Karneval im Krieg: „Uns jeiht et joot“ – Kölsche Kultband sendet wichtige Botschaft
Zwei Jahre blutete allen Jecken um diese Jahreszeit das Herz. Denn aufgrund der lang anhaltenden Corona-Pandemie mussten fast alle karnevalistischen Events abgesagt werden. Nun, wo die ungefährlichere Omikron-Variante vorherrscht, durfte in der Karnevalshochburg Köln endlich wieder gefeiert werden. Sogar der Straßen- und Kneipenkarneval wurde wider Erwartungen erlaubt – natürlich unter strengen 2G-plus-Regelungen. Doch auf der östlichen Seite Europas spitzte sich während der Karnevals-Vorbereitungen die Ukraine-Krise zu. Am frühen Weiberfastnachtsmorgen war es dann so weit: Putins Truppen zogen in das Land ein, um es zu bombardieren – ausgerechnet am Auftakt der tollen Tage!
OB Reker äußerte sich rasch zu den Ereignissen, sagte, jeder müsse für sich selbst entscheiden und betonte auch, dass eine spontane Karnevals-Absage aus organisatorischen Gründen nicht möglich sei. Sie selbst feierte jedoch nicht. Gästen der „Humba Tätärä„, Kölns größter Weiberfastnachts-Party, war von dem Stimmungstief nichts anzumerken. Auch die Angst vor Corona wirkte wie weggeblasen. Partygäste tanzten ausgelassen auf den Tischen oder bildeten Polonäsen.

Ausgelassene Stimmung wie vor Corona-Zeiten: Die Partygäste bildeten eine Polonäse. Foto: Ristau/Tonight News
Martina aus Overath: „Wenn ich Angst hätte, wäre ich nicht hier. Mehr Sicherheitsvorkehrungen als hier, gibt es doch gar nicht.“ Auch ihre Tochter Annika fühlt sich vom Coronavirus nicht mehr bedroht. Die Krankenschwester: „Ich hatte gerade erst Corona, es war wie eine Erkältung.“ Das Mutter-Tochter-Gespann war bereits zwei Wochen vorher in der Wassermannhalle bei einer anderen „Humba Tätärä“-Party des Kostümriesen Deiters.

Mutter und Tochter op Jück: Martina und Annika aus Overath. Foto: Ristau/Tonight News
Karneval trotz Krieg in der Ukraine: (Wahl-)Kölner zeigen, wie das geht
Wahlkölner Robin, der im Trendkostüm des Jahres, als Schoko-Bon, auf der „Humba Tätärä“ feierte, ist mit den Gedanken zumindest teilweise bei der Ukraine: „Ich habe Mitgefühl mit den armen Menschen, die dort vom Tod bedroht sind, aber ich will auch endlich wieder feiern!“ Der Schwabe wohnt seit drei Jahren in Köln, konnte aber erst eins davon Karneval feiern: „Jetzt geht es endlich wieder los.“

Robin aus dem Schwabenland kam im trendigen Schoko-Bon-Kostüm, das er teilweise bei Deiters gekauft hat. Foto: Ristau/Tonight News
Murat aus Nürnberg ist extra für den Fastelovend nach Köln angereist, hatte sein Hotel schon vor einem Jahr gebucht und will sich vom Krieg nicht die Stimmung versauen lassen: „Ich will feiern, sonst nix!“

Möchte einmal im Jahr auf sein bestes Stück reduziert werden: Murat aus Nürnberg. Foto: Ristau/Tonight News
FC-Geißbock Michael will sich von Putin nicht den Frohsinn nehmen lassen: „Jetzt habe ich mich extra für den Karneval impfen lassen, darf endlich wieder feiern und soll jetzt wegen Putin zu Hause bleiben? Nä! Der kann meinetwegen auch durch Polen marschieren, das hält mich nicht ab.“

Kam als FC-Geißbock zur „Humba Tätärä“: Michael. Foto: Ristau/Tonight News
Vor Corona sollten übrigens auch acht riesige Aerosolfilter schützen. Eine jecke Krähe zeigte uns die Sicherheitsvorkehrungen in der Wassermannhalle.

Die jecke Krähe Laura tanzte direkt unter dem Aerosol-Filter auf dem Tisch. Foto: Ristau/Tonight News
Kölsche Kultband „Stadtrand“ sendet Botschaft zum Ukraine-Krieg
Doch nicht nur die Gäste setzten sich mehr oder weniger mit dem Krieg auseinander. Auch den Bands ging das Thema durch den Kopf. So sendeten die Jungs von „Stadtrand“ eine wichtige Botschaft ans Publikum: „Leute, wenn wir aufs iPhone gucken, sehen wir heute nur scheiße! Wir können so verdammt froh sein, dass es uns so gut geht. Vergesst das nicht.“ Passend dazu performten sie dann noch ihren Hit „Uns jeiht et joot“.