OB Reker zum Karneval im Krieg: Absage wäre „organisatorisch nicht möglich“

Karneval feiern trotz Krieges auf dem eigenen Kontinent? Laut Festkomitee Kölner Karneval kein Problem – auch wenn die Gedanken bei der Ukraine seien.
Weiberfastnacht in Köln
OB Reker an Weiberfastnacht. Foto: Oliver Berg/dpa
Weiberfastnacht in Köln
OB Reker an Weiberfastnacht. Foto: Oliver Berg/dpa

Putins Truppen sind an Weiberfastnacht um 4 Uhr morgens in die Ukraine eingerollt, um das Land zu bombardieren – es herrscht Krieg! Doch die kölschen Jecken wollen sich vom russischen Oberhaupt nicht den „Frohsinn“ nehmen lassen.

Kann man Karneval feiern, wenn in Europa ein Krieg ausbricht? In Köln waren am Donnerstagmorgen – Weiberfastnacht – jedenfalls erste Kostümierte unterwegs oder standen an Corona-Teststationen an. Das Festkomitee Kölner Karneval teilte mit: „Heute beginnt der Straßenkarneval, das bedeutet für die Jecken in Köln hauptsächlich individuell feiern, draußen oder in der Kneipe. Nach zwei Jahren Pandemie ist die Sehnsucht danach sehr groß und das Absagen mit so kurzem Vorlauf rein organisatorisch auch gar nicht möglich. Es wäre aus unserer Sicht auch das falsche Signal.“

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Sicherlich gehe das Geschehen in der Ukraine nicht spurlos an den Karnevalisten vorüber. Die Gedanken vieler Jecken seien an diesem Morgen bei den Menschen in der Ukraine, die mit Angst auf die nächsten Tage blickten. „Aber wir haben gerade auch in der jüngeren Vergangenheit gelernt, dass der Karneval in Krisenzeiten eine wichtige Funktion für die Menschen hat. Sich die Grenzen des Frohsinns vom einem Despoten diktieren zu lassen, entspricht nicht dem Gedanken des Fastelovends, in dem Freiheit und Gleichheit an oberster Stelle steht.“ Auch eine Sprecherin der Stadt Köln teilte mit, der Empfang des Dreigestirns im Rathaus finde wie geplant statt.

OB Henriette Reker meldet sich zum Ukraine-Krieg zu Wort

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat am Donnerstag zu Beginn des Straßenkarnevals mit einer Schweigeminute der Leidtragenden des russischen Angriffs auf die Ukraine gedacht. „Mir ist wirklich nicht zum Feiern zumute, aber weder ich noch das Festkomitee können und wollen den Karneval absagen“, sagte Reker bei einem Empfang im Rathaus. „Die Kneipen schließen und eine Ausgangssperre verhängen können wir ohnehin nicht, das müsste der Landesgesetzgeber tun. Jeder und jede muss für sich selbst entscheiden, ob er oder sie angesichts dieser Situation feiern möchte.“ An Weiberfastnacht beginnt im Rheinland traditionell der Straßenkarneval.

Radio Köln und WDR4 ändern Programm wegen Ukraine-Krieg

Der Lokalsender Radio Köln hat am Donnerstagmorgen sein Programm geändert und sendet seit 8.00 Uhr keine Karnevalsmusik mehr. „Wir können nicht über den Krieg berichten und drumherum Karnevalsmusik senden“, sagte Chefredakteurin Claudia Schall der Deutschen Presse-Agentur. Am heutigen Donnerstag startet mit „Altweiber“ der rheinische Straßenkarneval. Auch WDR4 änderte sein Programm, im WDR-Fernsehen wurde zunächst weiter geschunkelt.

Radio Köln hatte nach eigenen Angaben geplant, von 6.00 Uhr bis Mitternacht Karnevalsmusik zu spielen. Der Kölner Lokalsender gehört zum Verbund Radio NRW. Dessen Sender haben auch ihr nachrichtliches Programm geändert. Am Vormittag sollte es eine monothematische Sendung zum Angriff auf die Ukraine geben, danach stündliche Updates, so eine Sprecherin. Auch die Comedy-Blöcke wurden bis zunächst 16.00 Uhr gestrichen.

Der öffentlich-rechtliche Sender WDR4 änderte am Vormittag ebenfalls sein Musikprogramm, das unter dem Motto „Karneval hoch 4“ angekündigt war. Stattdessen liefen unter anderem Oldies. Ein Moderator begründete die Umstellung mit dem Angriff auf die Ukraine.

Im WDR-Fernsehen lief zunächst das angekündigte Karnevalsprogramm weiter. Seit dem Morgen „Kölsche Tön vom Heumarkt – Das Best of der Sessionseröffnung 2021“. In einer Banderole am unteren Bildschirmrand verwies der WDR auf seine Berichterstattung zur Ukraine im Radio und online. Auf dpa-Anfrage teilte der WDR mit, dass man sich später äußern werde.

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dpa