Mega-Explosion im Universum setzt mehr Energie frei als unsere Sonne in ihrer gesamten Lebensdauer

Die stärksten Explosionen des Universums strahlen energiereicher als bislang bekannt. Sie besitzen rund hundert Milliarden Mal so viel Energie wie Licht.
Gamma-Ray Burst
Foto: DESY/Science Communication Lab/dpa
Foto: DESY/Science Communication Lab/dpa

Die stärksten Explosionen des Universums strahlen noch energiereicher als bislang bekannt: Zwei internationale Forscherteams registrierten mit Spezialteleskopen die energiereichsten Gammastrahlen von sogenannten Gamma-Ray Bursts, die jemals gemessen wurden. Sie besitzen rund hundert Milliarden Mal so viel Energie wie sichtbares Licht, wie das Deutsche Elektronen-Synchroton (Desy) in Hamburg mitteilte.

Die Wissenschaftlerteams der H.E.S.S.- und der Magic-Teleskope stellten ihre Beobachtungen jetzt in unabhängigen Veröffentlichungen im Fachjournal „Nature“ vor. Es handelt sich um die ersten Nachweise von Gamma-Ray Bursts mit erdgebundenen Gammastrahlenteleskopen. Desy ist an beiden Observatorien maßgeblich beteiligt, die federführend von der Max-Planck-Gesellschaft betrieben werden.

Einer der Blitze war den Forschern zufolge mehr als vier Milliarden Jahre – rund ein Drittel des Alters des Universums – zu uns unterwegs, das Licht des anderen Ausbruchs sogar sechs Milliarden Jahre.

Gamma-Ray Bursts (GRBs) sind plötzliche, kurze Ausbrüche von Gammastrahlung im Kosmos, die sich etwa einmal pro Tag irgendwo im sichtbaren Universum ereignen. Die Gammablitze stammen nach aktuellem Wissen von kollidierenden Neutronensternen oder aus Supernova-Explosionen von Riesensonnen, die zu einem Schwarzen Loch kollabieren.

„Gammablitze sind die stärksten bekannten Explosionen im Universum und setzen typischerweise in wenigen Sekunden mehr Energie frei als unsere Sonne in ihrer gesamten Lebensdauer – sie können durch nahezu das gesamte sichtbare Universum leuchten“, erläuterte der Leiter der Gammastrahlenastronomie bei Desy, David Berge.

Entdeckt wurde das kosmische Phänomen Ende der 60er Jahre zufällig von Satelliten zur Überwachung des Atomteststopp-Abkommens auf der Erde, wie desy weiter berichtete. Seitdem untersuchen Astronomen die Gammastrahlenausbrüche mit Satelliten vom Erdorbit aus. Mit erdgebundenen Teleskopen ließen sich die Gammaquanten der Blitze bislang nicht beobachten, weil die Erdatmosphäre sie normalerweise schluckt.

Zwischen Sommer 2018 und Januar 2019 wiesen die beiden internationalen Teams nun erstmals Gammastrahlung von Gamma-Ray Bursts mit erdgebundenen Teleskopen nach. So konnte das 28-Meter-Gammastrahlenteleskop des High-Energy Stereoscopic System (H.E.S.S.) in Namibia am 20. Juli 2018 das schwache Nachleuchten des Gammastrahlenausbruchs mit der Katalognummer GRB 180720B beobachten.

Am 14. Januar 2019 registrierten die Major Atmospheric Gamma Imaging Cherenkov (Magic) Teleskope auf der Kanareninsel La Palma helle Gammastrahlung aus der frühen Phase von GRB 190114C. Beide Beobachtungen waren Desy zufolge durch Gammastrahlen-Satelliten der US-Raumfahrtbehörde Nasa ausgelöst worden, die den Himmel nach Gammablitzen absuchen und automatische Benachrichtigungen an Observatorien wie H.E.S.S. und Magic verschicken.

AFP/dpa