ESC-Vorentscheid 2023: Experte rechnet mit Ikke Hüftgold ab – „Beschämend“

Am 3. März fällt die Entscheidung, welcher deutsche Künstler zum ESC 2023 nach Liverpool geschickt wird. Tonight News hat mit dem Präsidenten des offiziellen ESC-Fanclubs "Eurovision Club Germany", Dr. Michael Sonneck, gesprochen. Warum für ihn die Teilnahme von Ikke Hüftgold beschämend ist – und wer seiner Meinung nach den Sieg davontragen wird.
Ikke Hüftgold
Ikke Hüftgold steht bei den Proben zu "Eurovision Song Contest 2023 – Unser Lied für Liverpool" auf der Bühne. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Ikke Hüftgold
Ikke Hüftgold steht bei den Proben zu "Eurovision Song Contest 2023 – Unser Lied für Liverpool" auf der Bühne. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Am Freitag, 3 März, entscheidet sich in Köln, welcher Künstler Deutschland beim ESC 2023 in Liverpool vertreten wird. Insgesamt wollen sich heute Abend acht Acts in die Herzen der Zuschauer – und somit an die Spitze des Votings – singen. Wer wohl das Ticket für die Teilnahme beim ESC 2023 in Liverpool ergattern wird? Unseren Live-Ticker zum Vorentscheid findet ihr hier.

Tonight News hat vor dem Vorentscheid mit Dr. Michael Sonneck sprechen können. Der Düsseldorfer ist Präsident des „Eurovision Club Germany“ (ECG), Deutschlands offiziellem ESC-Fanclub. „Den Fanclub gibt es seit dem Jahr 2000. Mittlerweise sind wir mit u?ber 1200 Mitgliedern der drittgro?ßte Eurovision-Club Europas – nur in England und den Niederlanden sind sie mehr als bei uns in Deutschland“, erklärt er.

ESC 2023: So stehen die Chancen für Deutschland

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Eurovision.de (@eurovision_de)

Wenn der Vorentscheid heute Abend startet, wird vor allem ein Gedanke über der Veranstaltung schweben: Deutschland will, wenn nicht sogar muss, es in diesem Jahr besser machen, als bei der Null-Punkte-Blamage mit Malik Harris beim ESC im vergangenen Jahr in Turin. ESC-Experte Sonneck ist, was das angeht, jedoch guter Dinge: „Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist bei den Künstlern auf jeden Fall eine Steigerung da. Das ist aber auch nicht schwer.“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Eurovision Club Germany (@ec_germany)

Sonneck muss es wissen. Der 66-Jährige verfolgt den ESC seit 1968. „Ich bin, wenn man so will, Fan der ersten Stunde“, witzelt er und bemerkt dabei, wie viele Jahre seither schon vergangen sind. „In erster Linie begeistert mich – und den Fanclub – natu?rlich der Wettbewerbsgedanke: Es ist immer eine gewisse Spannung da“, verrät er. Der pensionierte Internist schätzt dabei vor allem das Eintauchen in die Kulturen anderer Länder. Dabei hat er schon viel gesehen, denn seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Sonneck bei nahezu allen Song Contests vor Ort dabei – natürlich auch bei Lenas Sieg in Oslo 2010 und dem Heim-ESC in Düsseldorf im Jahr darauf.

ESC-Vorentscheid 2023: Kontroverse um Ikke Hüftgold

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Ikke Hu?ftgold (@ikkehueftgold)

Momentan sind seine Augen nur auf den diesjährigen Vorentscheid in Köln gerichtet – und damit unweigerlich auch auf Ikke Hüftgold. Der Ballermann-Star schaffte es erst über ein TikTok-Voting in den Vorentscheid – und sorgt seitdem für kontroverse Diskussionen. Der 46-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Matthias Distel heißt, musste viel Gegenwind ertragen, sagte in einem Interview im Februar angefasst: „Wow, da kommt verdammt viel Hass.“

Trotzdem lässt er nicht vom Glauben los, es tatsächlich nach Liverpool schaffen zu können. Die Zuschauer seien es schließlich, die am Ende entscheiden, ob sein Humor „in die Hose gegangen“ sei, oder ob dieses „lustige Liedchen, was ja wirklich keinem wehtut, da draußen gut ankommt.“ Er werde jedenfalls um jeden Punkt kämpfen – auch international, äußert sich der Party-Schlagersänger bei der dpa.

