Good Golly miss Jelly: Semblance im Test für die Nintendo Switch

Ein kleiner Schleimblob hüpft und dashed sich durch schwabbelige Welten, verformt Untergründe und Wände zu seinem Vorteil und sammelt bunte Kugeln.
Foto: Good Shepherd Entertainment
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Ein kleiner Schleimblob hüpft und dashed sich durch schwabbelige Welten, verformt Untergründe und Wände zu seinem Vorteil und sammelt bunte Kugeln, um… naja, um irgendwie die Welt zu retten.

Nein, die Geschichte hinter “Semblance”, dem neuen Puzzlespiel vom unabhängigen südafrikanischen Entwickler Nyamakop, ist definitiv nicht ausformuliert und lässt viel Raum für eigene Gedankenspiele. Nicht, dass ihr dafür viel Zeiten haben würdet: Viele der Rätsel im Spiel beanspruchen eure vollste Konzentration. Doch wenn ihr mal an einem Rätsel fest hängt, machen es euch die Entwickler leicht: Der Weg zum nächsten Rätsel steht bereits offen, so dass ihr euch nicht gezwungen fühlen müsst ein Rätsel auch wirklich abzuschließen – ein durchaus nützliches Feature.

Semblance ist in jeder Beziehung ein sehr “stylisches” Spiel: Die Welten werden meist nur in zwei Farben dargestellt, wobei die Primärfarbe als Grundlage für Level-Strukturen und unseren kleinen Blob dient, während die Komplementärfarbe ziemlich deutlich auf Gefahren hinweist: Laser, Feinde und todbringende Stacheln lassen Mister Jelly bei Berührung sofort explodieren. Das Spiel lässt sich dementsprechend einfach “lesen” – wobei es überrascht, dass sich ausgerechnet die spielbestimmenden Orbs, von denen ihr während des Abenteuers möglichst viele sammelt, an einigen Stellen extrem schlecht vom Hintergrund abheben.

Blob Fiction

Das größte Alleinstellungsmerkmal von Semblance im von diversen Titeln ziemlich übersättigten Puzzle-Platformer-Markt: Blob McSlime kann die Umgebung verformen! So lassen sich per “Dash” (schnelles nach vorne stürmen) Treppenstufen in Wände “hinein” kneten und fiese Laserfallen in den Boden hinein lenken. Oder aber ihr springt einfach über einen Feind hinweg, indem ihr die Deckenhöhe anpasst.

Die Möglichkeiten der Verformung sind leider nicht so groß, wie sie hätten ausfallen können: Nur an bestimmten Stellen erlaubt euch der Titel die Deformation der Umgebung – und auch dann manchmal nur in die eine Richtung, nicht aber die andere. Kurz: Ein Red Faction Blob Edition findet ihr hier nicht.

Wer beim Verformen Mist baut, kann den ursprünglichen Zustand auf Knopfdruch wiederherstellen. Wünschenswert wäre aber auch ein Knopf zum Reset von Mr. Blobovicz gewesen: Zu oft habe ich mich während des Spielens in der Umgebung verheddert, oder konnte El Blobbo Grandioso gar nicht mehr dazu bewegen, mit seiner ursprünglichen Aufgabe fortzufahren. Bei solchen „Game-Breakern“ hilft nur ein kompletter Reset des Spiels, was keinen guten Eindruck hinterlässt.

Fazit

Semblance ist für Freunde cleverer Rätsel in charmanter Optik ein kleines Fest mit einigen fiesen Fehlern: Die Frustrations-Frequenz ist dank der offenen Level gering, der schnelle Start nach dem Ableben hält den Spielfluss bis zum Ende nach gut 4 bis 5 Stunden aufrecht.

Insgesamt konnte mich der Titel trotz der knuffigen Optik dann leider doch nicht genug fesseln, als dass ich ihn euch ohne Einschränkungen ans Herz legen könnte: Bei vielen Rätseln hatte ich das Gefühl sie nur “zufällig” gelöst zu haben, bzw. nicht regelkonform durch Ausnutzen einiger Deformations-Fehler. Stolze drei Bugs zwangen mich zum kompletten Neustart des Spiels – sowas sollte, nein, DARF nicht passieren.

Der Junge und sein Blob erhalten deswegen nur 3 von 5 bunten Orbs, 6 von 10 nicht ganz so passend ausgerichtete Laserstrahlen und einen um 69 Prozent gefüllten Baum voll blobbiger Energie.

Semblance ist im Nintendo eShop für die Nintendo Switch, sowie für PC via Steam erhältlich. Kostenpunkt: ca. 10 Euro.