Kölner Karnevalsmord: Hinweise 35 Jahre verschwiegen – trägt Zeuge eine Mitschuld?

35 Jahre nach dem Karnevalsmord an Petra Nohl hat sich ein Zeuge mit einem wichtigen Hinweis gemeldet. Das wirft einige Fragen auf. Warum kommt der Hinweis erst jetzt?
«Aktenzeichen XY» mit Rudi Cerne
Foto: Sina Schuldt/dpa
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Der Karnevalsmord an der damals 24-jährigen Petra Nohl hat eine überraschende Wendung genommen: 35 Jahre nach ihrem Tod hat sich nun ein Zeuge der Polizei offenbart und einen entscheidenden Hinweis gegeben. Mit dringendem Tatverdacht verhaftete die Polizei daraufhin am 14. Februar den 56-jährige Peter M. (Name geändert). Seitdem sitzt dieser in Untersuchungshaft.

Die Rolle des Zeugen ist in diesem Fall nicht ganz uninteressant. Denn für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hatte die Staatsanwaltschaft Köln eine Belohnung von 5000 Euro ausgesprochen.

Kölner Karnevalsmord: Warum meldet sich der Zeuge erst jetzt?

Für die Polizei stellt sich nun die Frage, warum der Zeuge jahrzehntelang mit seiner Aussage gewartet hat. Hatte er es nur auf das Geld abgesehen? Macht er sich nun dadurch mitschuldig? Im strafrechtlichen Sinne jedenfalls nicht.

So erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber dem Kölner Express: „Wenn zivile Zeuginnen und Zeugen im Nachhinein von einer solchen Tat erfahren, machen sie sich durch bloßes Schweigen nicht strafbar. Eine Strafvereitelung durch Unterlassen ist zwar grundsätzlich möglich. Sie setzt jedoch eine sogenannte Garantenstellung (§13 StGB) voraus. Täterin oder Täter kann daher nur sein, wer von Rechts wegen berufen ist, an der Strafverfolgung mitzuwirken.“ Polizisten würden sich demnach beispielsweise strafbar machen, wenn sie schweigen.

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Seit 1988 hatte der Zeuge das Wissen um den vermeintlichen Täter nicht verraten. Er soll mit ihm befreundet gewesen sein, doch nun bestehe diese alte Freundschaft nicht mehr.

Kölner Karnevalsmord bei „Aktenzeichen XY“

Der Fall um Petra Nohl wurde 2022 als Cold-Case-Fall von der Kölner Polizei in Köln aufgerollt. Die Tat wurde im Dezember als ungelöster Fall bei „Aktenzeichen XY“ ausgestrahlt. Während der Fernseh-Sendung bat Mordermittler Markus Weber um Zeugenhinweise und erwähnte auch die 5000 Euro Belohnung. Noch während der Sendung meldete sich der Zeuge aus Köln.

Später teilte er den Beamten mit, dass er gesehen habe, wie sein damaliger Freund in der Tatnacht mit Petra Nohl in Richtung Friesenplatz gegangen sei. Am nächsten Tag soll sich der Freund eine neue Frisur geschnitten haben. Zudem soll er sich geweigert haben, sich bei der Polizei als Zeuge zu melden, als der Karnevalsmord durch die Medien ging. Der Zeuge gab diese Details damals nicht an die Polizei weiter.

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Der TV-Beitrag zum Mord an Petra Nohl habe bei dem Zeugen allerdings „etwas ausgelöst“, wie Mordermittler Markus Weber erklärte. Der Zeuge sei nun bereit, seine Beobachtungen zu erzählen. Staatsanwalt Ulrich Bremer möchte zur Motivation des Zeugens in Hinblick auf die laufenden Ermittlungen vorerst keine weiteren Angaben machen.

„Ob und in welcher Höhe dem Hinweisgeber diese Belohnung zukommen soll, steht noch nicht fest. Eine Entscheidung hierüber soll später – möglicherweise erst nach Abschluss des Verfahrens – erfolgen“, sagte er weiter.

Weitere Zeugen zum Kölner Karnevalsmord gesucht

Die Staatsanwaltschaft erklärte dem Kölner Express, dass sich weitere Zeugen melden sollen, „wenn man zur Aufklärung einer Straftat beitragen kann. Zeuginnen und Zeugen sind ein wichtiges Beweismittel im Strafprozess! Und auch den Angehörigen der Opfer bringt es vielleicht etwas Seelenfrieden, wenn solch lange zurückliegenden Taten auch mithilfe von Zeugenaussagen endlich aufgeklärt werden können.“

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Nach der Festnahme des vermeintlichen Täters äußerte sich auch die Tochter von Petra Pohl. Sollte der Täter überführt werden und sein Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen, sei dies „eine Riesenerleichterung“ für sie, wie sie dem Kölner Express sagt.