Schlagloch für die Ewigkeit: Der einstige Schandfleck bleibt ein Kunstwerk – dank Kunstharzsuppe!

Nach einigem Hin und Her erreicht die Saga um "Deutschlands schönstes Schlagloch" ihren vorläufigen Höhepunkt.
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Nach einigem Hin und Her erreicht die Saga um „Deutschlands schönstes Schlagloch“ ihren vorläufigen Höhepunkt. Unter großer Anteilnahme wird der zum Goldfischteich verwandelte Schandfleck mit Kunstharz aufgefüllt – auf dass er ewig zu bewundern sein möge.

Es ist vollbracht. Und Maren Dörwaldt, die auf der Straße neben einer Kunstharzsuppe kniet, ist selbst überrascht, wie die Geschichte nun zu Ende gegangen ist. „Ich habe eher mit einer Anzeige gerechnet, als mit so viel Presse“, sagt sie rückblickend. Mehrere Kamerateams, Vertreter der Straßenbetriebe und der Kommunalpolitik sind gekommen, um zu beobachten, wie die 33-Jährige vollendet, was sie einst in einer Nacht-und-Nebel-Aktion begonnen hatte – „Deutschlands schönstes Schlagloch“.

Der Freitag markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Geschichte, wie sie sich vorzugsweise im Sommer ereignet. Dann, wenn sonst nicht ganz so viel los ist. Maren Dörwaldt hat vor mehr als zwei Wochen in Mönchengladbach aus einem Schlagloch in ihrer Nachbarschaft einen kleinen Goldfischteich gemacht, ein Kunstwerk. Sie setzte eine Fischfigur ein und drapierte Kunstpflanzen drumherum. Die 33-Jährige ist nebenher Künstlerin. Sie mag es, wenn man eigentlich störende Dinge ins Positive drehen kann.

Aus dem im Geheimen begonnenen Projekt wurde dann ein großes, als Medien darüber berichteten und Fotos in sozialen Netzwerken auftauchten. „Deutschlands schönstes Schlagloch“ war geboren. Und Mönchengladbach plötzlich nach einer Lösung, wie man das Loch, in das sich so viele verliebt hatten, dauerhaft konservieren kann.

Die Lösung ist ein durchsichtiges Kunstharz, das Dörwaldt schon verwendet hatte, um ihren Ursprungsteich zu überziehen. Damit füllt sie das Loch nun bis zur Oberkante auf. Man sieht den Teich weiterhin – aber Autos können drüberrollen. Eine kleine Unsicherheit bleibt, weil keiner genau weiß, wie sich das Material auf lange Sicht verhält.

„Wenn es aushärtet und die Oberfläche nicht zu glatt wird, dann kann es so bleiben“, sagt Olaf Neef, der die Füllarbeiten verfolgt. Neef ist so etwas wie der Herr der Schlaglöcher in der Stadt, da er den Bereich Straßenunterhaltung bei den Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetrieben (mags) leitet. Sein Urteil wiegt daher schwer und ist so formuliert, wie man es von einem Leiter des Bereichs Straßenunterhaltung erwarten kann: „Da ist aufgrund der Neigung der Straße ein Überstand nach hinten hin von vielleicht einem Zentimeter.“ Das heißt: keine Gefahr. Das Loch hat Neefs Segen.

Alternativ hätten die Straßenbetriebe das Schlagloch zugeschüttet

Die Straßenbetriebe haben keine unwichtige Rolle gespielt. Wäre es blöd gelaufen, hätten Arbeitskolonnen das Loch einfach zugeschüttet, das ist schließlich der Auftrag des peniblen Unternehmens. Aber rechtzeitig fiel auf, dass da etwas Besonderes in der Straße schlummert. Jetzt hat man gute Presse, was auch nicht häufig vorkommt bei einem Betrieb, der Straßen sanieren muss.

Auch bei der Stadt ist man hocherfreut. In Mönchengladbach gibt es durchaus andere kulturelle Highlights, etwa das Museum Abteiberg. „Mönchengladbach hat ein Problem: Viele Leute wissen gar nicht, wo das ist“, sagt Ulrich Elsen von der örtlichen SPD. Kölner Fußballfans verspotten die Stadt mit ihrer Borussia gern mal als Ost-Holland. Der Fußballverein überstrahlt sowieso fast alles.

Der Rummel um das Loch wirkt nun wie Balsam auf die Mönchengladbacher Seele. Elsen und sein CDU-Kollege Dieter Breymann haben daher ein „Komitee zur Rettung und Erhaltung schöner Schlaglöcher“ gegründet – weil sie wissen, dass Schnapsideen noch mehr Aufmerksamkeit bringen.

Das Komitee steht gleichwohl vor einer Sinnfrage. Das eine schöne Schlagloch ist gerettet. Und weiteren dieser Art haben die Straßenbetriebe bereits eine Absage erteilt. „Das ist eine einmalige, nette Idee“, sagt Schlagloch-Guru Neef. „Wenn jetzt jeder hingeht und sein Schlagloch gestaltet – dann läuft sich das ja auch tot.“

(dpa)