2 aus Österreich und einen aus Rumänien.

Nach der pandemiebedingten ESC-Absage 2020 saßen dieses Jahr nun immerhin rund 3500 negativ getestete Zuschauer in der Ahoy-Arena in Rotterdam. Trotz dieses Schritts zurück in Richtung Normalität hat das Coronavirus den Wettbewerb nicht verschont.

Der ESC-Sieger von 2019, Duncan Laurence, der den Wettbewerb überhaupt erst in die Niederlande geholt hatte, wurde vergangene Woche positiv auf das Coronavirus getestet. Er konnte deshalb in der Finalshow nicht live auftreten. Auch Islands Teilnehmer erwischte es, weshalb die Band Daði og Gagnamagnið in Quarantäne blieb und nur per Video eingespielt wurde. Sie kam dennoch am Ende auf Platz vier.

Viele Länder schickten 2021 dieselben Interpreten, die für 2020 vorgesehen waren. In Deutschland ließ der innerhalb der ARD zuständige NDR jedoch in einem mehrstufigen Auswahlverfahren zwei unabhängige Jurys einen neuen Teilnehmer suchen.

Dritter Sieg für Italien

Das Siegerlied 2021 ist ein energetischer Rockbeitrag. Übersetzt heißt der Songtitel „Still und brav“. Im Text geht es darum, ausgeflippt und anders als die anderen zu sein. Da Bassistin Victoria aus Dänemark stammt, wählte die Gruppe als Band-Namen das dänische Wort für Mondschein: Måneskin.

Die Band wurde 2016 von Schulfreunden gegründet. Bekannt wurde sie in ihrer Heimat mit der Castingshow „X-Factor“. Im März 2021 gewann sie das traditionsreiche Festival di Sanremo und wurde damit von der RAI, der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Italiens, als ESC-Teilnehmer automatisch gesetzt. Für Italien ist es der dritte Sieg – nach 1990 und 1964.

Die Zuschauer konnten wie immer über den Sieger mit abstimmen, jedoch nicht für das eigene Land. Die Hälfte der Punkte kommt von nationalen Fachjurys. Die Jury-Punkte aus Deutschland gab zum sechsten Mal Barbara Schöneberger bekannt. Sie wurde live aus Hamburg zugeschaltet. Die Höchstpunktzahl ging dabei an Frankreich. Das deutsche TV-Publikum vergab seine Höchstpunktzahl (12 Punkte) an Litauen, die zweithöchste Punktzahl (10) an Frankreich.

>> ESC 2021: Alle Final-Teilnehmer im Video <<

In den vergangenen 30 Jahren schaffte es Deutschland fast immer nur dann in die Top 10 beim ESC, wenn der Entertainer Stefan Raab als Produzent, Komponist, Castingshowmacher oder gar Interpret beteiligt war. Man denke an Guildo Horn 1998, Max Mutzke 2004 oder Roman Lob 2012. Der größte Triumph ereignete sich 2010, als Raab als Initiator, Produzent und Jurypräsident der Castingshow „Unser Star für Oslo“ die junge Lena entdeckte und mit ihr den zweiten Sieg für Deutschland überhaupt holte – nach Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ 1982. Lena Meyer-Landrut feierte am Sonntag übrigens ihren 30. Geburtstag.

dpa