Roger Waters: Frankfurt sagt Konzert ab – wie reagiert die Lanxess-Arena?

Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters positioniert sich öffentlich gegen Israel und pro Palästina und eckt mit dieser Haltung besonders in Deutschland an. Erste Veranstalter sagen nun seine Konzerte ab. Wie sieht es in Köln aus?
Roger Waters. Foto: Onni Ojala/Lehtikuva/dpa
Roger Waters. Foto: Onni Ojala/Lehtikuva/dpa

Pink-Floyd-Star Roger Waters hat sich für den 9. Mai in Köln angekündigt. Im Alter von 79 Jahren will das ehemalige Pink-Floyd-Mitglied jetzt als Solo-Künstler die Lanxess-Arena in seinen Bann ziehen. Doch seine politische Gesinnung könnte dem Briten in die Quere kommen. Politiker des Kölner Stadtrats, allen voran von den Grünen, wollen das Konzert nun um jeden Preis verhindern.

Die Grünen-Fraktion veröffentlichte am Dienstag (21. Februar) einen Offenen Brief, in dem die Kölner Lanxess-Arena aufgefordert wurde, „alles dafür zu tun, um das Konzert noch zu verhindern“. Nur: Warum das?

Der Musiker sei laut eigenem Bekunden aktives Mitglied in der BDS (Boycott, Divestment and Sanctions“). Weiter heißt es vom Kölner Rat: „Bei Roger Waters handelt es sich nicht nur um einen begnadeten Musiker. Es geht auch um einen Musiker, der seine Bühne immer wieder für antisemitische Aussagen und Symbolik missbraucht.“

Die transnationale politische Kampagne BDS will das Grundrecht arabisch-palästinensischer Bürger auf „volle Gleichheit“ anerkennen und palästinensischen Flüchtlingen eine Rückkehr in „ihre Heimat“ ermöglichen. Da Waters diese Haltung als antisemitisch ausgelegt wird, setzen deutsche Politiker nun alles daran, sein Konzert in Köln zu verhindern.

Was wird Waters konkret vorgeworfen?

  • Er ist Mitglied der anti-israelischen Kampagne BDS.
  • Waters setzt sein Engagement für die BDS-Kampagne mit dem Kampf der Geschwister Scholl und deren Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ gegen den Nationalsozialismus gleich.
  • Vor einigen Jahren ließ Waters bei einem Konzert ein riesiges, schwarzes Ballon-Schwein übers Publikum fliegen. Auf dem Tier prangten ideologische Symbole, unter anderem auch der Davidstern.
  • 2020 behauptete Waters im palästinensischen Nachrichtenportal Shehab, dass der US-Geschäftsmann Sheldon Adelson ein Strippenzieher des US-Präsidenten Donald Trump und des US-Botschafters David Friedman sei. Da Adelson Jude ist, wurde ihm die Aussage als antisemitisch ausgelegt.

Und: Auch seine Haltung zum Ukraine-Krieg wird ihm derzeit zum Verhängnis. Am 8. Februar hielt Waters eine Rede vor dem UN-Sicherheitsrat. Darin machte er „Provokateure“ des Westens für den Krieg mitverantwortlich.

Roger Waters: Festhalle Frankfurt sagt Konzert ab

Die Festhalle in Frankfurt am Main (Hessen) zieht jetzt Konsequenzen und sagt sein Konzert am 28. Mai 2023 ab. Unter Umständen müssen Stadt und Land dafür allerdings 2,6 Millionen Euro Schadensersatz zahlen. Der Vorwurf seitens Waters: Vertragsbruch. Eventlocation und Konzertveranstalter sind an schriftliche Abmachungen gebunden – die eine spontane Absage eigentlich nicht möglich machen. Ähnlich verhalte es sich in Köln, wo der Termin am 9. Mai allerdings immer noch steht.

Roger Waters in Köln: Das sagen Lanxess-Arena und Veranstalter FKP Scorpio

Bislang wurde das Konzert seitens der Lanxess-Arena noch nicht abgesagt. Wie Tonight News auf Nachfrage erfuhr, habe die Arena aufgrund eines Vertragsverhältnisses mit dem Konzert-Veranstalter gar keine Handhabe darüber, ob das Konzert von Roger Waters stattfindet oder nicht.

Das Statement der Arena im Wortlaut:

Die Lanxess-Arena wird grundsätzlich vom jeweiligen Veranstalter einer Tournee gemietet, der ggf. einen lokalen Veranstalter für die operative Abwicklung hinzuzieht. Der örtliche Veranstalter und wir als Hallenbetreiber haben keinen Einfluss auf das Booking der Künstler:innen, oder an einer direkten Kommunikation mit diesen. Als Lanxess-Arena ist unser Vertragspartner in diesem Fall der örtliche Veranstalter. Die von uns veranlasste Prüfung des Vertrages durch eine renommierte Anwaltskanzlei hat ergeben, dass es derzeit keine rechtliche Basis für eine außerordentliche Kündigung des entsprechenden Mietverhältnisses gibt.“

Auch der Veranstalter FKP Scorpio meldet sich zu Wort:

Unsere Vertragsunterzeichnung und die damit verbundenen Verpflichtungen für die betreffenden Shows von Roger Waters fallen in eine Zeit, bevor der Künstler Aussagen getätigt hat oder wir Kenntnis über einzelne Statements hatten, die wir selbst problematisch finden und keinesfalls unsere eigenen Ansichten widerspiegeln. Wir stehen darüber auch in engem Dialog mit dem Management, das über den berechtigten Diskurs informiert ist und unsere eigenen Ansichten kennt. Dazu zählt unter anderem, dass wir die BDS sowie den schrecklichen Angriffskrieg Russlands klar verurteilen.