Tschernobyl: Russische Soldaten verstrahlt? Atomkraftwerk nicht mehr besetzt

Im Februar hatten russische Soldaten Tschernobyl eingenommen. Jetzt haben sie offenbar verstrahlt die Flucht angetreten.
Atomkraftwerk Tschernobyl
Eine Aufnahme aus Tschernobyl aus dem April 2021, also vor dem Ukraine-Krieg. Foto: AP Photo/Efrem Lukatsky
Eine Aufnahme aus Tschernobyl aus dem April 2021, also vor dem Ukraine-Krieg. Foto: AP Photo/Efrem Lukatsky

Es war ein Zeichen der russischen Besetzung, das für Angst und Schrecken gesorgt hatte! Im Februar hatten russische Soldaten Tschernobyl gestürmt und eingenommen, nun die Kehrtwende. Die russischen Truppen sind nach mehr als einem Monat wieder vom Gelände des havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl abgezogen.

Zuvor hätten sich einige der Soldaten Strahlenvergiftungen zugezogen, schrieb die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk in der Nacht zum Freitag auf Facebook. Sie hätten solche großen Strahlungsdosen abbekommen, dass ihnen nun „Ärzte in speziellen Schutzanzügen die Konsequenzen erklären“ müssten, spottete sie. „Dies ist ein Fall, in dem der Feind Angst macht durch das Stroh in seinem Kopf.“ Eine unabhängige Bestätigung für diese Darstellung gab es nicht.

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Die Russen hätten schriftlich die Kontrolle über Tschernobyl wieder an die Ukrainer übertragen, teilte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA unter Berufung auf ukrainische Angaben mit. Der staatliche Energieversorger Energoatom berichtete, die letzten der russischen Soldaten hätten in der Nacht zum Freitag das Gelände verlassen.

Russische Soldaten: Abzug aus der Region

Auch aus Slawutytsch, wo sich die Unterkünfte der Tschernobyl-Arbeiter befinden, würden die Russen abziehen, hieß es von Enerogatom, das auch die Sperrzone rund um Tschernobyl verwaltet. In dieser Sperrzone sollen die Soldaten Gräben im Wald ausgehoben haben. Dabei hätten sie „erhebliche Strahlendosen“ abbekommen, erklärte Energoatom. Bei den ersten Krankheitsanzeichen, die schnell aufgetreten seien, seien die Soldaten in Panik geraten und hätten den Abzug vorbereitet.

Edwin Lyman, Atomexperte bei der Vereinigung besorgter Wissenschaftler in den USA, sagte, es sei unwahrscheinlich, dass viele der Soldaten schwere Symptome einer Strahlenkrankheit aufweisen. Aber ohne weitere Informationen könne man es nicht genau sagen. Während der Aufräumarbeiten in Tschernobyl sei radioaktives Material vergraben oder mit einer Erdschicht bedeckt worden. Beim Graben könnten Soldaten auf einen Strahlungsherd gestoßen sein, sagte Lyman. Möglicherweise hätten einige von ihnen dann Symptome entwickelt und die anderen hätten befürchtet, ihnen könnte es ähnlich ergehen.

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Die russischen Truppen hatten Tschernobyl unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar erobert. Die Kämpfe und die ungewisse Lage vor Ort hatten Sorgen geschürt, dass dort Strahlung austreten könnte. Die ukrainischen Arbeiter in der Anlage überwachen die sichere Lagerung der alten Brennstäbe und die Überreste des 1986 explodierten Reaktors, der unter einer Betonkuppel liegt.

AP