Hüftgolds Beitrag heißt „Lied mit gutem Text“ und spielt ironisch mit dem anti-intellektuellen Image seiner Party-Lieder. Ein Großteil des Textes besteht aus simplen „La-La-La“-Wiederholungen – und das kommt längst nicht bei jedem gut an. Auch der Präsident des „ECG“ hat dazu eine klare Meinung: „Ich finde es eher peinlich“, sagt Sonneck. „Textlich ist der Song bescha?mend, jetzt singt er sogar noch ein paar Zeilen auf Englisch, von wegen ‚We thank you all for 12 points, La-La-La is international‘. Tragisch!“

Sonneck findet, die Performance sei höchstens Ballermann-tauglich: „Das zieht das Ganze einfach ins La?cherliche. Ich habe nichts gegen Ballermann-Schlager, im Gegenteil, die machen teilweise richtig gute Stimmung. Da ha?tte man eher noch den Layla-Song mit entschärftem Text schicken können.“

Dabei war der Wettbewerb in den vergangenen Jahren für Deutschland im Großen und Ganzen ein Fiasko. Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Einzige Ausnahme war 2018 Musiker Michael Schulte, der einen vierten Platz holte.

Die Teilnahme von Hüftgold würde laut ESC-Experten Sonneck nicht zu einer Besserung beitragen: „In den vergangenen Jahren hat sich die Meinung zum ESC in der breiten Masse vermehrt ins Negative gewendet. Und dieser Auftritt ru?ckt das Ganze eher weiter ins schlechte Licht.“

Ikke Hüftgold beim ESC-Vorentscheid: Wird er der Nachfolger von Guildo Horn?

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Guildo Horn (@guildohorn)

Andere Stimmen behaupten jedoch, dass Hüftgold an den ESC-Auftritt von Schlagersänger und Kultfigur Guildo Horn 1998 erinnere. Damals sorgte er mit seinem schrägen Song „Guildo hat euch lieb“ für Aufsehen – und schaffte es auf den siebten Platz. Trotzdem zeigt sich Horn wenig begeistert von Hüftgolds Musik.

„Ich glaube, privat ist Ikke Hüftgold ein ganz angenehmer Zeitgenosse. Aber leider ist Partyprollsound so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was mich persönlich unterhält“, sagte Horn der dpa.

Ha?tte Ikke Hu?ftgold vielleicht nicht doch das Zeug zum neuen Guildo Horn? „Definitiv nicht“, ist sich Sonneck sicher. „Guildo Horn war damals einmalig und mit ihm hat die Kunstfigur Ikke Hu?ftgold nichts zu tun. Womo?glich bringen ihn die deutschen Fans in den Vorentscheid relativ weit nach oben, aber ich denke nicht, dass er damit international ernsthaft gute Chancen haben wu?rde.“

ESC-Vorentscheid 2023: Die Favoriten – wer wird gewinnen?

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Eurovision.de (@eurovision_de)

„ECG“-Präsident Sonneck schwärmt mit Blick auf den Vorentscheid in Köln ohnehin vor allem nur für einen Künstler – der es seiner Meinung nach sogar international weit schaffen könnte: „Ganz klar ist Will Church mein Favorit. Er hat eine mordsma?ßige Stimme, die Inszenierung war jedoch zuru?ckgenommen. Ich denke, er hat das Zeug zum internationalen ESC- Liebling und könnte groß rauskommen.“

ESC-Vorentscheid 2023: Frida Gold fällt wegen Krankheit aus

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Eurovision.de (@eurovision_de)

„Unser Song für Liverpool“, Deutschlands ESC-Vorentscheid, läuft am Freitagabend um 22.20 Uhr in der ARD.