Vulkanausbruch in Indonesien: Monsterwelle tötet über 200 Menschen an Touristenstränden

Bei der Tsunami-Katastrophe nach einem Vulkanausbruch in Indonesien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 222 gestiegen.
Foto: dpa/Fauzy Chaniago
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Bei der Tsunami-Katastrophe nach einem Vulkanausbruch in Indonesien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 222 gestiegen. Mindestens 843 Menschen seien verletzt worden, knapp 30 würden noch vermisst, teilte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde am Sonntag in Jakarta mit.

Die Flutwellen brachen über die Küstenregionen an der Straße von Sunda zwischen den Inseln Sumatra und Java herein. Die Tsunamiwelle riss Häuser und Hotels an den Küsten der Inseln Java und Sumatra weg. Mit am schlimmsten betroffen war die Region Pandeglang in der Provinz Banten auf Java mit beliebten Stränden und dem Ujung Kulon Nationalpark. Im nördlich davon gelegenen Sumatra flüchteten Hunderte Einwohner der Stadt Bandar Lampung in die Residenz des Gouverneurs.

In die Gegend sind zahlreiche Touristen gereist, um das verlängerte Weihnachtswochenende dort zu genießen. Australien und Neuseeland erklärten, sie prüften noch, ob Bürger ihrer Länder unter den Opfern sind. Bislang gebe es dazu keine Informationen.

Indonesiens Präsident Joko Widodo äußerte sein Mitgefühl und mahnte die Behörden zu schneller Hilfe. „Mein tief empfundenes Beileid den Opfern in Banten und Lumpung“, sagte er. „Hoffentlich haben die Überlebenden Geduld.“

Im Internet kursierten Filmaufnahmen vom Auftritt der Band „Seventeen“ unter einem Zelt am Strand. Zwischen zwei Songs, während der Schlagzeuger noch spielte, stürzte die Bühne plötzlich nach vorn und schleuderte die Band mit ihrem Instrumenten ins Publikum. Das Management teilte mit, der Bassist und ein Manager der Band seien tot geborgen worden. Vier weitere Bandmitglieder würden vermisst.

Wissenschaftler erklärten, das Seebeben am Samstagabend (Ortszeit) sei offenbar durch einen Ausbruch des Vulkans Anak Krakatau ausgelöst worden. Dadurch sei es unter der Wasseroberfläche zu einem Erdrutsch gekommen. Verstärkt worden sei der Tsunami durch die Springflut bei Vollmond.

Der Norweger Øystein Lund Andersen berichtete auf Facebook, er habe Bilder von dem Vulkan gemacht, als plötzlich eine gewaltige Welle auf ihn zu gebraust und 15 bis 30 Meter landeinwärts geschossen sei. Er habe Fersengeld gegeben. Die nächste Welle habe sein Hotel erwischt und Autos auf der Straße dahinter unter Wasser gesetzt. Er und seine Familie hätten sich auf Waldwegen in höher gelegenes Gebiet retten können, wie Einwohner sie versorgt hätten.

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Der Krakatau ist im 19. Jahrhundert durch einen der gigantischsten bekannten Vulkanausbrüche berüchtigt geworden, der Zehntausende das Leben kostete. Sein Nachfolger Anak Krakatau (Kind des Krakatau) ist seit Juni wieder aktiv. Im Juli wurde eine Sperrzone eingerichtet. Der Mitbegründer des indonesischen Tusnami-Forschungszentrums, Gegar Prasetya, sagte: „Tatsächlich war der Tsunami nicht besonders hoch, nur einen Meter. Das Problem ist, dass Menschen immer dazu neigen, alles ganz dicht an die Küstenlinie zu bauen.“

Der Tsunami vom Samstag weckt Erinnerungen an die Katastrophe vom Zweiten Weihnachtsfeiertag 2004. Damals löste ein Erdbeben der Stärke 9,1 eine Flutwelle aus, die vor allem Sumatra verheerte und in Indonesien und anderen Staaten mehr als 230 000 Menschen tötete.

Merkel bestürzt über Tsunami: „Trauern mit den Familien der Opfer“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Betroffenen der Tsunami-Katastrophe in Indonesien ihr Beileid ausgesprochen. „Die Nachrichten und Bilder aus Indonesien sind bestürzend. Wir trauern mit den Familien der Opfer – und hoffen, dass nun viele Menschen gerettet werden können“, schrieb die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Sonntag im Namen der Kanzlerin auf Twitter. Merkel drücke Präsident Joko Widodo „das tief empfundene Beileid der Deutschen“ aus.

Bisher keine Hinweise auf Deutsche unter Tsunami-Opfern

Die Tsunami-Katastrophe hat nach bisherigen Erkenntnissen keine Deutschen getroffen. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Sonntag auf Twitter mit. (dpa/AFP)