Aufklappbares Smartphone: Das neue Samsung Fold: Was es kann, was es kostet

Samsung bringt das Smartphone, das man zu einem Tablet aufklappen kann, tatsächlich auf den Markt. Es ist alles andere als billig.
Foto: dpa/Eric Risberg
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Samsungs Galaxy Fold ist der Beginn einer ganz neuen Smartphone-Klasse. Es ist kein Smartphone, aber mehr als ein reines Tablet. Und doch vereint es die Vorzüge beider Geräteklassen. Zusammenfalten kann man das ab dem 3. März für rund 2000 Euro angebotene Gerät auch noch. Vielleicht ist das sogar der nächste Evolutionsschritt des Smartphones.

Herzstück des Fold ist das 7,3 Zoll große, faltbare Innen-Display, genannt Infinity Flex. Es lässt sich beinahe ganz flach aufeinanderfalten, nur ein kleiner Spalt bleibt am Scharnier zurück. Dazu gibt es ein kleineres Display an der Außenseite.

Diese Bauweise gibt Nutzern ganz neue Möglichkeiten. So lässt sich das Fold wie ein normales Smartphone mit einem schmalen und dafür hohen Bildschirm nutzen. Aufgeklappt ist es ein handliches Tablet mit 7,3 Zoll Displaydiagonale im Format 4,2:3. Beide Nutzungsmodi erlauben ohne große Unterbrechung den Wechsel zum jeweils anderen – und zurück.

Sucht man auf dem kleinen Display zum Beispiel eine Adresse auf der Karte, wird sofort nach dem Aufklappen ein größerer Kartenausschnitt mit mehr Details auf dem großen Display angezeigt. Oder der Instagram-Feed erstrahlt in bislang unbekannter Schönheit. Wer mag, kann auch bis zu drei App-Fenster simultan und nebeneinander auf das Display packen. So muss keiner mehr zwischen Apps hin und her wechseln, um Daten zu übernehmen. Auch in Videospielen oder beim Fotografieren ist ein nahezu nahtloser Wechsel zwischen dem kleinen und großen Display möglich.

Bis zum Verkaufsstart sollen die meisten Android-Apps dieses App-Continuity genannte Wechseln zwischen den Displaymodi unterstützen.

Ein Smartphone zum Falten wirft viele Fragen auf. Wie haltbar mag das wohl sein? Im Praxistest beim Vorstellungstermin in London macht das Fold einen stabilen Eindruck. Geschlossen und offen rastet es fest ein, die Geräteteile bewegen sich nur minimal zueinander. Bis zu 200 000 Mal soll sich das Scharnier ohne Murren knicken lassen.

Auch das Display soll durch das Öffnen und Schließen keinen Schaden nehmen. Die Knickstelle des aus Polyimiden gefertigten Kunststoffdisplays ist im Alltag nahezu unsichtbar. Fühlen kann man sie, bei hellen Hintergründen manchmal auch ein wenig sehen. Nach Herstellerangaben wäre sogar ein flaches Aufeinanderfalten möglich. Dann wäre die Knickstelle aber deutlich auffälliger.

Und was steckt im Inneren? Zunächst einmal zwei Akkus, einer in jedem Geräteteil. Noch lassen sich Smartphone-Batterien nicht falten. Dazu gibt es einen Chip von Qualcomm mit acht Kernen, 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 512 GB internen Speicher. Per Fingerabdruckscanner an der Gerätekante wird das Fold entsperrt. Eine spätere Version des Fold soll auch in zukünftigen 5G-Netzen funken können.

Für Fotos stehen sechs Kameras zur Verfügung. Als Hauptkamera dient der Drilling aus Weitwinkel, Normallinse und Zoom, der auch in Samsungs Galaxy S10 steckt. Ins große Display ragt eine Doppelkamera für Selfies und Videokonferenzen. Über dem Außendisplay sitzt eine einzelne Kamera.

Im Test schlägt sich die Kombi gut. Der Wechsel zwischen den Betriebsmodi gelingt intuitiv, der Multi-App-Modus bietet echten Mehrwert. Dazu ist das Galaxy Fold überraschend stabil. Ist das Scharnier einmal eingeschnappt, wackelt es nur bei etwas rabiatem Rütteln. Auch das flexible Display ist von erstaunlich guter Bildqualität. Farbe und Blickwinkelstabilität stimmen.

Eine Unbekannte in der Falt-Gleichung dürfte die Oberfläche des Flex-Displays sein. Sie ist nur aus Kunststoff, und es ist fraglich, wie sehr sie im Vergleich zu Glas-Displays anfällig für Kratzer ist. Gerade auf lange Sicht.

Ob sich die Falt-Phones durchsetzen? Das Marktforschungsinstitut Gartner sieht vor allem den hohen Preis als Hemmschwelle für viele Käufer. Auch Samsung sieht eher Chancen beim Klientel mit dem etwas dickeren Geldbeutel. Technikbegeisterte, die auch 8K-Fernseher kaufen, heißt es.

Bis zu fünf Prozent des Hochpreissegments räumen die Analysten den faltbaren Smartphones bis 2023 ein. Und mit dem Huawei Mate X steht auch schon der erste Konkurrent für das Galaxy Fold in den Startlöchern. Das ebenfalls für dieses Jahr angekündigte Gerät soll rund 2300 Euro kosten. Mittelfristig rechnet Gartner mit mehr Modellvielfalt und fallenden Preisen – wie bei allen neuen Technologien bislang.

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(dpa)