Rave mit 2000 Menschen in England aufgelöst – aber EM-Achtelfinale vor 45.000 Fans

In England hat die Polizei einen Rave mit 2000 Menschen aufgelöst. Das wirkt unverhältnismäßig, wenn man bedenkt, dass am Dienstagabend 45.000 Fans im Wembley-Stadion das EM-Achtelfinale zwischen England und Deutschland sehen werden.
England Rave Steyning
Foto: John O'sullivan/PA Media/dpa
Foto: John O'sullivan/PA Media/dpa

Nach einer illegalen Rave-Party mit bis zu 2000 Teilnehmern in Südengland hat die Polizei mehr als 50 Menschen festgenommen. Grund seien unter anderem Drogendelikte, Diebstahl und Fahren unter Alkoholeinfluss, teilte die Polizei in der Grafschaft West Sussex in der Nacht zum Montag mit. Weitere Festnahmen seien zu erwarten.

Die Behörden sprachen von einer „völligen Missachtung“ der Corona-Regeln in der Kleinstadt Steyning nahe dem Ärmelkanal. Bei dem Einsatz am frühen Sonntagmorgen seien auch Musikausrüstung und Lichtsysteme beschlagnahmt worden. Bilder und Videos zeigten Tanzende in einem Feld.

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Zahlreiche Autos waren auf Landstraßen in der Nähe geparkt. Die Polizei teilte weiter mit, Teilnehmer hätten sich gegenüber den Beamten feindselig verhalten. Ein Polizist sei angegriffen worden, bei einem anderen Beamten besteht Verdacht auf einen gebrochenen Arm, nachdem sein Einsatzfahrzeug mit dem Wagen eines flüchtenden Partygasts zusammen prallte.

Den Organisatoren droht nun eine Geldstrafe von bis zu 10.000 Pfund (rund 11.600 Euro). Unter den geltenden Corona-Regeln sind im Freien nur Treffen von höchstens 30 Menschen erlaubt.

England: Rave mit 2000 Menschen nicht erlaubt – aber EM-Achtelfinale vor 45.000

Einen zumindest etwas faden Beigeschmack bekommt das Ganze – wenngleich die Ahndung der Drogendelikte, der Diebstähle und des Fahrens unter Alkoholeinfluss natürlich richtig sind –, wenn man bedenkt, dass am Dienstag im Wembley-Stadion in London das EM-Achtelfinale zwischen England und Deutschland vor 45.000 Fans steigt.

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Weil die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt, obwohl wohl kaum Fans aus Deutschland vor Ort sein werden, sehr umstritten. Dass die Partien überhaupt dort ausgetragen werden sollen, bezeichnete der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann als „eigentlich nicht zu verantworten“. Dies ginge „nur mit harter Einhaltung der Regeln und der Abstände“, sagte der 73-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die UEFA und der Deutsche Fußball-Bund müssten „dringend dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Der Plan, jetzt noch mehr Leute in die Stadien zu lassen, wie in Wembley, ist unverfroren.“

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Manche bisherigen Bilder vermittelten den Eindruck, dass die Pandemie vorbei sei. „Das ist ein absolut falsches Signal“, sagte Kretschmann. Spiele in vollen Stadien und Zuschauer ohne Abstand oder Masken könnten zum Superspreader-Event werden. „Dieser Leichtsinn macht mich fassungslos“, sagte Kretschmann dem RND.

EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas mahnte die UEFA zu Vorsicht. Der Verband müsse eine Entscheidung über ein EM-Halbfinale und EM-Finale in einem stark gefüllten Stadion in Wembley – derzeit sind 60.000 Zuschauer geplant – sorgfältig abwägen, sagte er. Er erinnerte daran, dass Großbritannien die Reisemöglichkeiten seiner Bürger einschränke und es einer „gewisse Symmetrie“ und Verhältnismäßigkeit bei den Corona-Regeln brauche.

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dpa