Verstoß gegen Hassregeln: Facebook löscht Trump-Anzeige mit NS-Symbol

In Trump-Anzeigen auf Facebook taucht ein umgekehrtes rotes Dreieck auf, wie es einst von den Nazis zur Kennzeichnung in Konzentrationslagern genutzt wurde.
Donald Trump
Foto: Alex Brandon/AP/dpa
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In Trump-Anzeigen auf Facebook taucht ein umgekehrtes rotes Dreieck auf, wie es einst von den Nazis zur Kennzeichnung von politischen Gefangenen in Konzentrationslagern genutzt wurde. Die Plattform reagiert und löscht die Spots. Trumps Team rechtfertigt sich.

Facebook hat Werbeanzeigen von US-Präsident Donald Trump wegen der Darstellung eines einst von den Nazis genutzten Symbols gelöscht. Die Spots liefen den Richtlinien der Plattform gegen „organisierten Hass“ zuwider, teilte der Social-Media-Konzern n am Donnerstag mit.

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Trumps Kampagnenteam hatte für den Präsidenten und seinen Stellvertreter Mike Pence insgesamt mehr als 17.000 Dollar für die Anzeigen ausgegeben. Sie zeigten unter anderem ein umgekehrtes rotes Dreieck. Mit dem Symbol hatten die Nazis politische Gefangene in Konzentrationslagern markiert.

Der für Sicherheitsrichtlinien zuständige Facebook-Manager Nathaniel Gleicher verteidigte am Donnerstag das Vorgehen bei einer Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses.

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Die Plattform lasse Symbole mit hasserfüllter Ideologie nicht zu, „es sei denn sie würden zugleich mit einem Kontext oder einer Verurteilung“ gepostet, sagte Gleicher. Wenn diese beiden Kriterien nicht gegeben seien, würden entsprechende Inhalte gelöscht. Die umstrittenen Anzeigen waren seit Mittwoch online gewesen und hatten Hunderttausende Reaktionen bekommen.

In einer Reaktion erklärte Trumps Kampagnen-Kommunikationsdirektor Tim Murtaugh, das umgekehrte rote Dreieck sei von der Antifa genutzt und daher in eine Anzeige einbezogen worden. Zudem tauche das Symbol nicht in einer Datenbank der Gruppe Anti-Defamation League auf, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt. Trumps Wahlkampf argumentierte zudem, bei dem Symbol handele es sich um einen Emoji. „Aber es ist ironisch, dass es eine Trump-Anzeige brauchte, bis die Medien klammheimlich einräumten, dass die Antifa eine Hassgruppe ist“, ergänzte Murtaugh.

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Der Präsident hat die Antifa für Gewaltexzesse bei einigen der landesweiten Proteste nach der brutalen Festnahme und Tötung des Afroamerikaners George Floyd verantwortlich gemacht. Allerdings hat die Polizei bisher kaum Beweise für eine Verstrickung der militanten linken Bewegung vorgelegt.

Einige Experten zogen in Zweifel, dass das rote Dreieck gemeinhin als Antifa-Symbol verwendet wird. Antifaschistische europäische Gruppen hätten es zwar anfänglich als Sinnbild benutzt – in der Hoffnung, nach dem Zweiten Weltkrieg die Deutungshoheit zurückzuerlangen. Doch wird es weder von der Bewegung als solche noch von US-Antifa-Gruppen im großen Stil gebraucht, erklärte Mark Bray, Historiker an der Rutgers Universität und Autor eines Buchs über die Antifa.

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Die Anti-Defamation-League betonte, dass Dreieck sei nicht in ihrer Datenbank, weil es ein historisches Symbol sei. Aufgeführt würden nur jene Symbole, die von modernen Extremisten und weißen Rassisten genutzt würden. „Ganz egal ob ihr die Geschichte oder Bedeutung bewusst war – dass die Trump-Kampagne ein Symbol verwendet – eines, das praktisch identisch mit jenem ist, das das Nazi-Regime zur Kennzeichnung von politischen Gefangenen in Konzentrationslagern nutzte – um seine Gegner zu attackieren, ist anstößig und zutiefst beunruhigend“, rügte der Geschäftsführer der Anti-Defamation-League, Jonathan Greenblatt.

Trotz der Entfernung der umstrittenen Anzeigen stehen Facebook und sein Chef Mark Zuckerberg nach wie vor in der Kritik. Hintergrund ist die Weigerung, vorangegangene Trump-Posts zu löschen oder zumindest zu markieren, die Falschinformationen verbreiten – etwa jene, dass es bei der Briefwahl zu Betrug komme.

Viele werfen dem Präsidenten zudem vor, über soziale Medien zu Gewalt gegen plündernde Teilnehmer der Proteste nach der brutalen Festnahme und Tötung des Afroamerikaners George Floyd aufgestachelt zu haben. Den entsprechenden Post hatte Facebook unangetastet gelassen.

dpa