Morddrohungen nach Falschmeldung: Impfgegner bedrohen Arzt

In Australien sind nach Fake News auf Facebook Morddrohungen gegen einen Arzt und seine Klinik ausgesprochen worden. Er und die Mitarbeiter fürchten inzwischen um ihr Leben.
Dritte Impfung: Alle Infos zur Auffrischung des Corona-Schutzes – wer kann sich wann und wo die Booster-Impfung geben lassen?
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Fake News über Facebook und daraus resultierende Hetze haben zu Morddrohungen gegen einen Arzt in Australien geführt. Angeblich seien zwei Mädchen in der Klinik von Dr. Wilson Chin, einem Arzt an der australischen Gold Coast im Südosten des Landes, verstorben, nachdem sie Impfungen von Pfizer erhalten hatten. Daraufhin wurde der Arzt über das Internet von Impfgegnern massiv bedroht, berichtet die Online-Ausgabe der Tageszeitung „Guardian„.

Nachdem die Berichte über Facebook auftauchten, sei eine weit verbreitete Panik ausgebrochen, so Chin. Die Mädchen erlitten einen, wie Chin es nannte, „normalen“ Ohnmachtsanfall, als sie vor zwei Wochen in der Klinik beobachtet wurden, und haben sich seitdem erholt.

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In einem Beitrag auf einer Facebook-Seite, der angeblich ein „persönlicher Augenzeugenbericht“ war, wurde jedoch fälschlicherweise behauptet, die Mädchen hätten „heftige Krämpfe“ erlitten und seien später im Wartezimmer gestorben. Ein anderer Facebook-Nutzer postete falsche Informationen, in denen die Mädchen als „nicht ansprechbar, als die Ambulanz eintraf“ beschrieben wurden, und forderte andere auf, den Beitrag zu teilen.

36 Prozent Impfquote zwischen fünf und elf Jahren

Als Konsequenz nahm die Klinik schließlich die Einführung des Impfstoffs für Fünf- bis 11-Jährige zurück, nachdem Chin und seine Kollegen Morddrohungen erhalten hatten. Seit dem 10. Januar dürfen in Australien auch Kinder ab dem Alter von fünf Jahren mit dem Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer geimpft werden. Landesweit liegt die Zahl der Altersgruppe der Fünf- bis 11-Jährigen bei fast 36%, die mindestens eine Dosis des Impfstoffs erhalten haben.

Im Bundesstaat Queensland aber, wo sich der Fall ereignete, liegt die Zahl nur bei 31,4% und damit hinter allen anderen Bundesstaaten und Territorien aus Westaustralien. Die Regierung von Queensland hat Fehlinformationen als Hauptgrund für die schleppenden Impfraten und die zögerliche Impfbereitschaft in einigen Gebieten ausgemacht. Dr. Chin hingegen spricht von einer nie dagewesen Angst. Er schaue sich auf dem Parkplatz um, und habe Angst, verfolgt zu werden. Er und seine Kollegen würden um ihr Leben bangen, sagt der Mediziner.

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In einem Fall forderte ein Social-Media-Nutzer dazu auf, Hunde auf das Personal zu hetzen, während eine andere Person die Anwohner aufforderte, Chin nach der Arbeit zu „erwischen“ und ihn als „Mörder“ bezeichnete. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, erklärt Chin. „All das, ohne auch nur zu überprüfen, ob die Fakten stimmen und die Todesfälle echt waren“.

Arzt fürchtet um sein Leben

Dem Portal sagte er, es sei das „erste Mal in seinem Leben“, dass er sich frage, ob er als praktizierender Gesundheitsarbeiter sicher sei. Noch immer erhalte er täglich mehrere Drohbriefe, darunter eine Todesdrohung auf seinem persönlichen Instagram-Account, in der ihm geraten wurde, einen Sicherheitsdienst zu engagieren und auf sich aufzupassen. Inzwischen hat er sich psychologische Hilfe geholt und seine Arbeitszeit eingeschränkt.

Die australische Ärztevereinigung Royal Australian College of General Practitioners (RACGP) fordert durch ihre Präsidentin Dr. Karen Price mehr Schutz für die ausübenden Ärzte vor solchen Attacken: „Ein Allgemeinmediziner, der Todesdrohungen erhält, nur weil er seinen Job macht und versucht, seine Gemeinschaft zu schützen, ist völlig inakzeptabel, und ich werde das nicht hinnehmen.“ Sie fordert vor allem von Meta, dem neubenannten Mutterkonzern von Facebook, mehr Initiative, um Fehlinformationen entgegenzuwirken.

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Die Polizei untersucht derweil die Anschuldigungen und hat wohl bereits eine Person ausfindig machen können, die eine direkte Drohung gegen Chin aussprach. Zu einer Anklage ist es bislang aber nicht gekommen.

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