Nobelpreisverleihung in Stockholm und Oslo – Peter Handke im Fokus

Gleich 15 Auserwählte erhielten im Jahr 2019 Nobelpreise. Sie wurden wie üblich bereits zwei Monate vor der großen Verleihung bekannt gegeben.
Nobelpreis-Medaille
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Foto: Kay Nietfeld/dpa

Gleich 15 Auserwählte erhalten in diesem Jahr Nobelpreise. Während die deutsche Regierung die Wahl des Friedensnobelpreisträgers lobt, entwickelt sich ein anderer Nobelpreis zum Politikum.

In Schweden und Norwegen werden am Dienstag gleich 15 Nobelpreisträger gekürt. Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed erhält in den Mittagsstunden in Oslo den renommierten Friedensnobelpreis, am Nachmittag werden in Stockholm dann die 14 Preisträger in den weiteren Kategorien geehrt, darunter die Literaturnobelpreisträger der Jahre 2018 und 2019, Olga Tokarczuk und Peter Handke. Besonders Handke steht bei der diesjährigen Preisübergabe im Fokus.

Bei der Verleihung im Stockholmer Konzerthaus und dem anschließenden pompösen Bankett im Rathaus der schwedischen Hauptstadt dürfte es diesmal deutlich voller werden als in den Vorjahren: In allen wissenschaftlichen Kategorien hatten die Komitees die Maximalzahl von drei Preisträgern ausgewählt, zudem gibt es in der Polin Tokarczuk und dem Österreicher Handke diesmal zwei Literaturnobelpreisträger, weil die Schwedische Akademie neben der Vergabe des Preises für das laufende Jahr auch die Auszeichnung für ihr Skandaljahr 2018 nachholt. Das macht insgesamt 14 Preisträger allein in Stockholm.

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Mehr als 1500 Gäste werden zur Preisverleihung im Konzerthaus der schwedischen Hauptstadt erwartet. Dabei erhalten die Geehrten neben der prestigeträchtigen Nobelmedaille auch ein Diplom. Verbunden ist die Auszeichnung außerdem mit einem Preisgeld pro Kategorie in Höhe von neun Millionen schwedischen Kronen (rund 850 000 Euro).

Friedensnobelpreisträger Abiy wird seinen Preis im Gegensatz zu allen anderen nicht in Stockholm, sondern in Oslo erhalten. Das norwegische Nobelkomitee zeichnet ihn für seinen Einsatz für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem äthiopischen Nachbarland Eritrea aus. Entgegen der Nobeltraditionen verzichtete er vorab auf eine Pressekonferenz.

Gratulationen erhielt Abiy bereits vorab. „Ich wünsche mir, dass sein großer Mut zu Reformen in vielen Ländern Schule macht. Auf Deutschlands Unterstützung kann Äthiopien zählen“, erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Montag. In Gesprächen mit Abiy habe er in der vergangenen Woche den Start einer vertieften Reformpartnerschaft zwischen Deutschland und Äthiopien vereinbart.

Abiys Auswahl als Friedensnobelpreisträger war nach der Bekanntgabe im Oktober ebenso wie die fast aller weiteren Auserwählten überwiegend gelobt worden. Nur die Wahl des österreichischen Schriftstellers Peter Handke hatte eine handfeste Debatte ausgelöst. Grund dafür ist Handkes Haltung zum Jugoslawien-Konflikt: Der Literat hatte sich in dem Konflikt stark mit Serbien solidarisiert und nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet.

Auf Fragen dazu reagierte Handke auf einer Pressekonferenz in der Schwedischen Akademie am Freitag gereizt. In Stockholm ist für den Dienstagabend nun ein größerer Protest gegen ihn angesetzt. Organisationen wie die Gesellschaft für bedrohte Völker fordern von Handke eine öffentliche Entschuldigung. Eine proserbische Organisation will dagegen in Stockholm Solidarität für Handke zeigen.

Bei den wissenschaftlichen Nobelpreisen gibt es je drei Preisträger pro Kategorie: Gregg Semenza, William Kaelin und Peter Ratcliffe bekommen ihn in der Kategorie Medizin, Michel Mayor, Didier Queloz und James Peebles in Physik sowie John Goodenough, Stanley Whittingham und Akira Yoshino in Chemie. Der Wirtschaftsnobelpreis, der nicht zu den traditionellen, auf Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurückgehenden Preisen zählt, geht an Esther Duflo, ihren Ehemann Abhijit Banerjee sowie Michael Kremer.

mit dpa-Material