Corona-Sommerwelle im vollen Gange: Kommt jetzt die neue Maskenpflicht?

Die Corona-Zahlen steigen, die Sommerwelle ist da. Wie wird darauf reagiert? Kommt die Maskenpflicht nun zurück?
Corona-Schnelltest Tropfen
Ein Helfer verarbeitet eine Probe für einen Corona-Schnelltest. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
Corona-Schnelltest Tropfen
Ein Helfer verarbeitet eine Probe für einen Corona-Schnelltest. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Noch infektiösere Omikron-Varianten des Coronavirus sind im Umlauf und die Zahlen steigen, kommt jetzt eine Reaktion in Form einer neuen Maskenpflicht? Der Deutsche Städtetag ist besorgt über die steigenden Corona-Infektionszahlen und fordert rasche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. „Wir brauchen schnelle Entscheidungen und ein neues Bundesinfektionsschutzgesetz noch vor der Sommerpause“, sagte Verbandspräsident Markus Lewe den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).

Es zeige sich, dass die zur Verfügung stehenden Instrumente nicht ausreichten. Die Städte müssten handeln können, wenn Corona sich weiter sprunghaft ausbreite. „Die Corona-Pandemie darf uns nicht immer wieder überraschen.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht bereits von einer Sommerwelle.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angesichts wieder höherer Corona-Infektionszahlen zu Vorsicht aufgerufen und bereitet ein Schutzkonzept für den Herbst vor. Es sei jetzt „kein Alarm notwendig“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Es sei aber nicht so, „dass wir sorglos und ohne Gegenmaßnahmen dieser Sommerwelle begegnen können“.

>> Lauterbach: „Sommerwelle ist Realität“ – Corona-Variante sehr leicht übertragbar <<

Wer sich und andere schützen will, solle freiwillig Masken in Innenräumen tragen. Zudem sollten vierte Impfungen „großzügiger“ gehandhabt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt dies generell erst ab 70 Jahren. Lauterbach kündigte an, dass er mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) noch vor der Sommerpause Eckpunkte für künftige Regelungen im Infektionsschutzgesetz anstrebt.

Lauterbach will „Winterreifen“ im Corona-Schutz vorbereiten

Sie könnten dann nach dem Sommer beschlossen werden. Die jetzigen Vorgaben laufen zum 23. September aus. Nähere Angaben zu Instrumenten machte Lauterbach vorerst nicht. Es sollten „Winterreifen“ vorbereitet werden. Und es sei klar, dass mehr gebraucht werde, als jetzt an „Sommerreifen“ aufgezogen sei.

Zu einem Sieben-Punkte-Plan für den Herbst soll demnach auch eine Impfkampagne mit verschiedenen Impfstoffen gehören. Ziel sei, gezielt Impflücken zu schließen, sagte Lauterbach. Einem neuen Anlauf für eine allgemeine Impfpflicht erteilte er eine Absage. Lauterbach sagte, er gehe zudem davon aus, dass Bürgertests auch im Sommer weiter genutzt werden könnten. Bisher ist das Angebot für solche kostenlosen Schnelltests für alle bis Ende Juni geregelt.

Kommen soll daneben ein Konzept, um den Einsatz von Medikamenten bei Erkrankten zu verbessern. Zum Schutz von Risikogruppen sind demnach präzisere Zuständigkeitsvorgaben für Hygienevorgaben in Pflegeheimen vorgesehen. Ab September sollen zudem Daten zu freien Betten in Krankenhäusern tagesaktuell elektronisch an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt werden können. Das RKI soll die Länder zudem mit Konzepten für Tests und Maßnahmen wie Maskentragen für Schulen und Kitas unterstützen. Dabei gelte es, Schließungen mit allen Mitteln zu vermeiden, sagte Lauterbach.

Maskenpflicht, 3G und 2G – Rückkehr zu alten Corona-Regeln im Gespräch

Lewe, der Oberbürgermeister der Stadt Münster ist, forderte von Bund und Ländern, dass kostenlose Bürgertests verlängert werden und die kommunalen Impfzentren einsatzbereit bleiben. Zudem plädiere er, wenn nötig, für Maskenpflicht in Innenräumen, etwa im Einzelhandel. „Dasselbe gilt für 3G- oder 2G-Regeln, also den Zugang für Geimpfte, Genesene und möglicherweise auch Getestete. Hier muss das Gesetz angepasst werden.“

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek fordert rasch Klarheit für das Testen. „Die Bundesregierung lässt die Länder nach wie vor im Unklaren, wie es weitergehen soll“, kritisierte der CSU-Politiker in der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag). „Klar ist doch: Je mehr Menschen die Möglichkeit haben, sich niedrigschwellig und kostenlos testen zu lassen – und dieses Angebot auch nutzen –, umso schneller und effizienter lassen sich Infektionen entdecken und Infektionsketten unterbrechen.“

>> Corona-Sorge: Kölns Oberbürgermeisterin Reker richtet sich mit Brief an Karl Lauterbach <<

Omikron-Variante BA.5 macht sich breit

Unterdessen breiten sich Sublinien der Omikron-Variante auch in Deutschland weiter aus. Das RKI geht davon aus, dass sie bereits dominieren. „Das starke Wachstum von BA.4 und insbesondere BA.5, aber auch BA.2.12.1, lässt darauf schließen, dass diese Varianten aktuell bereits die Mehrzahl der Nachweise ausmachen“, heißt es im neuen RKI-Wochenbericht. Die Daten im Bericht beziehen sich stets auf vorvergangene Woche. BA.5 machte damals demnach in einer Stichprobe rund 24 Prozent der positiven Proben aus. Das entspricht erneut in etwa einer Verdopplung im Vergleich zum Vorwochenwert. BA.4 und BA.2.12.1 lagen beide bei rund vier Prozent.

Das RKI verweist zudem auf einen leichten Anstieg der Covid-19-Fälle auf Intensivstationen und rät den Menschen, wieder verstärkt Empfehlungen zum Vermeiden von Ansteckungen einzuhalten. Nach Angaben von Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), sind die Zahlen zwar so niedrig wie seit Ende August 2021 nicht mehr. „Die Zahl ist aber auch nicht so niedrig wie in den vergangenen beiden Sommern“, sagte Marx der Deutschen Presse-Agentur.

>> Das ist die aktuelle Corona-Lage in NRW <<

Bis man mehr Klarheit über die Krankheitsschwere der Omikron-Sublinie BA.5 habe, brauche es noch einige Wochen Geduld. „Man muss abwarten, wie es sich entwickelt mit BA.5“, sagte Marx. Derzeit sei die „größte Sorge“, dass im Zuge der Sommerwelle mit der ansteckenderen Variante erneut viel Personal durch Infektionen ausfallen könnte.

Streeck bleibt weiterhin entspannt

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht in den steigenden Infektionszahlen aber keinen Grund zur Panik. „Ich denke nicht, dass wir nochmal an einen Punkt kommen werden, wo wir wieder über einen Lockdown reden“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Streeck verwies auf die „sehr gute Immunität in der Bevölkerung“. Der Virologe hält aber die Datenlage über die Pandemie für unzureichend, etwa darüber, ob Menschen mit oder wegen Corona im Krankenhaus seien.

Lauterbach hatte auch Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen zu einer vierten Impfung geraten. Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt den zweiten Booster bislang nur für Teile der Bevölkerung, unter anderem für Menschen ab 70 Jahren, Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen sowie Menschen mit Immunschwäche. Daran hält die Kommission auch fest. Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagte der „Rheinischen Post“ (Freitag), eine neue Stellungnahme sei „erst nach dem Sommer sinnvoll“.

dpa