Viele Kölner U-Bahnhaltestellen sind nicht gerade einladend. Oft sind die Rolltreppen nicht intakt, genauso wie die Aufzüge. Auf den Treppen lungern insbesondere an Brennpunkten wie dem Ebertplatz oder dem Wiener Platz Süchtige herum. An ersterem wollten Künstler entgegenwirken und den öffentlichen Ort mit schrillen Installationen aufwerten.
Während die Stadt mit Außengastronomie und Events gegen die vorherrschende Drogenkriminalität am Ebertplatz vorgehen will, bespielen die Künstler Andreas Gehlen und Maria Wildeis den öffentlichen Raum mit skurrilen Installationen. Weil es sich nicht mehr lohne, die defekten Rolltreppen, die vom Eigelstein in die Ebertplatz-Passage führen, zu reparieren, wurden diese für eine temporäre Zweckentfremdung freigegeben.
Im April 2023 kam eine neue Rolltreppen-Installation hinzu – mit blauem Disco-Licht in den Stufen und einem „robusten, wasserdichten Aufbau sowie neuen LED-Lichtern“, heißt es auf der Instagramseite „Unser Ebertplatz“.
Seit Sommer 2021 fließt eine schwarze Lava-ähnliche Masse nun eine Rolltreppe hinunter. Das Werk von Andreas Gehlen namens „Muddy Move“ (Deutsch: schlammartige Bewegung) soll archaisch anmuten. Gehlen modulierte dafür zunächst eine Unterkonstruktion, „die er anschließend mit Beton verfüllte, woraus sich eine Analogie zum – für den Ebertplatz charakteristischen – Waschbeton ergibt“, so die Stadt Köln zur Eröffnung der Lava-Kunst 2021.
Rolltreppen am Ebertplatz werden zum Kunstobjekt – das sagen Kölner
Daneben wurden Dinosaurier-artige Zacken auf einer Rolltreppe angebracht.
Eine weitere wurde spielerisch als spiegelglatte Rutsche umfunktioniert. Kunst hin oder her – was sagen Kölner, die den Ebertplatz häufig passieren müssen, zu den Installationen?
Der Online-Dienst „Mit Vergnügen“ hat einen Video-Zusammenschnitt der Rolltreppen gepostet. Die Kommentare darunter sind eindeutig:
„Dafür kann man auf einer rutschen – durch Dreck, Müll oder Kotze“, stichelt ein Nutzer. Ein anderer beschwert sich: „Und diese Spiegel blenden bei Sonnenschein auch noch super in die Wohnung, wenn man dort wohnt… Super Sache, kann ich nur empfehlen…“. Der nächste vermisst die Rücksichtnahme auf Menschen mit Behinderung: „Ist jetzt nicht unbedingt die Definition von Inklusivität im offenen Raum.“ Zahlreiche Kommentare dieses Tenors folgen. Auch Moderator Tommi Schmitt witzelt in dem Video über das Projekt, muss beim Wort „Kunstinstallation“ laut lachen und merkt an: „Wär‘ trotzdem schön, wenn die Rolltreppen wieder funktionieren würden.“
Wann die Rolltreppen wieder in ihre natürliche Funktionalität zurückfinden, bleibt abzuwarten.