Auch die Stadt feiert das Projekt: Diese Dame steckt hinter dem schönsten Schlagloch

Ein Mönchengladbacher Mini-Krater ist jüngst weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Und zwar als "Schönstes Schlagloch Deutschlands".
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Ein Mönchengladbacher Mini-Krater ist jüngst weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Als „Schönstes Schlagloch Deutschlands“ feierte das Internet ein Loch mitten auf der Straße. Mittlerweile wird das Projekt sogar unterstützt von einem „Komitee zur Rettung und Erhaltung schöner Schlaglöcher“.

Die Verwandlung vollzieht sich im Schutz der Dunkelheit. Über Mönchengladbach ist der Abend hereingebrochen, als sich in einer Parkbucht an einer Straße im Norden der Stadt am Niederrhein etwas tut. Aus einem Schlagloch, dem Inbegriff städtischer Zerfallserscheinungen, wird ein Kunstwerk – ein Goldfischteich.

Die Künstlerin legt ihre Anonymität ab

Es ist eine kuriose Geschichte, die Maren Dörwaldt erlebt hat. „Das hätte nun wirklich niemand gedacht“, sagt die 33-Jährige. Erst kürzlich hat sie ihre Anonymität abgelegt und öffentlich erklärt: Das war ich. Ich habe das Schlagloch verschönert. Vorher war sie sich bei der Sache zu unsicher: „Ich wusste ja nicht, dass die Stadt es mit so viel Humor aufnimmt, wie sie es letztendlich getan hat.“

Was ist passiert? Maren Dörwaldt erzählt es so: Schon vor einiger Zeit hatte sie ein Schlagloch entdeckt in Mönchengladbach. Es war rund und tief, es weckte ihre Kreativität. Dörwaldt ist nebenher Künstlerin, sie denkt an einen Teich. „Ich finde es nett, wenn die Leute über eigentliche Ärgernisse lächeln müssen“, sagt sie.

Projekt „Sommerloch“

Das Problem: Das Loch liegt mitten auf der Straße. In einer Parkbucht findet sie aber bald den perfekten Ort für ihr Vorhaben. In dem Schlagloch modelliert sie eine idyllische Teich-Landschaft: Sie setzt eine Goldfischfigur ein und drapiert Pflänzchen und Muscheln. Dann überzieht sie das Ensemble mit durchsichtigem Harz. Das Werk ist fertig. Auf Instagram schreibt sie dazu „#Projekt_Sommerloch“. 

Wenig später berichten Medien. „Das wohl schönste Schlagloch der Stadt“, schreibt die „Rheinische Post“, „Bild“ nennt es kurz darauf „das schönste Schlagloch in NRW“. Und die örtlichen Straßenbetriebe geben eine Mitteilung über „Deutschlands schönstes Schlagloch“ heraus.

Das Erstaunliche daran: Die „Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe“ sind eigentlich so etwas wie der natürliche Feind des ganzen Projekts. Sie sollen die Straßen in Ordnung halten – zu den Kernkompetenzen zählt es daher, Schlaglöchern möglichst zügig den Garaus zu machen. Auch für die Parkfläche gab es bereits den Auftrag für Verfüllungen. Mehrmals zogen die Arbeiter unverrichteter Dinge ab, weil alles zugeparkt war. 

Das Kunstwerk bleibt

Die Geschichte endet aber anders, als man befürchten musste: Die Straßenbetriebe rühren das Loch nicht an. „Nach Inaugenscheinnahme der Situation vor Ort“ sei die Entscheidung gereift, „diese besondere Gestaltungsidee zu unterstützen“, formuliert eine Sprecherin. 

Zur Rettung trägt bei, dass sich mittlerweile die Kommunalpolitik für das Schlagloch stark macht. „Den Leuten hat es einfach Spaß gemacht. Und das ist in dieser Welt nun ja auch nicht das Schlechteste“, sagt Ulrich Elsen von der örtlichen SPD. Der 64-Jährige sitzt seit 1989 im Stadtrat. Als er von dem Schlagloch hört, ruft er mit einem CDU-Kollegen ein „Komitee zur Rettung und Erhaltung schöner Schlaglöcher“ ins Leben. 

Die Botschaft des Schlaglochs geht über Mönchengladbach hinaus

Für Elsen ist die ganze Sache mehr als ein Sommerloch. Ihm gefällt, dass ein Missstand zur Abwechslung mal mit Humor gelöst wurde. „Wenn man so mit anderen Themen auch mal umginge, vielleicht wäre dann auch die Lösung einfacher“, sagt er. „Wir blasen ja manchmal Themen, die sich relativ leicht darstellen lassen, auf, als stünde die Sintflut vor der Tür.“ Die Botschaft des Schlaglochs geht weit über Mönchengladbach hinaus: Macht euch doch mal ein bisschen locker. 

Das Loch soll nun bald so aufgefüllt werden, dass der Teich noch zu sehen ist, Autos aber sicher drüberfahren können. Die Straßenbetriebe suchen noch nach dem perfekten Produkt. Man habe keine Referenzen – „weil es sich um eine Premiere handelt“.

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(dpa)