Club und Bars in der Corona-Krise: Lagebericht vom Düsseldorfer Gastronom Walid El Sheikh

Der Düsseldorfer Gastronom Walid El Sheikh hat uns ein weiteres Statement zur aktuellen Lage gegeben – mit konkreten Forderungen an die Politik.
Foto: Düsseldorf TONIGHT/Joshua Sammer
Foto: Düsseldorf TONIGHT/Joshua Sammer

Vor drei Wochen haben wir einen ersten Gastbeitrag von Walid El Sheikh zur aktuellen Situation veröffentlicht: Seine Bars Sir Walter, Oh Baby Anna und die Elephant Bar sind bis auf Weiteres geschlossen, für sein Team schafft er trotzdem neue (Verdienst-)Möglichkeiten. Jetzt haben wir beim Düsseldorfer Gastronomen nachgefragt. Herausgekommen ist ein differenziertes Statement zur allgemeinen und persönlichen Lage – und die Forderung an die Politiker, Solidarität auch finanziell zu zeigen.

Im Augenblick bleibt uns nichts Anderes übrig, als abzuwarten und auf konkrete Handlungshinweise des Gesetzgebers zu warten. Allerdings hält sich die Politik mit Aussagen zu Lösungsansätzen zur Rückkehr in die „Normalität“ sehr zurück.

Besser gesagt, sie verweigert die Auskunft völlig, mit der Begründung, dass diese Situation einmalig sei und man auf Grund dessen nichts sagen könne. Stattdessen profiliert sie sich mit inszenierten Posen vor Hilfskräften in Krankenhäusern oder auf Flughäfen und verkauft dies als tatkräftige Leistung gegen die Weiterverbreitung des Virus.

Ich wünsche mir mehr Eindeutigkeit und Führungsstärke ohne dem typischen politischen Drumherumreden und Ausweichen vom Entscheidungen treffen.

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Zweifelsohne ist die Covid-19 Pandemie ein entsetzlicher Zustand, der bei Unachtsamkeit die Zahl der Opfer des Virus steigert. Jedoch sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen derart massiv und flächendeckend, dass ein extremer soziokultureller und wirtschaftlicher Schaden entsteht, der in der Folge ebenfalls unkontrolliert Opfer produziert.

Opfer die nicht gezählt oder benannt werden, die keine Ansprüche geltend machen können, geschweige denn sich selbstständig äußern können (z.B. sozial, geistig o. körperlich benachteilige Kinder/Menschen, Haushalte mit prekärem Umfeld). Seniorenheime bleiben in Betrieb, Tageseinrichtungen für eben benannte werden geschlossen? Das wirft Fragen auf.

Politische Entscheidungen müssen hinterfragt werden

Aber auch Opfer, die mit der psychischen Last der Schließung ihrer Unternehmen, Wegfall ihrer Mieten, Entzug ihrer wirtschaftlichen und damit existenziellen Grundlage nicht zurechtkommen und sich dieser aussichtslosen Situation durch Suizid entziehen.

Man darf die Pandemie nicht klein reden, sollte dies aber auch nicht mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen tun – und genau das scheint mir gerade der Fall zu sein.

Sehr viele politische Entscheidungen werden derzeit nicht zum ausschließlich Zwecke der Unversehrtheit der Gesellschaft getroffen, sondern viel eher zum Schutze der persönlichen Integrität der politischen Entscheider.

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Es wird Solidarität gefordert, sogar gesetzlich angeordnet (Kündigungsschutz etc.), jedoch gelebt wird diese Forderung an die Gesellschaft von der Politik nicht. Es reicht nicht aus, auf Diätenerhöhungen zu verzichten um mit der Gesellschaft die gerade teilweise Alles verliert auf Augenhöhe zu sein.

Damit wird demonstrativ gezeigt, dass man nicht im gleichen Boot sitzt, denn sonst würden Politiker in solch harten wirtschaftlichen Zeiten es der Gesellschaft gleich tun und mindestens auf 30 Prozent ihrer Diäten aus Solidarität und zur Stärkung der staatlichen Handlungsfähigkeit (Reduktion der aufzunehmenden Neuverschuldung) verzichten. Dies nicht zu tun, bestätigt meine Eingangsthese des politischen Egoismus.

Was mir persönlich bleibt, ist die Triebfeder meines unternehmerischen Handelns: Ich nehme die bestehen Bedürfnisse meines sozialen Umfelds auf und versuche, diese so gut es geht und soweit es umsetzbar ist zu befriedigen.

Dazu zählt es, die „Schwächsten“ in meiner Belegschaft vor Schaden zu bewahren. Also habe ich für meine Minijobber und Studentischen Aushilfen auszuführende Tätigkeiten in den Betrieben gesucht. Hätte ich dies nicht getan, wären einige gezwungen gewesen Grundsicherung zu beantragen, was teilweise eine psychische Demütigung der Leute gewesen wäre.

Livestreams für die Gäste

Für unsere Gäste schalten wir – wie viele meiner Kollegen auch – Livestreams, die online auf Facebook kostenlos zugänglich sind. Diese werden am Wochenende und im Laufe der kommenden Woche live gehen.

Das Wichtigste ist es jedoch, persönlich hoffnungsvoll zu bleiben und das auch in Gesprächen und Taten vorzuleben, um in der „Post-Corona-Zeit“ schnellstmöglich zu einer dann neuen Normalität zurück zu kehren.

Und hier könnt ihr die Livestreams verfolgen:

Sir Walter, Ostersamstag, 21.30 Uhr mit Mauro Mondello

Oh Baby Anna, Ostersamstag, 20 Uhr mit Daniel Rateuke

Elephant Bar, freitags