Aus dem 3D-Drucker: Selbstmord-Kapsel erhält Zulassung

In der Schweiz ist eine Kapsel, die binnen weniger Minuten einen Selbstmord ermöglicht, zugelassen worden. Gebaut wurde sie mit Hilfe eines 3D-Druckers.
Foto: Uwe Zucchi/dpa
Foto: Uwe Zucchi/dpa

Schon seit Jahren wird in Deutschland eine hitzige Diskussion über die Sterbehilfe geführt. Der Blick wandert dabei immer wieder auch in die Schweiz, denn im Nachbarland ist die Sterbehilfe legal. Zur sogenannten „Suizidbeihilfe“ wurde eine Kapsel entwickelt, die den Prozess beschleunigen soll. Die „Sarco“-Maschine wurde nun in der Schweiz zugelassen.

In Deutschland ist die Sterbehilfe nach wie vor illegal. Wer Personen dabei unterstützt, sich das Leben zu nehmen, macht sich strafbar. In der Schweiz ist die Sterbehilfe legal. Personen, die den Entschluss treffen, ihrem Leben ein Ende zu setzen und dafür Suizidbeihilfe in Anspruch nehmen, werden dabei von Schweizer Sterbehilfe-Organisationen unterstützt.

Eine neue Facette der Sterbehilfe gibt es in der Schweiz nun durch die „Sarco“-Maschine – eine Suizidkapsel, die dort vor kurzem zugelassen wurde:

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Stickstoff im Kapsel-Inneren führt zum Tod innerhalb kurzer Zeit

Aber wie funktioniert sie? Das erklärt Philip Nitschke von „Exit International“ im Interview mit dem Portal „Swissinfo“: Aktiviert werde die Kapsel demnach von der Person, die sterben will. Sie legt sich in die Maschine, die von der Form an einen Sarg erinnert, aber durchsichtige Scheiben hat. Nachdem die Maschine aktiviert wurde, werde der Innenraum mit Stickstoff geflutet, sodass es zu einem Rückgang des Sauerstoffgehaltes in der Luft von 21 Prozent auf nur einen Prozent komme. „Die Person fühlt sich ein wenig desorientiert und kann sich auch leicht euphorisch fühlen, bevor sie das Bewusstsein verliert“, erklärt Nitschke. Der ganze Vorgang dauert etwa 30 Sekunden. Der Tod tritt durch Hypoxie und Hypokapnie ein, also durch einen Mangel an Sauerstoff bzw. Kohlendioxid. Es gibt keine Panik, kein Erstickungsgefühl.“

Wie lange es bei einem derart niedrigen Sauerstoffgehalt zwischen Verlust des Bewusstseins und Eintreten des Todes dauert, das beziffert Nitschke auf einen Zeitraum zwischen fünf und zehn Minuten. Nutzen könne man die Maschine an einem beliebigen Ort.

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Sterbehilfe: Bisher wird in vielen Fällen Medikament genutzt

Zum Einsatz soll die „Sarco“-Maschine dann im nächsten Jahr kommen – aktuell wird in der Schweiz in erster Linie noch auf das Medikament Natrium-Pentobarbital zugegriffen. Ursprünglich wurde dies für die Humanmedizin als Schlafmittel genutzt, für Tiere als Mittel zum Einschläfern. Mit einer erhöhten Dosis kann es aber auch bei Menschen zum Tode führen – und in der Schweiz von jedem Arzt verschrieben werden.

Laut Nitschke soll durch die „Sarco“-Maschine künftig „jede Art von psychiatrischer Begutachtung aus dem Prozess“ der Sterbehilfe genommen werden. Die Kontrolle über die Suizidalkapsel werde in erster Linie in die Hände der Personen gelegt, die die Maschinen zur Beendigung ihres Lebens nutzen wollen.

Der Bau von „Sarco“ erfolgt übrigens durch einen 3D-Drucker. Die weltweit erste „Sarco“-Maschine ist seit September 2021 in einem Museum in Kassel ausgestellt. Dort ist sie noch bis Februar 2022 zu sehen.

Habt ihr suizidale Gedanken oder habt ihr diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter www.telefonseelsorge.de.