Aufregung nach Mordfall in Rom: Verdächtigem werden die Augen verbunden

Die Augen verbunden, die Hände auf dem Rücken gefesselt: Der Umgang mit einem unter Mordverdacht stehenden US-Bürger hat eine hitzige Debatte ausgelöst.
Foto: Italian Carabinieri/dpa
Foto: Italian Carabinieri/dpa

Die Augen verbunden, die Hände auf dem Rücken gefesselt: Der Umgang mit einem unter Mordverdacht stehenden US-Bürger in Italien hat eine hitzige Debatte ausgelöst.

Der 18-Jährige und ein 19 Jahre alter Amerikaner waren festgenommen worden, weil sie in der Nacht auf Freitag in Rom einen Polizisten erstochen haben sollen. Am Sonntag veröffentlichten italienische Medien ein Foto des 18-Jährigen in einem Vernehmungsraum der Carabinieri, das den jungen Mann mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl sitzend und mit einem Band um seine Augen zeigt.

Wie mit dem Verdächtigen umgegangen worden sei, sei in keiner Weise tolerierbar, sagte Carabiniere-Kommandant Francesco Gargano dem Radio Rai am Montag. Es werde ermittelt, wer das Foto gemacht und an die Medien weitergegeben habe.

Regierungschef Giuseppe Conte erklärte am Sonntag auf Facebook, dass die Versetzung des Polizisten, der für den Vorfall verantwortlich gemacht werde, veranlasst worden sei. Conte sprach von einer „unangebrachten Behandlung“ des Tatverdächtigen und warnte davor, auf der „Welle der emotionalen Reaktionen“ zu reiten.

Innenminister Matteo Salvini hingegen erklärte: Wer sich darüber beschwere, dass einem Festgenommenen die Augen verbunden würden, „den erinnere ich daran, dass das einzige Opfer, um das zu weinen ist, ein Mann, ein Sohn, ein Ehemann von 35 Jahren ist, ein #Carabiniere, ein Diener des Vaterlandes“.

Nach Angaben der Carabinieri sind die jungen Männer geständig. Der Fall bestimmt die italienischen Schlagzeilen seit Tagen. Zunächst hatten die Carabinieri angegeben, dass es sich bei dem Täter wahrscheinlich um einen Nordafrikaner gehandelt habe, was scharfe Reaktionen auslöste. Der Fall bestimmt die italienischen Schlagzeilen seit Tagen. An diesem Montag sollte die Beisetzung des Polizisten stattfinden.

War es Notwehr?

Einer der zwei verdächtigen US-Amerikaner von einer Tat aus Notwehr. Der Jugendliche gab laut Gerichtsunterlagen an, den Polizisten aus Angst niedergestochen zu haben, selbst erwürgt zu werden.

Das geht aus Dokumenten der Richterin Chiara Gallo hervor, mit denen diese eine weitere Untersuchungshaft für die 18 und 19 Jahre alten Verdächtigen anordnete. Der tote Polizist wurde derweil in seiner Heimatstadt Neapel beigesetzt.

Mario Cerciello Rega war am Freitag gestorben, nachdem elf Mal in der Nähe eines Hotels auf ihn eingestochen worden war, wo die Teenager übernachteten. Zu dem Zeitpunkt ermittelte der Polizist wegen eines schiefgegangenen Drogendeals. Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Polizisten mit einem Messer attackiert zu haben. Der 18-Jährige steht unter Verdacht, einen Kollegen des Opfers geschlagen zu haben.

In ihrer Anordnung schrieb Gallo, der Hauptverdächtige habe den Behörden gesagt, Druck auf seinem Nacken gespürt und dann auf Rega eingestochen zu haben. Auf der Haut des Jugendlichen seien aber keine Druckspuren nachgewiesen worden, so Gallo. Der 18-Jährige wiederum habe den Ermittlern gesagt, von dem Zwischenfall nichts gewusst zu haben, bis ihm der andere Stunden später im Hotel gesagt habe, „ein Messer benutzt“ zu haben. Bei beiden Amerikanern gebe es eine „totale Abwesenheit von Selbstkontrolle“ und sie seien hochgefährlich, entschied die Richterin.

Die Familie des 19-jährigen Kaliforniers gab bekannt, ein US-Diplomat habe den Jugendlichen kurz treffen können. Sie sei dankbar, dass er medizinisch versorgt werde. Es gebe viel, dass die Angehörigen noch nicht erfahren hätten. Der Junge sei weder vorbestraft noch in der Schule je verwarnt worden.

dpa