Trotz Corona-Sorgen in München: „Wirtshaus-Wiesn“ ersetzt Oktoberfest

Münchener Gastwirte wollen das Oktoberfest trotz Corona im Kleinen feiern. Doch die Angst vor Infektionen ist groß.
Oktoberfest München Corona
Foto: AP Photo/Matthias Schrader
Foto: AP Photo/Matthias Schrader

Eigentlich stünde das Münchner Oktoberfest vor der Tür – wäre da nicht die Corona-Pandemie. Doch zumindest lokal soll das Großereignis nicht ganz in Vergessenheit geraten. Gastwirte wollen das Mega-Volksfest im Kleinen feiern. Die Sorgen vor Infektionen bleiben jedoch.

Ungeachtet großer Sorge um ein weiteres Anschwellen des Corona-Infektionsgeschehens in München feiern am Samstag Oktoberfest-Fans den Bieranstich für ihre Ersatz-Wiesn. In unzähligen Münchner Wirtshäusern heißt es pünktlich um 12 Uhr, teils untermalt von Blasmusik: „Ozapft is!“. Auch Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) – für zahlreiche Fassanstiche auf der Wiesn verantwortlich – will diesmal ein kleines Bierfass in einem Lokal anstechen.

Aus Angst um mögliche wilde Wiesn-Partys gilt auf der Theresienwiese selbst am Samstag ein Alkoholverbot. Zahlreiche Feierwillige hatten sich im Vorfeld via Social Media zu Partys auf der Theresienwiese verabredet. Die Stadtspitze richtete einen eindringlichen Appell an die Münchner, dem Wiesn-Areal fernzubleiben.

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Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wandte sich auch an die Gastwirte: „Achten Sie bitte stets auf die Einhaltung Ihres Schutz- und Hygienekonzepts – Maskenpflicht, Abstandsgebot und alle weiteren Vorgaben der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Sie haben es vor allem auch selbst in der Hand, weitere Einschränkungen durch die notwendige Sensibilität und Achtsamkeit zu verhindern.“

„Geht in das Wirtshaus Eurer Wahl, egal ob zuhause oder in München, geht nicht auf die Wiesn, feiert im Wirtshaus, das ist einfach besser“, appellierte auch der Münchner Wirtschaftsreferent und städtische Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner im Bayerischen Rundfunk. Wer beim Konsum oder Verkauf von Alkohol auf der Theresienwiese erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen.

Reiter betonte, selbstverständlich gelten alle Hygienemaßnahmen für Gaststätten auch am Samstag unvermindert weiter. Die Stadt hatte am Freitag den Signalwert von 50 Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohner überschritten. Von diesem Wert an ist die Stadtverwaltung aufgefordert, Maßnahmen zu prüfen. Reiter will dies aber erst nach Ablauf des Wochenendes tun und zuvor die weitere Entwicklung abwarten.

Wiesnbier fließt schon seit Wochen – meistens „dahoam“: Die Brauereien haben viele Millionen Liter trotz der Absage gebraut – der Gerstensaft fand teils besseren Absatz als sonst. Passend gibt es den originalen Wiesn-Maßkrug, sinnreich beworben als „Koa Wiesn-Krug“. Ebenfalls seit Wochen drehen auf verschiedenen Plätzen Karussells.

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Am Königsplatz ermöglicht ein Riesenrad den Blick über die Stadt, ein 90 Meter hohes Kettenkarussell kreist am Olympiagelände. Es gibt Schießbuden, Trachtenstände, Zuckerwatte und Lebkuchenherzen – „Sommer in der Stadt“ heißt das Alternativ-Programm. Beim „Trachtival“ lockt die Kult-Achterbahn „Wilde Maus“.

Die Münchner Gastronomen knüpfen mit der „WirtshausWiesn“ an das allererste Oktoberfest im Jahr 1810 an. Denn damals wurde zwar auf der Theresienwiese eine königliche Hochzeit mit Pferderennen gefeiert. Gegessen, getrunken und gesungen wurde in den umliegenden Wirtshäusern, wie die Stadt erläuterte.

dpa