„Es lief Blut aus den Ohren“: Passagier schildert Höllenflug nach Mallorca

Es sollte ein schöner Sommerurlaub werden, doch der Trip nach Mallorca begann für rund 200 Flugzeug-Passagiere in einem Albtraum. Ein Reisender aus Bayern schildert den Höllenflug.
Mittelmeerziele vom Flughafen Rostock-Laage 2022
Eine Boeing 737-800 der türkischen Corendon Airlines. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Eine Boeing 737-800 der türkischen Corendon Airlines. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Am Sonntag (12. Juni 2022) freuten sich etwa 200 Passagiere der Boeing 737-85R auf ihren Sommerurlaub in Palma de Mallorca. Gegen 7 Uhr morgens hob die Maschine der Airline Corendon (Sitz in der Türkei) in Nürnberg (Bayern) ab. Wie ein Fluggast dem Portal „inFranken“ schildert, sei etwa eine Stunde nach Start ein beißender Brandgeruch im hinteren Teil der Kabine entstanden. Plötzlich habe es nach brennendem Kunststoff gerochen.

Der Co-Pilot sei gekommen, um nach der Ursache zu suchen. „Plötzlich hat der Pilot per Lautsprecher laut geschrien, er soll nach vorne kommen.“ Dann ging alles ganz schnell: „Die Klappen sind aufgegangen und die Masken sind heruntergefallen. Man hat gesehen, dass die Lage ernst wird. Der Neigungswinkel, das war schon echt ein sportlicher Sinkflug“, erinnert sich der Mittvierziger.

Als wäre das nicht schlimm genug, folgte schon der nächste Schock: „Die Maske gab nach kurzer Zeit keinen Sauerstoff mehr, die hat sich wie ein Vakuum zusammengezogen. Meine Frau hatte Angst zu ersticken.“ Er selbst habe die Atemmaske aus dem Flugzeug gar nicht erst benutzt. „Ich hab dann die FFP2-Maske aufgesetzt“, wird der Passagier zitiert.

Corendon Airlines: Höllenflug von Nürnberg nach Palma endet mit blutenden Ohren

Dann sei die Maschine umgedreht und in Richtung Basel geflogen, um dort notzulanden. Während des Sinkflugs hatten immer mehr Leute über Ohrenschmerzen geklagt. Doch auch nach geglückter Notlandung ging der Horror weiter, wie der Fluggast schildert: „Nach der Landung wurden dann mit einem Mal die Türen geöffnet. Ich bin kein Experte, aber der Druckunterschied war so enorm, es hat einen riesigen Knall gegeben, wie eine Explosion. Dabei sind bei mehreren der Passagiere, die wir sehen konnten und noch bei vielen mehr, wie wir im Nachgang erfahren haben, die Trommelfelle geplatzt. Das Blut lief ihnen aus den Ohren.“

Am Flughafen Basel angekommen, wurden die Fluggäste medizinisch untersucht, einige kamen direkt ins Krankenhaus: „Der Arzt wollte mich auch in die Klinik einweisen, weil er nicht ausschließen konnte, dass ich einen kleinen Herzinfarkt hatte.“ Doch der Mann entschied sich dagegen, um nach Mallorca weiterzufliegen. Von Palma aus wollte das Ehepaar nämlich eine Mittelmeerkreuzfahrt starten. Auf inoffizielles Anraten einer Flughafen-Angestellten in Basel habe er dann auf eigene Kosten einen Weiterflug gebucht. Der 46-Jährige ernüchtert: „Wir haben noch immer nichts von der Airline gehört, was das Problem war und auch nichts zu unserem Flug.“

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Die türkische Airline meldet sich gegenüber dem Portal auch zu Wort, beteuert, Zwischenfälle wie dieser seien „selten“, aber „nicht ungewöhnlich“. Zudem sei das Bordpersonal für solche Situationen „genau trainiert“.

Corendon weiter: „Nach Erreichen der Flughöhe hatte die Cockpit-Besatzung festgestellt, dass der Druck in der Kabine langsam nachlässt. Sie haben im ersten Schritt aber nichts gefunden, worauf streng nach Vorschrift beschlossen wurde, den nächsten Flughafen im Sinkflug anzusteuern. Die Crew hat sich zusätzlich entschlossen, die Sauerstoffmasken fallen zu lassen.“ Laut der Airline werde der Vorfall aktuell noch untersucht.

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