Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück und spielt Coronavirus-Gefahr herunter

Donald Trump ist nach seinem Krankenhaus-Aufenthalt wieder im Weißen Haus – Medzinier sorgen sich um die Effekte seiner Aussagen.
Donald Trump kehrt zurück
Foto: Alex Brandon/AP/dpa
Foto: Alex Brandon/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump hat mit einer Videobotschaft nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus eine neue Debatte über seinen Umgang mit dem Coronavirus ausgelöst. Er rief die amerikanische Öffentlichkeit auf, sich nicht vor dem Coronavirus zu fürchten.

„Habt keine Angst davor“, sagte er am Montagabend, „ihr werdet es besiegen. Wir haben die beste medizinische Ausstattung. Wir haben die beste Medizin“. Trumps Nachricht alarmierte Epidemiologen und legte nahe, dass die Erkrankung des Präsidenten kein Umdenken im Umgang mit dem Virus bewirkt hat.

Trump hat die Gefahr durch das Virus trotz mehr als 210.000 Toten in den USA wiederholt heruntergespielt. Kurz vor seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er erklärt: „Habt keine Angst vor Covid. Lasst es nicht euer Leben dominieren. Wir haben unter der Trump-Administration einige wirklich großartige Medikamente und Wissen entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!“

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Trump hatte bei seiner Covid-19-Erkrankung eine besondere Behandlung erhalten: Er befand sich drei Tage lang in einem der besten Krankenhäuser der USA, im Walter Reed Militärkrankenhaus, in der Präsidentensuite und bekam Medikamente, die für die Öffentlichkeit noch gar nicht zugänglich sind.

Im Weißen Haus ist ein Ärzteteam 24 Stunden am Tag verfügbar und überwacht seine Symptome. Die meisten US-Bürger dagegen halten ihre Symptome alleine zuhause aus und müssen befürchten, dass diese sich verschlimmern. Nicht alle US-Bürger haben eine Krankenversicherung.

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Trumps Rückkehr ins Weiße Haus war dramatisch inszeniert: Trump versuchte mit einer geballten Faust und nach oben gestreckten Daumen Stärke und Optimismus zu verbreiten. Per Geländewagen und Hubschrauber kehrte er zurück und erklomm die Stufen, nahm seine Maske ab und sagte auf einem Balkon, wo Mitarbeiter US-Flaggen aufgestellt hatten: „Ich fühle mich gut.“ Anschließend ging er ohne Maske in den Blauen Raum des Weißen Hauses, wo sich Mitarbeiter aufhielten.

Nach Angaben seines Arztes Sean Conley ist Trump wahrscheinlich noch für eine Woche ansteckend. Er habe aber alle Kriterien erfüllt oder übertroffen, um aus dem Krankenhaus entlassen zu werden.

Nach Conleys Angaben soll Trump weiter rund um die Uhr betreut werden, da er für den Zeitraum einer Woche wohl noch nicht „über den Berg“ sei. Trump kündigte an, den Wahlkampf bald wieder aufnehmen zu wollen. Am 3. November wird in den USA gewählt.

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Trumps Botschaft widerspricht seiner eigenen Regierung, die die Bürger aufgerufen hat, vorsichtig zu sein und Maßnahmen zu treffen, um das Virus nicht zu verbreiten. Mediziner zeigten sich angesichts Trumps sorglosen Umgangs entsetzt.

„Wir müssen realistisch sein: Covid ist eine große Bedrohung für die amerikanischen Bevölkerung“, sagte David Nace vom medizinischen Zentrum der University of Pittsburgh. „Die meisten Menschen hätten nicht so viel Glück wie der Präsident“, sagte Nace mit Bezug auf Trumps Zugang zu medizinischer Versorgung.

„Es ist eine gewissenlose Nachricht“, meinte auch Sadiya Khan von der medizinischen Fakultät der Northwestern University. „Ich würde so weit gehen, zu sagen, dass sie die Ausbreitung beschleunigen oder verschlimmern kann.“

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Trumps Entlassung aus dem Krankenhaus warf auch die Frage auf, wie die Regierung andere Beamte vor dem Virus schützen würde. Im Weißen Haus laufen noch immer Untersuchungen, die das Ausmaß eines Ausbruchs in der US-Machtzentrale klären soll.

Dort soll geklärt werden, wie im Verlauf einer Woche mehr als ein Dutzend enger Kontakte des Präsidenten mit dem Coronavirus infiziert wurden. Noch am Montag teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, mit, dass sei positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Sie habe zunächst keine Symptome entwickelt, begebe sich aber in Quarantäne. Auch First Lady Melania Trump ist erkrankt.

dpa