Football Manager 2019 im Test: Warum der beste Fußballmanager aller Zeiten nicht allen gefallen wird

Mit dem Football Manager 2019 ist Sports Interactive ein Meisterwerk gelungen, das der perfekten Fußball-Manager-Simulation sehr nahe kommt.
Foto: Screenshot Football Manager
Foto: Screenshot Football Manager
Foto: Screenshot Football Manager

Mit dem neuesten Teil der Football-Manager-Reihe ist Sports Interactive ein Meisterwerk gelungen, das der perfekten Fußball-Manager-Simulation sehr nahe kommt. Warum das Kultspiel trotzdem nicht jedem uneingeschränkt zu empfehlen ist, erfahrt ihr im Test.

Die Spiele aus der Football-Manager-Reihe der britischen Entwicklerschmiede Sports Interactive (SI) sind auf der Insel schon lange Kult. Im Jahre 1992 erscheint, damals noch unter dem Namen Championship Manager, der erste Teil der Serie. Seitdem schwören die Fans der Reihe vor allem auf den hohen Grad an Realismus, der den Spieler Raum und Zeit vergessen lässt. Angeblich soll das exzessive Spielen von „FM“ schon mehrfach als Scheidungsgrund vor englischen Gerichten angeführt worden sein.

It’s Coming Home

Neben England gilt auch Deutschland traditionell als Absatzmarkt für Fußballmanagerspiele, doch seit dem Ende der „Fussball-Manager“-Reihe aus dem Hause EA im Jahre 2013 warten Fans hierzulande auf einen ernstzunehmenden Nachfolger. Genau diese Lücke will SI nun mit dem Football Manager 2019 dank frisch erworbener Lizenzen für die 1. und 2. Bundesliga füllen. Das Spiel erscheint am 2. November und kann beispielsweise hier bei Amazon bestellt werden.

Realismus pur

Der Football Manager ist nicht weniger als die derzeit realistischste Simulation der echten internationalen Fußballwelt. Dabei ist das Kernstück des Spiels die geradezu monströse Datenbank von über 500.000 (!) echten Fußballern. Das Leistungsprofil jedes Spielers wird anhand von verschieden Attributen wie Kopfballstärke oder Teamwork auf einer Skala von 1-20 sehr realistisch abgebildet. Überhaupt ist FM hier extrem umfangreich und detailverliebt: Persönlichkeit, starker Fuß, Lieblingsposition, Umgang mit Medien, Sprachkenntnisse – das alles und noch viel mehr kann man mit einem Klick auf das Profil eines jeden Kickers erfahren. Bis zu 51 internationale Ligen können (je nach PC-Leistung) gleichzeitig simuliert werden, dabei wird der Spielbetrieb detailgetreu umgesetzt. Für die 1. Bundesliga heißt das: der Videobeweis (VAR) ist Teil des Spiels. Kleines Manko für deutsche Zocker mit kleineren Lieblingsklubs: Die 3. Liga aus Deutschland ist nicht spielbar.

Als Trainer gibt es (sehr) viel zu tun

Als Spieler übernimmt man den Job als Trainer einer Vereins- oder Nationalmannschaft, die man hoffentlich zu großem Ruhm führt. Im Traineralltag gibt es eigentlich alles, was es im wirklichen Leben auch gibt. Schon am ersten Arbeitstag als Trainer einer Bundesligamannschaft müssen verdammt viele Entscheidungen getroffen werden. Und es gibt direkt Fragen über Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssen: Bin ich mit dem vorhanden Trainerstab zufrieden oder sollte ich besser doch einen neuen Fitnesstrainer verpflichten? Welche Schlüsselspieler habe ich und in welchem taktischen System bringe ich sie am besten zur Geltung? Und was lege ich überhaupt als Saisonziel meiner Mannschaft fest? Habe ich vielversprechende Talente in meiner U19-Mannschaft oder schicke ich meine Scouts nach Südamerika? Der Umfang des Spiels kann einen Zocker, besonders am Anfang, fast erschlagen.

Gegenpressing oder Tiki-Taka

Die größten Änderungen zu den Vorgängern betreffen in diesem Jahr vor allem das Training und die Taktik. Wer als Trainer eine klare Spielidee hat, kann sie in FM grundsätzlich immer auch umsetzen – das passende Spielermaterial vorausgesetzt. Der Versuch, mit einem Aufsteiger ästhetischen Ballbesitzfußball á la Pep Guardiola zu spielen, wird in der Regel aber kläglich scheitern.

Das Spiel geht einem als Neuling zum Glück zur Hand und bietet eine Auswahl an taktischen Stilen (Catenaccio, Gegenpressing, Tiki-Taka, etc), die man seiner Mannschaft verordnen kann. Die Möglichkeiten sind hier grenzenlos. Wer will, kann auch das Verhalten jedes einzelnen Spielers bis ins letzte Detail festlegen. Soll sich der linke Achter bei Ballbesitz weiter außen anbieten? Der Zehner häufiger ins Dribbling gehen oder der gegnerische Außenverteidiger beim Pressing auf den schwachen Fuß gelenkt werden?

Wem das alles zu nerdig ist, kann sich hier auch komplett auf die Vorschläge seines Co-Trainers verlassen. Der kümmert sich bei Bedarf auch um das Training, das in diesem Jahr komplett überarbeitet worden ist. Fortgeschrittene Spieler werden das aber lieber selbst in die Hand nehmen. Wenn die Mannschaft beispielsweise über die Saison meistens Gegenpressing spielen soll, dann macht es Sinn im Training auch regelmäßig Umschaltsituationen einzustudieren und Kondition zu bolzen.

Fazit

Schon seit Jahren führt für ambitionierte PC-Trainer kein Weg am Football Manager von Sports Interactive vorbei. In Sachen Realismus, Detailverliebtheit und Langzeitspaß gibt es weit und breit keine ernsthafte Konkurrenz auf dem Markt. Mit der diesjährigen Ausgabe ist es den Entwicklern gelungen, ein großartiges Spiel noch besser zu machen. Das liegt vor allem an den Neuerungen bei Training und Taktik, aber auch an vielen sinnvollen Detailverbesserungen. Daher ist Football Manager 2019 wahrscheinlich das beste Fußballmanagerspiel aller Zeiten.

Allerdings richtet sich der Titel letzten Endes doch eher an den Hardcore-Fan. Zeitgemäße 3D-Grafik wie bei FIFA sucht man vergebens, die Simulation überflutet den Spieler mit Informationen und ist eben sehr umfangreich. SI versucht den Spagat zwischen den Zielgruppen der eingefleischten Fans der Serie und Neueinsteigern. Auf der einen Seite wurde nochmals an der Komplexitätsschraube gedreht, auf der anderen Seite versucht, mittels spielinterner Tutorials (Induction-System) und Delegation von Aufgaben an Co-Trainer auch Neulingen gerecht zu werden. Das ist zwar weitestgehend gelungen, doch es bleibt dabei: FM ist nichts für Gelegenheitsspieler.

Wer sich vom Umfang des Spiels jedoch nicht abschrecken lässt und die nötige Zeit investiert (Schöne Grüße an die Ehefrau!), wird belohnt. Spätestens dann, wenn das 17 Jahre alte Wunderkind aus der zweiten chilenischen Liga, das man nach monatelangem Scouting endlich gefunden hatte, drei Jahre später die Torjägerkanone holt.

Wer sich vor der ersten Partie noch ein Bild machen will, dem empfehlen wir diesen Trailer:

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