Neunjähriges Kind wegen fünffachen Mordes angeklagt

In Deutschland liegt das Strafmündigkeitsalter bei 14 Jahren. In den USA steht bald ein neunjähriges Kind vor Gericht – wegen fünffachen Mordes.
Feuer Illinois Goodfield
Foto: Screenshot YouTube/Journal Star
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In Deutschland liegt das Strafmündigkeitsalter bei 14 Jahren. In den USA steht bald ein neunjähriges Kind vor Gericht – wegen mutmaßlichen fünffachen Mordes.

Ein neunjähriges Kind soll sich im US-Staat Illinois nach einem folgenschweren Wohnmobilbrand wegen fünffachen Mordes verantworten. Ihm werde auch Brandstiftung in mehreren Fällen zur Last gelegt, meldete die Zeitung „Peoria Journal Star“ am Dienstag. Details zum Kind wollte der Staatsanwalt von Woodford County, Greg Minger, zunächst nicht bekanntgeben.

Bei dem Brand auf einem Wohnmobilstellplatz in der Nähe des Ortes Goodfield kamen am 6. April ein einjähriges Kind, zwei Zweijährige, ein 34 Jahre alter Mann und eine 69-jährige Frau ums Leben. Der Gerichtsmediziner kam zum Schluss, das Feuer sei vorsätzlich gelegt worden.

Staatsanwalt Minger erklärte, mehrere Berichte über den Brand eingesehen zu haben, ehe er sich zu einem juristischen Vorgehen gegen das Kind entschlossen habe. „Es war eine harte Entscheidung. Es ist eine Tragödie, aber letzten Endes ging es darum, einer sehr jungen Person eines der gravierendsten Verbrechen anzulasten, die wir haben.“

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Sollte das Kind verurteilt werden, sei eine mindestens fünfjährige Bewährungsstrafe wahrscheinlich. „Bewährung ist in etwa das einzig mögliche Ergebnis hier, wegen des Alters“, so Minger. Therapie und Beratung seien wahrscheinlich. Das Gesetz in Illinois sieht Haft für Kinder unter zehn Jahren nicht vor.

Betsy Clark von der Initiative Juvenile Justice kritisierte die Anklage. „Die Vorwürfe sind total überzogen, wenn man alles berücksichtigt, was wir vor allem über die Hirnentwicklung von Kindern in Erfahrung gebracht haben“, sagte Clark. In vielen Ländern, darunter Deutschland, liege das Strafmündigkeitsalter bei 14 Jahren.

Laut einer gemeinsamen Datenbank zu Massentötungen der Nachrichtenagentur AP, der Tageszeitung „USA Today“ und der Northeastern University in Boston ist seit mindestens 2006 kein so junges Kind wegen einer solchen Tat angeklagt worden. In der Datenbank werden Tötungsdelikte in den USA mit vier oder mehr Todesopfern innerhalb von 24 Stunden aufgezeichnet.

Eine große Herausforderung für die Staatsanwaltschaft wird das Nachweisen der Tötungsabsicht sein. Vorsatz sei ein Merkmal für Mord, erklärt Gus Kostopoulos, ein ehemaliger Staatsanwalt aus Chicago, der nun Jugendliche vor Gericht verteidigt. „Neunjährige wissen nicht, dass der Weihnachtsmann nicht existiert. Sie wissen nicht, dass Menschen sterben und nicht mehr ins Leben zurückkommen“, sagt er. „Ich weiß nicht, ob Neunjährige den Vorsatz fassen können, Mord zu begehen.“

dpa