Auktionshaus preist altes Nazi-Anwesen mit Geschmacklos-Slogan an

Im Hotel "Zum Türken" in Obersalzberg haben NS-Größen übernachtet, Hitler hielt dort Reden. Nun soll es verkauft werden: mit einem Geschmacklos-Slogan.
Hotel
Foto: Peter Kneffel/dpa
Foto: Peter Kneffel/dpa

Das Hotel „Zum Türken“ im bayerischen Obersalzberg hat eine schaurige Vergangenheit. Adolf Hitler hielt dort früher Reden, Nazi-Größen wie Herrmann Göring, Martin Bormann und Albert Speer quartierten sich ein – und unter dem Gebäude befindet sich eine Bunkeranlage, die regelmäßig von Touristen und Menschen mit rechter Gesinnung besichtigt wird. Nun steht das Hotel zum Verkauf, beworben wird es mit geschmacklosen Worten.

Das Auktionshaus „Sotheby’s“ bietet die Immobilie zum Preis von 3,65 Millionen Euro an und schreibt auf seiner Website dazu: „Das denkmalgeschützte Hotel mit einem Anbau und einem Kiosk befindet sich auf einem außergewöhnlich schönen Grundstück in traumhafter und ruhiger Lage am Obersalzberg.“ Außerdem habe das ursprünglich 1911 erbaute Hotel „seinen Charme bewahrt und man spürt absolute Nostalgie, wenn man das Haus zum ersten Mal betritt“.

Das Gebäude grenzte damals an den „Berghof“, Hitlers früherem Alpendomizil, das der Freistaat Bayern 1952 hat sprengen lassen. Das Hotel „Zum Türken“ blieb unbeschädigt und gelangte nach dem Krieg sogar wieder in private Hände.

Gerade aufgrund der Bunkeranlage, die schon lange auch eine wenig überraschende Anziehungskraft auf Rechtsradikale ausübt, hat Karl Freller, Vizepräsident des bayerischen Landtags und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die Sorge, dass das Anwesen in die Hände der „Falschen“ gelangen und missbraucht werden könnte. „Es darf keine Wallfahrtsstätte auf dem Obersalzberg entstehen“, sagt Freller dem „Donaukurier“.

https://www.tonight.de/?p=67564

Die mögliche Nutzung des Hotels sei zunächst „zweitrangig“, findet Freller. Wenn es die Chance zum Erwerb gebe, müsse gehandelt werden. Ein Vorkaufsrecht hat der Freistaat jedoch nicht. Der Verfassungsschutz sieht momentan keine Gefahr: „Es liegen derzeit keinerlei Erkenntnisse vor, dass Rechtsextreme eine Kaufabsicht kommuniziert hätten.“

Das Auktionshaus erwähnt die Vergangenheit der Immobilie und die unterirdische Bunkeranlage jedenfalls mit keinem Wort. Stattdessen teilt „Sotheby’s“ mit: „Es gibt zahlreichen Interessenten.“

https://www.tonight.de/?p=65235

Andere alte Nazi-Gebäude hat der Freistaat übrigens gar nicht erst auf den Markt kommen lassen. In Hitlers früherer Wohnung am Münchner Prinzregentenplatz befindet sich heute ein Polizeirevier und in der Villa des früheren Reichspressechefs Max Amann am Tegernsee ist das Bildungswerk der Bayerischen Staatsregierung untergebracht.