Nach 20 Jahren: Kölner Kult-Laden macht endgültig dicht

Im Winter wetterte Ladeninhaber Peter Schwalen noch darüber, dass sich nicht einfach alle impfen lassen und die Pandemiebekämpfung auf dem Rücken des Einzelhandels ausgetragen werde. Nun machen er und sein Geschäftspartner Mike Reißmann ihren Laden "Wohnart City" endgültig dicht.
Wohnart City
Nach 20 Jahren ist Schluss: Wohnart City schließt. Foto: Ristau/Tonight.de
Nach 20 Jahren ist Schluss: Wohnart City schließt. Foto: Ristau/Tonight.de

Es war ein Schock für die Stammkunden des Haushalts- und Einrichtungsgeschäfts Wohnart City auf der Apostelnstraße mitten in der Kölner Innenstadt: Der Laden schließt am 23. Juli 2022. Nach über 20 Jahren ziehen die Betreiber Mike Reißmann und Peter Schwalen die Notbremse und schließen ihr Geschäft. Tonight News kennt die Hintergründe.

Wohnart City

Der Laden beinahe komplett leer gekauft: Wohnart City in Köln. Foto: Ristau/Tonight.de

Bereits im Januar war unsere Redaktion auf Ortstermin bei Wohnart City, um nachzuhorchen, wie sich die Umsätze seit der Einführung von 2G im Einzelhandel (wurde am 19. Februar 2022 wieder aufgehoben) verändert hatten. Schon damals klagte Teilinhaber Peter Schwalen über herbe Verluste: Das Weihnachtsgeschäft sei noch schlechter gewesen als das im Vorjahr (2020), in dem es sogar zu dem Zeitpunkt einen Lockdown gegeben hatte.

Wohnart City

Dibbern-Geschirr zu Spottpreisen: jetzt bei Wohnart City. Foto: Ristau/Tonight.de

Außerdem haben einfach die Menschen gefehlt, die spontan in die Stadt zum Shoppen fahren. Schwalen damals: „Dazu kommt auch, dass die Leute total verunsichert sind, auch wenn sie geimpft sind. Die wägen dann ab, ob das wirklich sein muss, dass man jetzt in die Menschenmasse in die Stadt fährt, womöglich noch mit Bus und Bahn, wo es stickig ist. Dann bleiben die lieber zu Hause auf der Couch und bestellen online.“

Granit

Diese Granitplatte würde normalerweise 180 Euro kosten. Jetzt wird sie für 40 Euro verscherbelt. Foto: Ristau/Tonight.de

Die 2G-Regel im Einzelhandel kritisierte er damals aus finanziellen, nicht aber aus moralischen Gründen. „Wir müssen darunter leiden, dass sich nicht einfach alle impfen lassen“, wetterte der Geschäftsmann. Nun stirbt sein Laden den Corona-Tod!

Komplett pleite sei Wohnart City aber noch nicht. „Wir wollen es aber auch nicht werden“, bekundet Mitinhaber Mike Reißmann im Gespräch mit Tonight News. Das Geschäft verändere sich seit Jahren zunehmend in Richtung Online-Shopping – ein Drama für den Einzelhandel, aber auch für die Umwelt, wie Reißmann zu bedenken gibt: „Die ganze Herumfahrerei durch die Lieferwagen und der ganze Verpackungsmüll haben mit Nachhaltigkeit nicht wirklich etwas zu tun.“

Wohnart City in Köln schließt nach 20 Jahren – wegen Corona

Die Konkurrenz durch Online-Anbieter macht es den Geschäftsmännern schwer. Allein die Miete für das Ladenlokal kostet 7000 Euro monatlich – ein Batzen Geld, der erstmal erwirtschaftet werden muss. Peter Schwalen: „Der Trend ging ohnehin schon zum Online-Shopping hin und Corona hat das ganze jetzt noch befeuert.“ Zudem komme die Inflation, die potenzielle Kunden vom Kauf hochwertiger Tischdecken, Services und Co. abhalte. „Es lohnt sich einfach nicht mehr“, beklagt der Unternehmer.

Wohnart-City

Alles muss raus! Foto: Ristau/Tonight.de

Ein kleines Trostpflaster für alle Kunden von Wohnart City: Alles muss raus! Im aktuellen Räumungsverkauf (bis 23. Juli) werden hochwertige Gegenstände – darunter Granit-Platten und Dibbern-Geschirr – zu Spottpreisen verscherbelt! Schnäppchenjäger mit einer Schwäche für noble Wohn-Accessoires können jetzt also nochmal zuschlagen.

Und wie geht es für den Inhaber Peter Schwalen weiter: „Ich mache erstmal ein Jahr Auszeit und für danach habe ich schon einen neuen Plan. Der wird aber noch nicht verraten.“

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