Rosenmontag in Köln: Leere Straßen – und ein Düsseldorfer Wagen

Wegen der Corona-Pandemie ist der größte deutsche Karnevalszug in Köln in diesem Jahr abgesagt worden. Es gibt nur einen Wagen.
Greenpeace Karneval Protest in Köln
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Einen Rosenmontag ohne Karnevalswagen hat es in Köln seit 30 Jahren nicht mehr gegeben. Doch wegen der Corona-Pandemie ist der größte deutsche Karnevalszug in diesem Jahr abgesagt worden.

Einen Karnevalswagen gab es allerdings doch – direkt neben dem Kölner Dom und verwirrenderweise erbaut von dem Düsseldorfer Spezialisten Jacques Tilly. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstrierte damit gegen die Klimapolitik des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU).

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Der Wagen zeigt Laschet mit Narrenkappe, wie er mit einem riesigen Braunkohlebagger die Kirche von Keyenberg zum Einsturz bringt. Das Dorf Keyenberg soll dem Tagebau weichen. „Es kann nicht sein, dass mitten in der Klimakrise immer noch riesige Mengen Braunkohle abgebaut werden und und sogar ganze Dörfer mit Kirchen, Schulen und fruchtbaren Äckern geopfert werden“, sagte Bastian Neuwirth von Greenpeace.

„Wir finden, Köln ist genau der richtige Ort für diesen Wagen, weil wir hier vor dem Dom die Problematik zeigen können, dass für Braunkohle immer noch Kirchen abgerissen werden.“

Die Karnevalszüge in Köln und Düsseldorf fallen aus

Die Karnevalisten stellen sich auf einen traurigen Rosenmontag ein: Wegen der Corona-Pandemie fallen die großen Umzüge aus. In Düsseldorf und Mainz geschah das zuletzt 2016, als die Züge aus Sorge vor orkanartigen Böen abgesagt wurden. In Köln muss man sogar bis ins Jahr 1991 zurückgehen: Damals verzichteten die Jecken wegen des Golfkriegs auf den Zug.

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In Köln gibt es zumindest einen kleinen Ersatz: Ab 14 Uhr zeigt das WDR Fernsehen den Rosenmontagszug im Miniaturformat – als Inszenierung des Stockpuppentheaters Hänneschen. Dafür ist in der Wagenbauhalle des Festkomitees Kölner Karneval eine 32 Meter lange Kulisse der Kölner Altstadt aufgebaut worden.

Der kleine Zug biete alles, was sein großer Bruder auch habe, teilte das Festkomitee mit. Dazu gehören Prunk- und Motivwagen, Tanzgruppen und Gardisten, Kamelle, Pferde und natürlich Zuschauer. Die Motivwagen des Hänneschen-Zugs zeigen unter anderem die Experten Karl Lauterbach, Christian Drosten und Hendrik Streeck als Top-Influencer und schwarze Schäfchen, die in einer zur Waschmaschine umfunktionierten katholischen Kirche wieder weiß gewaschen werden.

„Trotz Lockdown auf die Pauke hau’n“

Auch in Düsseldorf gibt es einen Lichtblick für die Jecken. Dort werden acht Entwürfe von Wagenbauer Jacques Tilly zu sehen sein. Etwa zwei Stunden lang würden die Plastiken in der Düsseldorfer Innenstadt gezeigt, teilte das Comitee Düsseldorfer Carneval mit. Sie werden demnach nicht im Konvoi, sondern einzeln auf drei verschiedenen Routen auf Anhängern durch die Straßen gefahren. Damit wollen die Karnevalisten verhindern, dass sich Zuschauergruppen bilden und gegen die Corona-Regeln verstoßen wird.

Sonst aber ist der Rosenmontag in den Karnevalshochburgen vielfach ein ganz normaler Arbeitstag, so zum Beispiel in der Kölner Stadtverwaltung. Die Kölner Uniklinik schenkt ihren Mitarbeitern den Rosenmontag dagegen als freien „Danke-Tag“. Damit soll der außerordentliche Einsatz der Beschäftigten im Corona-Jahr gewürdigt werden.

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In Unna ist unterdessen alles anders. Dort wird es Corona zum Trotz den traditionellen Rosenmontagsumzug geben – denn der ist ohnehin vergleichsweise pandemietauglich: Seit 65 Jahren zieht Helmut Scherer, Oberjeck der westfälischen Stadt, mit dem wohl kleinsten Rosenmontagsumzug der Welt umher – er selbst kostümiert, mit Pauke und einem Musikwägelchen. Damit sich am Straßenrand keine Zuschauer drängen, hat der 86-Jährige sein Solisten-Spektakel dieses Jahr auf das Krankenhausgelände der Stadt verlegt: „So kann ich den Patienten dort auch ein bisschen Freude bringen in dieser Zeit“, sagte Scherer der Deutschen Presse-Agentur. Sein Motto in diesem Jahr: „Trotz Lockdown auf die Pauke hau’n“.

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dpa