Ein Arzt soll Frauen mit Drogen sexuell gefügig gemacht haben. Eine Frau stirbt im Februar nach einer Überdosis Kokain. Nun hat der Prozess in Magdeburg begonnen.
Als Oberstaatsanwältin Eva Vogel die Anklage verliest, geht es immer wieder um Sex und Drogen. Die zahlreichen Zuschauer im Saal des Magdeburger Landgerichts hören am Freitag, wie ein Arzt als Privatmann ihm bekannte Frauen beim Sex gefügig gemacht haben soll – indem er ihnen heimlich Kokain eingeflößt. Der Staatsanwaltschaft nach löste er die Drogen unter anderem auch in Getränken auf. Die Frauen seien währenddessen ahnungslos gewesen, hieß es. Für eine von ihnen endete das Sexspiel im Februar tödlich.
Seit Freitag muss sich der ehemalige Chefarzt eines Halberstädter Krankenhauses vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 42-Jährigen unter anderem Vergewaltigung mit Todesfolge vor. Das Gericht muss im Laufe der Verhandlung prüfen, ob für eine Tat auch eine Verurteilung wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen oder Totschlags infrage kommt. Auch die Unterbringung in eine Entziehungsanstalt sowie Sicherungsverwahrung kommen in Betracht.
Zehn bekannte Fälle
Insgesamt sind zehn Fälle zwischen September 2015 und Februar dieses Jahres in Berlin, Hermsdorf und Halberstadt angeklagt. Die Taten ereigneten sich laut Staatsanwaltschaft im Privaten, nicht in der Klinik. In Halberstadt leitete der Angeklagte zuletzt in einem Krankenhaus die Abteilung für plastische, ästhetische und Handchirurgie. Vor Gericht erscheint er im weißen Hemd und grauem Jacket. Er wirkt ruhig und gefasst, spricht immer wieder mit seinen Anwälten.
Zum Prozessauftakt hüllt sich der gebürtige Österreicher mit deutschem Pass in Schweigen – auch im Ermittlungsverfahren hat er sich nach Auskunft eines Gerichtssprechers nicht geäußert. Die beiden Verteidiger beantragen am Freitag eine Aussetzung der Verhandlung wegen Formfehlern in der Anklageschrift und bei deren Zustellung sowie einen generellen Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Kammer um den Vorsitzenden Richter Dirk Sternberg weist beide Anträge zurück und will über den Ausschluss der Öffentlichkeit im Einzelfall entscheiden. „Der Tod, wie auch immer er zustande gekommen ist, war nicht gewollt“, erklärte einer der Anwälte.
Der Anklage zufolge soll es am 20. Februar in der Halberstädter Wohnung des Mannes zunächst zu einvernehmlichen Sex mit einer Frau gekommen sein. Ohne ihr Einverständnis soll der Angeklagte ihr dann vaginal Kokain verabreicht und außerdem ein Video gedreht haben. Während des Geschlechtsverkehrs habe sich der Zustand der Frau stark verschlechtert, sagt Staatsanwältin Vogel.
Hirntod wegen Überdosis
Der 42-Jährige ruft ihren Angaben zufolge den Notarzt, dem zunächst die Wiederbelebung gelingt. Sechs Tage später wird bei der Frau im Krankenhaus der Hirntod festgestellt, ausgelöst durch eine Überdosis Drogen. Ihr Ehemann, der als Nebenkläger auftritt, sagt am ersten Verhandlungstag hinter verschlossenen Türen aus.
Auch in den anderen neun Fällen mit vier weiteren Frauen sei es immer darum gegangen, Sex unter Drogeneinfluss zu haben. Die Opfer seien dann wehrlos und nicht mehr in der Lage gewesen, einen Willen zu äußern, heißt es.
Die erste Strafkammer hat zunächst Verhandlungstermine bis Ende November angesetzt. Neben den Zeugen sollen auch zwei Sachverständige gehört werden. Der Prozess wird am 4. Oktober fortgesetzt.
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(dpa)